VAA-Umfrage zur Chancengleichheit: Familie statt Karriere?
Kinder haben auf den Karriereverlauf von Frauen einen wesentlich größeren Einfluss, als dies bei Männern der Fall ist. Die traditionelle Rollenverteilung ist nach wie vor weit verbreitet. Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei der Umsetzung von Chanceng
Familie und Karriere sind für weibliche Führungskräfte weiterhin schwer vereinbar. Die VAA-Umfrage zur Chancengleichheit 2010 zeigt den großen Einfluss von Kindern auf die berufliche Karriere von Frauen. So wird Teilzeit nach wie vor überwiegend von Frauen genutzt. 30 Prozent der weiblichen Führungskräfte nehmen Teilzeitangebote wahr oder haben diese in der Vergangenheit wahrgenommen. Bei den Männern sind dies gerade einmal drei Prozent. Auch äußern weibliche Führungskräfte deutlich häufiger den Wunsch nach Teilzeit (40 Prozent) als ihre männlichen Kollegen (12 Prozent).
Die Bereitschaft zum Ortswechsel aus beruflichen Gründen ist bei Frauen ebenfalls abhängig von der Zahl der Kinder: Während kinderlose Frauen eine genauso hohe Mobilität wie ihre männlichen Kollegen zeigen, sind Mütter wesentlich seltener zum Ortswechsel bereit. Bei Vätern zeigt sich ein solcher Zusammenhang nicht.
Hochglanzbroschüre trifft auf Realität
In der Theorie hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre viel getan in den Unternehmen: 80 Prozent der Teilnehmenden geben an, dass sich ihr Unternehmen zu frauen- und familienorientierter Personalpolitik bekennt. Männer nehmen eine solche Philosophie deutlich stärker wahr als Frauen.
Bei der Umsetzung von Chancengleichheit klaffen Anspruch und Wirklichkeit aber auseinander: In Unternehmen mit einer Chancengleichheitsphilosophie denken zwar 80 Prozent der Frauen, dass die Unternehmensleitung diese auch vertritt; nur 38 Prozent sehen hingegen, dass ein entsprechender Führungsstil auch praktiziert wird. Männer bestätigen dieses Missverhältnis: 85 Prozent erkennen Aussagen der Unternehmensleitung zu Chancengleichheit, aber nur die Hälfte findet diese im Führungsstil wieder.
Die Umfrage zeigt, dass Frauen immer öfter an karrierefördernden Maßnahmen teilnehmen (von 29 Prozent im Jahr 1995 auf 49 Prozent im Jahr 2010). Auch besuchen sie immer häufiger Seminare für das höhere Management (von 25 Prozent in 1995 auf 40 Prozent in 2010).
Auswirkungen zeigen sich bislang jedoch nicht. Die Quote der Leitenden Angestellten unter den weiblichen Führungskräften ist in den letzten zehn Jahren nahezu unverändert geblieben.
An der Umfrage 2010 haben 1.578 Personen teilgenommen. 74 Prozent der Frauen und 89 Prozent der Männer leben in einer Partnerschaft oder Ehe. Kinder haben nur 51 Prozent der Frauen, aber 74 Prozent der Männer. Männer nehmen über alle Stufen im Unternehmen hinweg durchschnittlich eine höhere Position ein. Die Umfrage zur Chancengleichheit führt der VAA seit nunmehr 20 Jahren durch. Aufgrund des langen Betrachtungszeitraums und der hohen Teilnehmerzahl ist dies eine einzigartige Grundlage für die langfristige Betrachtung der Entwicklung von Chancengleichheit.
*Die veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf die eingegangenen Antworten. Alle Personen- und Funktionsbezeichnungen gelten gleichermaßen für Frauen und Männer.
Die Broschüre zur Chancengleichheitsumfrage 2010 steht interessierten Mitgliedern auf der Verbandshomepage zum Download zur Verfügung und kann auch in gedruckter Fassung angefordert werden. Die Broschüre enthält detaillierte Ergebnisse und grafische Auswertungen. Ansprechpartnerin: Regina Hermanns, Tel.: 0221 16001-12, info@vaa.de