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Mehr noch als in den Vorjahren hat die schwere Krise der Chemieindustrie in Deutschland ihre Schatten auf die Jahreskonferenz des VAA Anfang November 2025 geworfen. Auch die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus zahlreichen VAA-Communitys haben sich in Essen darüber ausgetauscht. Gleichzeitig haben Vorträge und Diskussionen neue Wege für die Branche aufgezeigt, der Krisensituation durch Innovationsmut zu trotzen und mehr persönlichen Optimismus für eine kraftvolle Gestaltung der Zukunft zu wagen.
Vor dem Hintergrund der Krise in der Chemie hat die 1. Vorsitzende des VAA Dr. Birgit Schwab in ihrer Rede klare Worte gefunden: „Diese Regierung tut sich schwer, Führung zu zeigen – vor dem Hintergrund eines realen Krieges in der Ukraine und einer Zeit, in der es wie selten zuvor auf Klarheit und Tempo ankommt.“ Allerdings hütete sie sich ausdrücklich davor, einen in vielen Medien als unaufhaltsam bezeichneten Niedergang heraufzubeschwören. „Es gibt viele Gründe, Deutschland immer noch als ein Land zu sehen, das aus eigener Kraft die Weichen stellen kann, um zum wirtschaftlichen Wachstum zurückzukehren.“ Man sei durchaus in der Lage zu Reformen und habe großartige Unternehmerinnen und Unternehmer sowie nach wie vor eine exzellente Forschungs- und Produktionsinfrastruktur. Die Politik sei klar in der Pflicht, endlich zu handeln, aber auch auf die Fach- und Führungskräfte komme es an: „Wir spüren ein wieder erstarktes Wirgefühl. Das stimmt mich hoffnungsvoll. Vor uns liegen echte Führungsaufgaben.“
Konkrete Aufgaben und Schwerpunktthemen der Verbandsarbeit wurden auf der Jahreskonferenz ebenfalls besprochen, beispielsweise aktuelle Entwicklungen rund um das Projekt „VAA next“ sowie die Betriebsrats- und Sprecherausschusswahlen 2026. Die 1. VAA-Vorsitzende Schwab dazu: „Auch 2026 werden wir unsere Mandatsträgerinnen und Mandatsträger in Betriebsräten und Sprecherausschüssen mit aller Kraft unterstützen.“ Der VAA werde über Seminare und Veranstaltungen den geeigneten Rahmen für seine Mitglieder zum Austausch bieten. „Auch im kommenden Jahr der Krise werden wir unsere Beratungsaktivitäten weiter ausbauen, Kooperationen und Partnerschaften vorantreiben und Themen von gesellschaftspolitischer Relevanz aufgreifen.“
Höchst relevant, wenn auch krisenbedingt in den Hintergrund gerückt, bleibe mehr denn je der Klimaschutz, betonte der britische Experte Denis Hicks in seinem Vortrag zur Zukunft der Europäischen Chemieindustrie und der Bedeutung des Klimaschutzes beim Weg aus der Krise. Hicks hat über 40 Jahre Erfahrung als internationale Führungskraft in der Chemie und ist Mitglied des Fachkomitees zur Nachhaltigen Energie der UN-Wirtschaftskommission für Europa.
Zum Abschluss der Konferenz hat Matthias Stammen von der Gateway Factory die Chancen für die Wirtschaft durch den Aufbau einer starken Start-up-Kultur in Deutschland aufgezeigt. Nicht umsonst setzt der VAA mit dem aktuellen Jahrbuch auch dieses Jahr wieder auf die junge Generation. „Wir setzen auf diejenigen, die mit Mut und Intelligenz neue Unternehmen in Chemie, Pharma und anderen Naturwissenschaften gründen“, resümiert Birgit Schwab. „Wir tun das auch, weil wir glauben, dass wir Fach- und Führungskräfte von den Start-ups eine Menge lernen können.“ Schwab warf auch einen Blick auf die Wege, mit denen sie Erfolge erreichen – „über die Entfesselung von Innovationen, über Agilität und über den Fokus auf Nachhaltigkeit“.
