Eiskalte Progression

Wer dem entgegenhält, eine Korrektur dieses Mechanismus sei nicht finanzierbar, will lediglich die Einnahmebasis für Ausgaben sichern, die tatsächlich nicht finanzierbar sind. Keine Frage: Die Haushaltskonsolidierung muss gerade angesichts der andauernden Eurokrise zügig vorangetrieben werden. Sie darf aber nicht durch verdeckte Steuererhöhungen zulasten der Arbeitnehmer finanziert werden. Das gilt umso mehr, weil die expansive Geldpolitik zur Bekämpfung der Staatsschuldenkrise in Europa mittelfristig deutlich höhere Inflationsraten zur Folge haben könnte, als wir sie in den letzten Jahrzehnten erlebt haben. Wenn folgerichtig die Löhne und Gehälter ebenfalls stärker steigen, droht aus der kalten sehr schnell eine eiskalte Progression zu werden.

Deshalb ist die von der Bundesregierung ebenfalls geplante Überprüfung der Progressionseffekte im Zwei-Jahres-Rhythmus zwar ein Schritt in die richtige Richtung, der jedoch nicht ausreicht. Die VAA-Delegierten haben bereits auf ihrer Tagung im Frühjahr 2008 eine automatische und regelmäßige Anpassung des Steuertarifs gefordert. Wer ein ehrliches und gerechtes Steuersystem will, kommt an diesem Schritt nicht vorbei. Andere Länder mit progressiven Einkommenssteuertarifen machen es vor – zum Beispiel die Schweiz. Dort ist der periodische Ausgleich der kalten Progression gesetzlich verankert.

Wenn die Verhandlungen im Vermittlungsausschuss über den Abbau der kalten Progression Ende November fortgesetzt werden, muss endlich Schluss sein mit der Parteipolitik auf dem Rücken der Steuerzahler. Wer höhere Steuern will, soll sich dazu klar bekennen – und nicht auf schleichende Mechanismen setzen.

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