Arbeitsfähigkeit: Schlüssel zum Erfolg
Die Leuphana Universität Lüneburg und der VAA kooperieren. Gemeinsam werden sie das Projekt „Arbeitsfähigkeit erhalten“ durchführen. Es verfolgt das Ziel, wichtige Einflussfaktoren auf die Arbeitsfähigkeit von Führungskräften und Beschäftigten zu indenti
VAA: Worum geht es beim Thema Arbeitsfähigkeit genau?
Voß: Arbeitsfähigkeit beschreibt nach dem finnischen Forscher Juhani Ilmarinen, inwieweit eine Person mit ihren persönlichen Ressourcen und bei den spezifischen Anforderungen des jeweiligen Arbeitsplatzes in der Lage ist, ihre Arbeit auszuführen. Zu den Ressourcen zählen beispielsweise körperliche, geistige und soziale Fähigkeiten, für welche die individuelle Gesundheit und die berufliche Qualifikation eine große Rolle spielen. Aber auch Einstellungen und die Motivation einer Person zählen zu den individuellen Ressourcen. Eine hohe Arbeitsfähigkeit resultiert aus einer größtmöglichen Übereinstimmung zwischen der Leistungsfähigkeit der Führungskräfte und der Beschäftigten und den konkreten Leistungsanforderungen des Arbeitsplatzes. Gemessen wird die Arbeitsfähigkeit über einen Fragebogen, in dem Führungskräfte und Beschäftigte ihre Arbeitssituation und ihre individuellen Ressourcen selbst einschätzen.
VAA: Warum ist das Thema derzeit so aktuell?
Voß: Die Arbeitsfähigkeit der Führungskräfte und Beschäftigten ist für Unternehmen und Organisationen eine entscheidende Voraussetzung für die eigene Leistungsfähigkeit. Die Dauer der Erwerbstätigkeit nimmt als Lebensabschnitt zu, gleichzeitig steigen die Arbeitsanforderungen und die Komplexität am Arbeitsplatz. Gerade Führungskräfte sind von dieser Steigerung der Komplexität in besonders hohem Maße betroffen, ändert sich doch das Marktumfeld und die interne Aufstellung der Unternehmen immer rascher. Die Arbeitsfähigkeit zu erhalten, ist also gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels für die Unternehmen der Chemiebranche relevant: Aufgrund des steigenden Durchschnittsalters der Beschäftigten und sinkender Arbeitnehmerzahlen ist es für die Unternehmen ein wichtiger Erfolgsfaktor, die Beschäftigungsquote Älterer zu erhöhen. Dies gelingt aber nur, wenn die Unternehmen aktiv etwas für die Arbeitsfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun. Genau hier setzt unser Forschungsprojekt an.
VAA: Welche Ziele verfolgt dabei das Forschungsprojekt?
Voß: Unser Ziel ist es, die Arbeitsfähigkeit von Beschäftigten genauer zu erfassen, als dies bisher mit den in Deutschland eingesetzten Instrumenten möglich war. Dafür haben wir den Work Ability Survey, der von Forschern der Monash Universität in Melbourne entwickelt wurde, an den deutschen Kultur- und Sprachraum angepasst. Wir haben nun ein Instrument, um Arbeitsfähigkeit in ihren einzelnen Facetten zu messen. Das bietet einen entscheidenden Vorteil: Wir können anhand des Work Ability Surveys ein genaueres Bild darüber bekommen, wie es um die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten bestellt ist. Darüber hinaus können wir auch feststellen, in welchen für die Arbeitsfähigkeit relevanten Bereichen akuter Handlungsbedarf besteht, um die Arbeitsfähigkeit zu erhöhen.
Zum Beispiel physische Gesundheit oder Unterstützung durch Vorgesetzte oder Kollegen. Der Einsatz des Work Ability Survey liefert Führungskräften also ganz konkrete Ansatzpunkte. Er zeigt auf, was sie dafür tun können, um die Arbeitsfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern.
VAA: Wie genau sieht dabei die Kooperation mit dem VAA aus?
Voß: Für die Kooperation mit dem VAA ist ein zweistufiges Vorgehen geplant. Zunächst soll in einer ersten Befragung der Work Ability Survey (WAS) erstmalig in Deutschland zum Einsatz kommen und parallel hierzu die Arbeitsfähigkeit auch mittels des in Deutschland seit Jahren etablierten Work Ability Index (WAI) erfasst werden. Die Parallelbefragung soll ab Herbst dieses Jahres durchgeführt werden. Dieser parallele Einsatz beider Messinstrumente ist ein wichtiger Schritt bei der wissenschaftlichen Entwicklung eines neuen Fragebogens, um seine Messeigenschaften untersuchen und seine Gültigkeit wissenschaftlich fundiert nachweisen zu können. In einer zweiten Stufe Anfang 2014 soll die Befragung von Mitgliedern des VAA zu ihrer Arbeitsfähigkeit anhand des ganz neu entwickelten Befragungsinstruments stattfinden. Denn es gibt bislang keine Möglichkeit, die besondere Situation von Führungskräften angemessen abzubilden. Dieser neuartige Befragungsansatz eröffnet auch die Möglichkeit, die Ergebnisse in Beziehung zu stellen zu der bereits seit Jahren durchgeführten Befindlichkeitsumfrage. Es wird sehr spannend sein, zu sehen, wie sich beide Befragungen zueinander verhalten. Zu hoffen ist, dass dadurch der Wert einer positiven Unternehmenskultur in seinen Effekten auf die Arbeitsfähigkeit sehr deutlich nachgewiesen werden kann. Das wäre sowohl für die Personalpraxis als auch für die Führungskräfte selbst sowie für die Wissenschaft ein ganz wichtiger Schritt nach vorn.
VAA: Was erwarten Sie von der Kooperation?
Voß: Ich würde mich sehr freuen, wenn das Thema Arbeitsfähigkeit bei den Mitgliedern des VAA auf hohes Interesse stößt und viele von ihnen an unseren Befragungen teilnehmen. Durch ihre Teilnahme unterstützen die Mitglieder unser Forschungsprojekt und helfen uns, wichtige Erkenntnisse für Unternehmen und Führungskräfte abzuleiten, die die Arbeitsfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt fördern möchten.