Lehmanns Destillat

Erik Lehmann hat das Wort

Erik Lehmann
Foto: Robert Jentzsch

Durchschnittlich nicht superreich

Der Sommer ist vorbei und es ist Zeit, Bilanz zu ziehen! Allgemein bekannt ist der Sommer ja für sein Loch, das es mit hanebüchenen Meldungen zu füllen gilt. Und mir fiel auf, dass es der Sommer der Studien war. Wussten Sie, dass jeder von uns 44,9 Jahre alt, 1,73 Meter groß und 77,7 Kilo schwer ist? Nee? Jetzt wissen Sie‘s. Das Bundesamt für Statistik hat mit der Studie „Der Durchschnittsmensch in Deutschland“ herausgefunden – und jetzt bitte ganz stark sein, liebe Leserinnen – die Durchschnittsfrau ist gut zweieinhalb Jahre älter als der Durchschnittsmann! Aber, und das möchte ich hier unbedingt hinzufügen: Man sieht es den Frauen nicht an!

Ach so, und falls Sie‘s noch nicht wussten: Der deutsche Durchschnittsmensch zieht mit 23,9 Jahren aus dem Elternhaus aus, geht mit 64,7 Jahren in Rente und bezieht diese dann 21,7 Jahre lang. Alle Details „zwischen den Jahren“ sind bitte im Selbststudium nachzulesen beziehungsweise durchzustehen.

Aber auch die Studie der DKV ließ aufhorchen. Die fand nämlich heraus, dass wir Deutschen so viel sitzen wie noch nie. Und damit sind nicht nur unsere Jüngsten (also die Pisatrottel) gemeint, die immer häufiger sitzen bleiben, oder die stetig steigende Zahl an Alkoholkranken, die gern mal einen Sitzen haben – nein, auch mit dieser Studie sind wieder alle gemeint. Zehn Stunden und dreizehn Minuten sitzen wir pro Tag. Nicht gut!

Obwohl: Sitzen ist an einem Ort unabdingbar oder zumindest geboten. Und zwar für beide Geschlechter – auf der Toilette. Nur zu lange sollte man den Lokus nicht beehren, denn US-Forscher verkündeten nun, dass die Smartphonenutzung auf der Toilette das Risiko für Hämorrhoiden um 46 Prozent erhöht. 125 Studienteilnehmende haben sich dafür einer Darmspiegelung unterzogen. Jesses! Was gab‘s denn als Entschädigung: Lebenslang kostenfreies WLAN? Ergebnis: Mehrmals die Woche bis zu fünf Minuten oder länger mit dem Handy auf der Toilette und schon hat man … na ja, Sie wissen schon. Aber man soll ja eh nicht so viel Smartphone … außer es gibt interessante Studien zu lesen. Wie diese: UNICEF fand heraus, dass erstmals mehr Kinder übergewichtig sind als unternährt. Während die Unterernährung um etwa ein Viertel auf 9,2 Prozent zurückgegangen ist, stieg der Anteil der übergewichtigen Minderjährigen auf das Dreifache (9,4 Prozent). Schlimm! Aber immerhin, der weltweite Hunger scheint besiegt zu sein und wurde gleich durch Fettleibigkeit ausgetauscht. Bei genauerem Hinsehen merkt man aber: Mangelernährung führt zu falscher Ernährung. Und Armut führt zum Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel, die Obst, Gemüse und Proteine ersetzen. Und das wusste schon Marie Antoinette, der gern das berühmte, aber falsch zugeschriebene Zitat über den hungernden Pöbel angedichtet wird: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“

Apropos Eliten: Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Superreichen in Deutschland um 500 Personen auf rund 3.900. Dieser Personenkreis besitzt nun fast ein Drittel des gesamten deutschen Finanzvermögens. Und das ist mal ein Studienergebnis, wo keiner von uns mitgemeint ist. Sorry! Aber bitte kein Neid. Dieser Reichtum ist hart erarbeitet, also von den Vorfahren der heutigen Reichen. Denn deutsche Milliardäre profitieren überdurchschnittlich stark von Erbschaften – 71 Prozent ihres Vermögens sind nicht selbst erwirtschaftet, sondern geerbt.

Und weil Ungerechtigkeit zumindest gerecht verteilt sein sollte, ist nun noch einmal das Statistische Bundesamt dran. Das hat nämlich herausgefunden, dass sich jeder fünfte Deutsche keine Woche Urlaub leisten kann. Das sind 17,4 Millionen Menschen, die zwangsweise Urlaub auf Balkonien machen müssen. Dafür aber auch nicht im Stau stehen, sich die Kurtaxe sparen und auch keine 2,50 Euro pro Kugel Eis ausgeben müssen. Sprich: Wer arm ist, kann eine Menge sparen! Aber sei‘s drum. Freuen wir uns nun nach dem durchwachsenen Sommer auf den goldenen Herbst – oder wie die Regierung es vollmundig angekündigt hat: den Herbst der Reformen. Mal sehen, was der für unser aller Zukunftsplanungen bereithält. Es kann ja nur besser werden.

Mit seinen verschiedenen Kabarettprogrammen reist der Dresdner Kabarettist Erik Lehmann quer durch Deutschland und hat auch schon diverse Preise gewonnen. Unter dem Pseudonym Uwe Wallisch vertreibt der passionierte Hobbyimker zudem seinen eigenen Honig. Auf der Website www.knabarett.de ist Lehmann jederzeit käuflich und bestellbar. Honig gibt es auf uwes-landhonig.de.