Man kann von Osterhammel außerdem den systematischen, typenbildenden Zugriff auf die Fülle der geschichtlichen Daten lernen. Er bringt sie in die Form begründeter Interpretation. Er kritisiert, dass die Geschichte des 19. Jahrhunderts allzu einseitig erzählt ist, wenn man sie überhaupt und nur als Krise der Großmächtediplomatie begreift, die notwendig auf den Kriegsausbruch 1914 zulaufen musste. Stattdessen fordert er die Verschränkung dieser Narrative mit der mindestens gleichgewichtig einzustufenden Erzählung von der Überseeexpansion und dem Imperialismus. Dabei zeigt er, dass der Nationalstaat ein Phänomen ist, das bis heute in seiner Allgemeingültigkeit im Verhältnis zu Imperien und anderen politischen Großformen weit überschätzt wird. Osterhammel, Jürgen: Die Verwandlung der Welt, eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, Beck-Verlag, 2. Aufl. München 2009, ISBN 978-3-406-58283-7, 59,00 €

Buchbesprechung

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Osterhammel: Die Verwandlung der Welt

Das Buch ist dick, 1600 Seiten dick: „Die Verwandlung der Welt“, so der Titel, handelt man nicht auf 250 Seiten ab.

Jürgen Osterhammel gewinnt den Leser für sein Weltgeschichte des 19. Jahrhunderts. Er kündigt nicht die Mastererzählung schlechthin an. Vielmehr möchte er sein Thema „umkreisen“: Viele Geschichten machen erst in Summe die Verwandlung der Welt im 19. Jahrhundert aus. Die „Exeptionalismusbrille“ lehnt er ab. Das gängige Thema der Zunft, der Geschichtsschreibung zum 19. Jahrhundert: „Warum gerade Europa?“, interessiert. Aber nur dann, wenn die Sonderrolle Europas im 19. Jahrhunderts richtig angegangen wird. Dabei schickt er sehr grundsätzliche Überlegungen zu Selbstbeobachtung, zu Zeit und zum Raum voraus. Sie gehen in synthetisch-verdichtende Panoramadarstellungen über, unter Überschriften wie etwa Lebensstandards, Städte, Frontiers oder Imperien und Nationalstaaten. Darauf folgen Einzelanalysen zu Themenschwerpunkten: Energie und Industrie, Arbeit, Netze, Hierarchien, Wissen, und Religion.

Osterhammel kommt bei dieser Gliederung ohne gesetzte Zeitschnitte oder geografische Raumbezüge aus. Mit dem Konstanzer Professer schreibt einer Geschichte, der Macht und die Sphäre der Mächtigen wohl kennt, der aber noch stärker vom Alltag der Menschen fasziniert ist.

So erfährt man im Kapitel Lebensstandards: Eine der wesentlichen Änderungen des 19. Jahrhunderts war der beträchtliche Gewinn an Lebenserwartung und Lebenszeit. Er hängt unmittelbar mit der konsequenten (oder eben weniger konsequenten) Hygienepolitik zusammen. Die Metropolen haben die Erkenntnisse zur Verbreitung der Cholera-Erreger über verschmutztes Wasser unterschiedlich rasch aufgegriffen. In München wartete man mit der Erneuerung der Wasserversorgung bis 1881 und erlitt damit eine Cholera-Epedemie mehr als London. London hatte bereits rund zwanzig Jahre früher die Wasserversorgung verbessert. Freilich war die dazu eingesetzte Wasserbautechnik etwa der im persischen Isfahan bestenfalls ebenbürtig; Damaskus wurde zur selben Zeit von Reisenden der höchsten Standards wegen gerühmt und die Tartaren mußten erleben, wie 1874 nach der Annexion der Krim durch Russland das ausgefeilte Wasserleitungssystem zerstört wurde.

Es sind diese mit großer Faktenkenntnis gelassen vorgetragenen Beobachtungen, die Europas Rolle als Zentrum der damaligen Welt relativieren. Osterhammel läuft darüber nicht  Gefahr, in eine Haltung zu flüchten, die er als weltumschlingendes, „ökumenisches Apriori“ bezeichnet, zweifellos eine Stärke.

Termine

25.06.2009: Diskussion mit Politikern: Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, Dr. Heinrich Kolb, Sylvia Kotting-Uhl, Gregor Amann
Veranstalter: VAA Landesgruppe Hessen und VAA im Industriepark Höchst 
Ort: Industriepark Höchst, K 607, EG
Weitere Informationen

03.07.-04.07.2009: Seminar Mitgliederwerbung
Veranstalter: VAA Services GmbH
Ort: VAA Geschäftsstelle, Mohrenstr. 11-17, 50670 Köln

07.07.2009: Symposion: Verhandelte Mitbestimmung in Deutschland und Europa
Veranstalter: Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Gesellschaftsrecht, Juristische Fakultät Würzburg und Führungskräfte Chemie (VAA)
Ort: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Kurzmeldungen

Ergebnisse der VAA Befindlichkeitsumfrage 2009
Am 24. Juni 2009 wird der VAA die Ergebnisse veröffentlichen. Der VAA ermittelte zum achten Mal die aktuelle Stimmung von gut 2.000 außertariflichen und Leitenden Angestellten in 26 größeren Chemie- und Pharmaunternehmen mit etwa 250.000 Beschäftigten.

Große Sommerwerbeaktion
Mitglieder werben Mitglieder. Vom 1. Juni bis zum 30. September 2009. Weitere Informationen

Interessante Links

60 Jahre Bundesrepublik Deutschland
Schwerpunkte zur Geschichte der Bundesrepublik
Zum Jubiläum Einheit und Freiheit
Kamerablick auf 60 Jahre Grundgesetz

60 Jahre Tarifvertragsgesetz
Der Flächentarif in Deutschland 60 Jahre nach Inkraft-Treten des Tarifvertragsgesetzes?
Bilanz der Hans-Böckler-Stiftung
Epochemachende Tarifverträge
Meilensteine der Chemie
Das Tarifvertragsgesetz im Wortlaut

Termine

25.06.2009: Vortragsveranstaltung: Diskussion mit Politikern
Referenten: Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, Dr. Heinrich Kolb, Sylvia Kotting-Uhl, Gregor Amann
Veranstalter: VAA Landesgruppe Hessen und VAA im Industriepark Höchst 
Ort: Industriepark Höchst, K 607, EG

03.07.-04.07.2009: Seminar Mitgliederwerbung
Referent: Kai Braake
Veranstalter: VAA Services GmbH
Ort: VAA-Geschäftsstelle, Mohrenstr. 11-17, 50670 Köln

Kurzmeldungen

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