Energiewende: Moderate Kostensteigerungen für Industrie

Der jüngst beschlossene Atomausstieg stellt Industrie und Verbraucher vor große Herausforderungen. Über die Stromkosten und den Bedarf an neuen Netzen sprach der VAA mit Stephan Kohler, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agen

Kohler: Wir haben ungefähr dreimal so hohe Kosten bei Erdkabeln wie bei Freileitungen. Deshalb würden wir die flächendeckende Erdverkabelung auf der Höchstspannungsebene auf keinen Fall empfehlen. Dies sollte nur in den Fällen gemacht werden, wenn es aus Gründen des Natur-, Landschafts- oder Bevölkerungsschutzes notwendig ist, also an besonders sensiblen Landschaftsstellen oder wenn die Trasse besonders nah an Wohngebieten verläuft. Ich habe eine grundsätzliche Anmerkung in Bezug auf die Umweltverträglichkeit von Erdkabeln: Diese wird häufig überschätzt oder falsch eingeschätzt. Denn auch Erdkabel stellen einen Eingriff in die Natur und das Landschaftsbild dar. Wir haben beispielsweise eine Trasse von ungefähr 50 Metern Breite in der Bauphase und zwischen 25 und 30 Metern in der Betriebsphase, die dann auch permanent freigehalten werden muss. Das ist natürlich ein Eingriff in den Naturhaushalt.

VAA Magazin: Für wie realistisch halten Sie den von der Regierung zugrundegelegten Zeitplan für den Netzausbau?

Kohler: Wir brauchen bis zum Jahr 2020 die dargelegten Ausbautrassen. Wenn wir es nicht schaffen, müssen zum Beispiel Windkraftwerke abgeriegelt werden, was ja bereits passiert. Bei Starkwindzeiten können Windkraftwerke schon heute nicht voll laufen, weil die Stromtrassen nicht zur Verfügung stehen. Wenn das Netzausbaubeschleunigungsgesetz entsprechend greift und auch die Bevölkerung Netzausbaumaßnahmen akzeptiert, kann man den Netzausbau im Zeitraum von 2020 bis 2025 schaffen. Schaffen wir ihn nicht, haben wir ein Problem. Dann bauen wir Windkraftwerke, etwa im Offshorebereich, die dann nicht die optimale Stromerzeugung bereitstellen können. Das wäre unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten völlig unsinnig. Deshalb sollten wir schon auf die Einhaltung des Zeitplans drängen.

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