Diversity: Erfolgsfaktor für Firmen
In der Chemie gibt es vielerorts noch Nachholbedarf bei der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Karriere. Im Interview mit dem VAA Newsletter erläutert die Vorsitzende der VAA-Kommission Diversity Dr. Monika Brink, warum sich ein familienfreundliches und
VAA Newsletter: Wie beurteilen Sie bei der Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere den Status quo in der Chemie?
Brink: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist absolut möglich. Der Knackpunkt ist die Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Da ist man einfach noch nicht so weit. Die Notwendigkeit, Frauen mehr einzubeziehen, wird noch nicht überall erkannt. Auch wird das Privatleben häufig noch nicht ausreichend respektiert. In vielen Unternehmen erwartet man von den Top-Führungskräften beispielsweise räumliche Flexibilität. Das wird aber vor allem dann schwierig, wenn beide Partner in der Familie arbeiten, womöglich noch in unterschiedlichen Branchen. Kinder allein sind aber nicht der Grund für eine fehlende Karriere. Es gibt viele kinderlose Frauen, die trotz hervorragender Qualifikation keine Karriere gemacht haben. Dies wird oft übersehen. Es ist ein sehr vielschichtiges Problem.
VAA Newsletter: Wo genau ist der Schnittpunkt zwischen Beruf und Karriere, der das berufliche Weiterkommen verhindert?
Brink: Man kann ohne Probleme arbeiten und zu Hause eine Familie haben. Man kann reduziert arbeiten und kann familienfreundliche Services wie die Koordination von Kitaplätzen oder die Essenmitnahme in Anspruch nehmen. Aber dass Mitarbeiter nach einer Auszeit oder Elternzeit bei Karriereschritten berücksichtigt werden, ist nach wie vor eine Ausnahme in der Branche. In vielen Unternehmen wird man beispielsweise während des Mutterschutzes und der Elternzeit von der Kommunikation ausgeschlossen. Dies ist zum Beispiel bei B. Braun Melsungen nicht der Fall. Das hat unsere Zusatzbefragung zur Befindlichkeitsumfrage 2013 ergeben. Zum Branchenstandard gehört das aber leider nicht. In anderen Unternehmen muss man den Laptop, das Firmenhandy und die Zutrittskarte zum Betriebsgelände abgeben. Gerade für die VAA-Klientel der AT-Angestellten und Leitenden ist das mit gemischten Gefühlen verbunden. Eigentlich möchte man sich zum Unternehmen zugehörig fühlen, darf aber nicht die gewohnten Arbeitsmittel behalten.
VAA Newsletter: Das ist dann auch indirekt ein Appell an die VAA-Mitglieder selbst, die ja häufig selbst Vorgesetzte sind.
Brink: Natürlich. Wir müssen im VAA Netzwerke bilden und uns austauschen, um zu sehen, wo es welche Programme gibt. Unternehmen wie B. Braun unterstützen ihre Mitarbeiter ja auch mit Geld, um die Abwesenheitszeiten so kurz wie möglich zu gestalten. Da gibt es eine Art Extra-Kindergeld. Das Gute ist, dass dort auch die Firmenspitze dahintersteht und die Führungskräfte aktiv anspricht. Auch in Sachen Elternzeit, die eben ausdrücklich auch Männern offensteht.
VAA Newsletter: Aber kommt es letztendlich nicht doch auf die harten wirtschaftlichen Zahlen an? Können sich Unternehmen so etwas auf Dauer leisten?
Brink: Ja. Man muss nur auf die richtigen Referenzen schauen. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist ein wesentlicher Aspekt für den Firmenerfolg. Wenn die Mitarbeiter gern arbeiten gehen, weil sie wissen, dass sie vom Unternehmen durch ein familienfreundliches Arbeitsumfeld unterstützt werden, dann sind sie hochmotiviert und leisten wesentlich mehr. Der wirtschaftliche Erfolg kommt dann automatisch. Es ist ja auch im Sinne der Firmen, die Mütter möglichst schnell wieder zu integrieren – man muss zum Beispiel nicht nach Ersatz suchen. Und viele Frauen wollen auch nicht komplett abgeschnitten werden vom Arbeitsgeschehen. Wenn der Kontakt gehalten wird und die Partner und Vorgesetzten mitmachen, kann die Motivation der Mitarbeiter durch das Zugehörigkeitsgefühl steigen und den Firmen bleibt das Knowhow erhalten. Wir sollten nicht vergessen: Teilzeitkräfte bringen ja stets 100 Prozent ihres Know-hows ein, selbst wenn sie nur 50 oder 60 Prozent arbeiten. […]
VAA Newsletter: Wie sieht es bei den Spitzenreitern im VAA-Unternehmensranking aus: Tun sie wirklich so viel oder sind die anderen so schlecht?
Brink: Schaut man sich die Noten der Zusatzbefragung zur Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere an, sind diese generell schlechter als bei der übrigen Befindlichkeitsumfrage. Das sind also Felder, bei denen noch mehr getan werden muss. Manche Firmen sind einfach schneller zur Erkenntnis gelangt, dass sie agieren sollten.
VAA Newsletter: Was gehört für Sie neben der Vereinbarkeit noch zu Diversity?
Brink: Diversity ist unglaublich vielschichtig, viel mehr als nur das Thema Männer und Frauen. Die Globalisierung bringt international zusammengesetzte Teams und damit auch das interkulturelle Verständnis mit sich. Ich finde zudem das Zusammenspiel von Jung und Alt wichtig. Auch als Verband brauchen wir mehr junge Mitglieder.
Eine <link https: pinko.vaa.de artikel single article_5122 external-link-new-window external link in new>ungekürzte Fassung des Interviews finden eingeloggte Mitglieder auf pinko.vaa.de.