Stephan Gilow, Hauptgeschäftsführer des VAA: „Die Zeiten für unsere Branche sind so hart und existenziell bedrohlich wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Das sollte uns allen bewusst sein – und wir als VAA sehen uns gerade in diesen schwierigen Zeiten als Rückhalt für unsere Mitglieder. Als solcher werden wir gemeinsam Lösungen für ihre Probleme finden, uns einmischen und weiter aktiv mitgestalten.“
Welche exzellenten Ideen haben das Zeug, den Sprung aus dem Labor in die industrielle Anwendung zu schaffen? Antworten liefern vier herausragende Nachwuchsforschende, die am 7. November 2025 auf der VAA-Jahreskonferenz in Essen mit dem Exzellenzpreis der VAA Stiftung ausgezeichnet wurden. Mit ihrer Forschung bringen sie zentrale Zukunftsthemen voran – von neuartigen Funktionspolymeren und Energieumwandlungstechnologien über die Modellierung von Flüssigkeitssystemen bis hin zu Suprapartikeln als Informationsträger.
Mit dem Exzellenzpreis zeichnet die VAA Stiftung jedes Jahr junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für herausragende Forschungsarbeiten in den Bereichen Chemie, Pharmazie und Verfahrenstechnik aus. „Wir wollen erhalten, was uns stark gemacht hat: die Verbindung von guter Wissenschaft und einer starken Industrie“, betonte der Vorsitzende des Kuratoriums der VAA Stiftung Dr. Thomas Fischer. Auch in einer Krise seien Wissenschaft und Wirtschaft zu Höchstleistungen fähig. „Innovation ist der Schlüssel für eine starke Industrie in Deutschland: Wer heute exzellente Ideen fördert, legt das Fundament dafür, dass wir morgen wettbewerbsfähig bleiben.“ Diese Ideen seien die Bausteine für die Welt von morgen, so der VAA-Ehrenvorsitzende.
Die jeweils mit 5.000 Euro dotierten Preise gingen in diesem Jahr an Dr. Maximilian Baur (Universität Konstanz) für seine Dissertation zur katalytischen Synthese ketofunktionalisierter Polyethylen-Materialien, Dr. Ieva A. Cechanaviciute-Misiune (Ruhr-Universität Bochum) für ihre Dissertation zur Entwicklung komplex zusammengesetzter Materialien für elektrokatalytische Energieumwandlungsreaktionen, Dr. Joe Hajjar (Karlsruher Institut für Technologie) für seine Dissertation zum dynamischen Modellieren reaktiver, nicht-uniformer Flüssigkeitssysteme sowie Dr. Jakob Reichstein (Universität Erlangen-Nürnberg) für seine Dissertation zu Suprapartikel-Designs als mikrometerkleine Informationsträger. Reichstein, Cechanaviciute-Misiune und Hajjar nahmen den Preis persönlich entgegen.
Jedes Jahr entscheidet das Kuratorium der VAA Stiftung über die Preisträgerinnen und Preisträger. 2025 bestand die Jury aus Prof. Sabine Beuermann (TU Clausthal), Prof. Stefan Buchholz (Uni Stuttgart), Prof. Ralf Dohrn (TU Hamburg), dem Kuratoriumsvorsitzenden Dr. Thomas Fischer (VAA), Prof. Andreas Jupke (RWTH Aachen), dem ehemaligen Geschäftsführer der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) Prof. Wolfram Koch sowie Prof. Thomas Martin (Dottikon ES AG und Uni Konstanz). Ende 2025 sind die Gründungsmitglieder Buchholz und Martin aus dem Kuratorium ausgeschieden. Neu hinzugekommen sind die Stellvertretende GDCh-Präsidentin Prof. Sabine Becker (RPTU Kaiserslautern) und Prof. Sonja Herres-Pawlis (RWTH Aachen).
