Atomausstieg: Am Netz hängt alles

Nach einer dena-Studie erfordert der Energiewandel einen Netzausbau von 4.500 Kilometern, auf der Mittel- und Niederspannungsebene nach Berechnungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) von 200.000 bis 400.000 Kilometern. Bis 2020 sollen 15 bis 20 neuer Erdgas- oder effizienter Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von insgesamt 10.000 bis 12.000 MW gebaut werden, um möglichen Stromschwankungen vorzubeugen. Zusätzliche Speichertechnologien sind unentbehrlich, deren Kosten noch nicht abschätzbar. Daher gilt: Am Netz hängt alles! Damit der Atomausstieg nicht zur Abwanderung der Industrie führt, muss der Um- und Ausbau der Stromnetze sofort angepackt werden. Denn angesichts des enormen Bedarfs an neuen Leitungen bleibt nur wenig Zeit. Für energieintensive Industrien ist es existentiell, Strom zu langfristig kalkulierbaren Preisen zu beziehen. Ohne Investitions- und Planungssicherheit für Unternehmen steht der Chemiestandort auf dem Spiel.

Die Energiewende wird kein leichtes Manöver sein. Denn die Stromerzeugung wird von nun an in unmittelbarer Nähe der Wohngebiete stattfinden und das Landschaftsbild nachhaltig prägen. Widerstände in der Bevölkerung sind vorprogrammiert. Schließlich geht es nicht nur um das Aufstellen von Windrädern und Photovoltaikanlagen. Es geht darum, das gesamte Energiesystem zu optimieren. Deswegen ist es wichtig, Bevölkerung und Industrie auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten, indem die politischen Entscheidungsträger aufrichtig und unumkehrbar auf den Atomausstieg zugehen, einen ehrlichen Dialog mit allen Akteuren aus Gesellschaft und Wirtschaft anstreben und die Tragweite des Wandels realistisch benennen. 

Nun steht der grobe Fahrplan für den Einstieg in das neue Energiezeitalter. Jetzt gilt es, den Netzausbau schnell umzusetzen und verlässliche soziale und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, so dass sich die künftig benötigten Kraftanstrengungen für die Energiewende auch lohnen und langfristig auszahlen.

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