Die Chemie als innovationstreibende Industrie
In seiner Rede auf der Delegiertentagung 2011 betonte Dr. Thomas Fischer, 1. Vorsitzender des VAA, die Rolle der Chemie als Innovationstreiberin der deutschen Wirtschaft. Der VAA Newsletter veröffentlicht Auszüge aus der Rede zum Nachlesen.
Im Internationen Jahr der Chemie, an dem sich der VAA an maßgeblicher Stelle beteiligt, muss jedem noch so skeptischen Mitbürger verdeutlicht werden: Ohne Chemie geht das Ganze nicht!
• Ohne Chemie kann man Häuser nicht auf Passivhausstandard dämmen.
• Ohne Chemie kann man die Abgase weiterhin benötigter Kohlekraftwerke nicht sauber filtern.
• Ohne Chemie bleiben Visionen von der Elektromobilität nur Träume.
• Ohne Chemie wären Fortschritte in der Materialforschung, wie sie etwa durch die Nanotechnologie möglich sind, nicht realisierbar.
• Ohne Chemie kein hochwertiges Recycling.
Kurz: Chemie ist eine Querschnittswissenschaft, und die Chemiebranche gehört zu den zentralen Innovationstreibern in Deutschland.
Die Rolle der Chemie als Innovationstreiberin in der deutschen Wirtschaft bestätigen auch die Zahlen, die der VCI in seinem jüngsten Bericht zu den Innovationsindikatoren 2011 veröffentlicht hat. Das ist gut so.
Aber es ist alles andere als ein Grund, sich auszuruhen. Denn neben vielen lobenden Worten für die Innovationstätigkeit spart der Bericht nicht mit ebenso bedenkenswerten kritischen Hinweisen.
So heißt es dort wörtlich: „Die relativ günstige Entwicklung im Jahr 2009 und – nach den vorliegenden Daten – auch im Jahr 2010 ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Innovationsdynamik in der Chemieindustrie im vergangenen Jahrzehnt hinter der anderer forschungsintensiver Branchen zurückblieb.
Die FuE-Ausgaben der Chemieindustrie werden 2011 wohl nicht über das Niveau des Jahres 2000 hinausgehen, während die deutsche Industrie ihre Zukunftsinvestitionen um rund 40 Prozent erhöht hat. Die Zahl des in FuE beschäftigten Personals in der Chemieindustrie lag 2009 um rund 20 Prozent unter dem Wert von 2000."
Hier, so meine Meinung, ist unsere Industrie aufgefordert, selbstkritisch über die erforderlichen Maßnahmen nachzudenken, die allein zum Erhalt der Innovationsfähigkeit erforderlich sind. Vom Ausbau der Innovationstätigkeit will ich noch gar nicht reden.
Wir dürfen als Verband, der die Interessen von Forschern und Naturwissenschaftlerinnen vertritt, unsere Unternehmen nie aus der Pflicht lassen. Sie müssen nicht nur uns als Arbeitnehmern, sie müssen auch der Gruppe aller gesellschaftlichen Stakeholder hier Rede und Antwort stehen, wenn sie durch ihre Investitions- und Desinvestitionsentscheidungen die Innovationsfähigkeit in bestimmten Zweigen in Frage stellen.
Natürlich kann ein Unternehmen nur am Markt bestehen, wenn es Geld verdient. Das ist und bleibt conditio sine qua non. Aber die Gesellschaft in unserem rohstoffarmen Land wird nur dann den erreichten Lebensstandard halten können, wenn die maßgeblichen Innovationen hier am Standort ersonnen werden. Großunternehmen stehen, ob sie wollen oder nicht, in gesellschaftlicher Verantwortung – eben auch für die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft und damit für die Chance auf Wohlfahrtsgewinne insgesamt.