In der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland erreichen Frauen inzwischen ähnlich häufig leitende Positionen wie Männer. Zu diesem Ergebnis kommt die Chancengleichheitsumfrage des VAA. Der Verband der Fach- und Führungskräfte in Chemie und Pharma hat die Umfrage im Sommer 2025 zum achten Mal durchgeführt.
In der Altersgruppe der 44- bis 51-Jährigen gaben im Rahmen der VAA-Umfrage zur beruflichen Situation weiblicher und männlicher Fach- und Führungskräfte 29 Prozent der Frauen und 28 Prozent der Männer an, leitende Angestellte zu sein. Bei den Teilnehmenden unter 44 Jahren lag der Anteil der Leitenden bei den Frauen mit 15 Prozent höher als bei den Männern (elf Prozent), in der Altersgruppe ab 52 Jahren waren dagegen Männer häufiger leitende Angestellte.
„Erstmals in der Geschichte der VAA-Chancengleichheitsumfrage seit 1990 sind in einer Altersgruppe mehr Frauen als Männer in einer leitenden Position tätig“, so VAA-Hauptgeschäftsführer Stephan Gilow. „Aus unserer Sicht zeichnet sich hier eine Trendwende in der Geschlechterstruktur der Chemie- und Pharmabranche ab.“ Gleichzeitig gebe es in anderen Bereichen noch viel Nachholbedarf: „Der Anteil der Personen, die in Teilzeit arbeiten oder gearbeitet haben, ist bei den Frauen noch immer um ein Vielfaches höher als bei den Männern“, so Gilow. „Da Teilzeit in aller Regel für elterliche Aufgaben oder die Pflege von Angehörigen genommen wird, zeigt sich hier nach wie vor ein starkes Ungleichgewicht bei der Verteilung der Familienarbeit.“ Der VAA werde weiterhin dafür eintreten, dass die Karriereentwicklung während und nach einer Teilzeittätigkeit nicht beeinträchtigt werde.
Auch beim Erleben von Leistungsdiskriminierung am Arbeitsplatz zeigt die VAA-Chancengleichheitsumfrage erhebliche Geschlechterunterschiede auf: Rund ein Drittel der Frauen, aber nur jeder zehnte Mann glaubt, dass Merkmale wie das eigene Geschlecht oder Alter bei der Einschätzung der persönlichen beruflichen Leistung in der Vergangenheit großen Einfluss hatten.
Der VAA führt die Umfrage zur beruflichen Situation weiblicher und männlicher Fach- und Führungskräfte seit 1990 alle fünf Jahre durch. An der Chancengleichheitsumfrage 2025 beteiligten sich mehr als 1.100 VAA-Mitglieder, rund ein Drittel davon Frauen.
Elterliche Aufgaben sind immer noch der wichtigste Grund für Teilzeitarbeit, insbesondere bei Frauen.
Von der Bilanzanalyse über die Weltwirtschaft bis zum Networking: Bei der VAA-Aufsichtsrätetagung im September 2025 in Aachen haben 25 Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräte aus dem VAA über Kennzahlen, globale Trends und die Rolle von Führung in Zeiten des Wandels diskutiert. Begrüßt wurden die Aufsichtsratsmitglieder aus der Chemie- und Pharmabranche sowie weiteren DAX-Unternehmen von Dr. Roland Fornika, VAA-Vorstandsmitglied und Vorsitzender der VAA-Kommission Aufsichtsräte, und VAA-Hauptgeschäftsführer Stephan Gilow.
Am 26. und 27. September sind 25 Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräte zur VAA-Aufsichtsrätetagung in Aachen zusammengekommen. Ziel war es, sich fachlich weiterzubilden und den Austausch untereinander zu vertiefen.
Den Auftakt gestaltete Nikolaj Schmolcke, Trainer für bilanzielles Verständnis und Bestsellerautor, mit seinem Vortrag „Kennzahlen und Bilanzanalyse für Aufsichtsräte“. Mit anschaulichen Beispielen zeigte er, dass auch ohne betriebswirtschaftliches Studium ein tiefer Einblick in Abschlüsse möglich ist. Sein Motto: „Man muss nicht Maschinenbau studieren, um Auto fahren zu können – und kein BWL, um Abschlüsse zu verstehen.“ Die praxisnahen Impulse boten Orientierung für die Aufsichtsratsarbeit. „Mit etwas Theorie und klarem Blick vermittelte er uns in seinem sowohl lehrreichen als auch unterhaltsamen Beitrag auf einfache Weise, wie Jahresabschlüsse auf Krisensignale hin abgeklopft werden können – ganz ohne Taschenrechner“, so VAA-Vorstandsmitglied Dr. Roland Fornika.
Am zweiten Tagungstag sprach Prof. Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, über die großen Veränderungen der Weltwirtschaft und deren Auswirkungen auf deutsche Unternehmen. Trotz der aktuellen Herausforderungen betonte Kooths, dass Deutschland durch kluge Maßnahmen die Weichen für eine stabile Zukunft stellen könne. „Prof. Kooths verstand es zu jeder Zeit, uns mit seiner analytischen Schärfe und ökonomischen Tiefgang durch die Turbulenzen der aktuellen Weltwirtschaft zu navigieren“, resümierte Fornika. „In beeindruckender Weise zeigte er uns die Zusammenhänge zwischen sich aktuell darstellenden Tendenzen etwa in den Bereichen Zollpolitik, Fehlanreize im Geldmarkt und Kreditwesen, Regulierung oder makroökonomische Ungleichgewichte und der sich daraus ergebenden Problemfelder auf.“
Im Rahmen der Tagung ist Dr. Eva-Maria Borchert von Sanofi von Fornika in seiner Funktion als Vorsitzender der Kommission Aufsichtsräte nach vielen Jahren Mitgliedschaft in der Kommission verabschiedet worden. Er dankte ihr für den intensiven Austausch der vergangenen Jahre. Ihre Nachfolge übernimmt Dr. Caroline Seiz, ebenfalls von Sanofi.
Dr. Roland Fornika, VAA-Vorstandsmitglied und Aufsichtsratsmitglied bei Röhm: „Für unsere VAA-Mitglieder, die Aufsichtsratsmandate in ihren Unternehmen arbeitnehmerseitig wahrnehmen, bot sich erneut eine sehr gute Möglichkeit, ihr Wissen für die Tätigkeit im Aufsichtsratsgremium zu ergänzen beziehungsweise auf dem neuesten Stand zu halten. Und dies gelingt uns in erster Linie durch die Auswahl erstklassiger Referentinnen und Referenten.“
Über Wahlen, Mitwirkung und KI haben rund 30 Teilnehmende auf der Sprecherausschusskonferenz des VAA diskutiert. Am 20. und 21. November 2025 in Köln standen sieben praxisnahe Vorträge im Mittelpunkt: Karriereexperte Stefan Müller sprach über Angst im beruflichen Kontext, VAA-Jurist Christian Lange über die Sprecherausschusswahlen 2026 und Katja Rejl präsentierte die Ergebnisse der Sprecherausschussumfrage 2025. Dirk Daveluy, Vorsitzender des Sprecherausschusses bei RWE, gab Einblicke in die praktische Arbeit, während VFF-Vorstandsmitglied Gerhard Kronisch die Mitwirkungsrechte beleuchtete.
„Es war wieder ein intensiver und interessanter Austausch zur Organisation und Inhalten der Arbeit der Sprecherausschüsse in bewegten Zeiten – die Zukunftshemen stets im Blick.“ Stefan Ladeburg, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VAA.
„Es war wieder ein intensiver und interessanter Austausch zur Organisation und Inhalten der Arbeit der Sprecherausschüsse in bewegten Zeiten – die Zukunftshemen stets im Blick.“
Stefan Ladeburg, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VAA.