Dialog & Espresso: Themen richtig gewählt
In der Serie Dialog & Espresso wirft der VAA Newsletter im Vorfeld der Betriebsratswahlen 2014 einen Blick auf einen der vielfältigsten Jobs des deutschen Wirtschaftslebens: den Betriebsrat. In dieser Ausgabe kommen Karin Steinmeier, kandidiert für den de
VAA Newsletter: Frau Steinmeier, Sie wollen bei der Betriebsratswahl 2014 bei B. Braun Melsungen für den Betriebsrat kandidieren. Warum?
Steinmeier: Ich bin schon seit mehr als 20 Jahren VAA-Mitglied und habe während dieser Zeit die Vorteile des VAA immer wieder genutzt. Ein wesentlicher Grund, warum ich jetzt für den Betriebsrat kandidiere, ist der zunehmende Anteil der AT-Angestellten in der Belegschaft. Der ist bedingt durch die Änderung des Arbeitsumfeldes. Und wir AT-Angestellten sitzen ja gewissermaßen etwas zwischen den Stühlen. Zwischen dem Management auf der einen und den tariflichen Angestellten auf der anderen Seite. Ohne Engagement im Betriebsrat haben wir keine wirkliche Vertretung. Darum dachte ich mir: Wir treten jetzt hier an. Ich kandiere auf Platz 1 unserer Liste und auf Platz 2 kandiert unser Werksgruppenvorsitzender Dr. Martin Wolf.
VAA Newsletter: Und wie war das vor vier Jahren bei Ihnen, Herr Beringer?
Beringer: Das waren ähnliche Hintergründe wie bei Frau Steinmeier. Auch bei uns war es so, dass wir als AT-Angestellte nicht im Betriebsrat vertreten waren und auch nicht vom Betriebsrat vertreten wurden. Als wir unsere Kandidatur angekündigt hatten, wurden wir von Vertretern des bestehenden Betriebsrates gefragt, warum wir überhaupt antreten, schließlich würde der VAA doch nur die leitenden Angestellten vertreten. Das war genau das Argument, auf das wir gewartet hatten. Also haben wir uns in der Werksgruppe zusammengesetzt und gesagt: Wir machen eine Liste, die über viele Bereiche geht. AT-Angestellte und Angestellte im oberen Tarifbereich. Mit dieser Liste und guten Argumenten sind wir angetreten und haben aus dem Stand acht von 15 Betriebsratssitzen bekommen. [...]
Steinmeier: Bei uns gibt es da Parallelen, aber auch Unterschiede. Als wir dem bestehenden Betriebsrat mitgeteilt haben, dass wir uns für die Wahl aufstellen lassen und gern zwei Sitze im Wahlvorstand hätten, sind diese uns zum Beispiel eingeräumt worden. [...]
Beringer: Das ist super! Ich finde es wichtig, dass man dort dabei ist, denn im Wahlvorstand werden Entscheidungen gefällt, die man frühzeitig kennen sollte. Wir mussten diese Sitze sehr nachdrücklich einfordern, weil sich der bestehende Betriebsrat strikt geweigert hat, jemanden „Fremdes“ dort hineinzulassen.
VAA Newsletter: Das mit dem Hineinlassen hat ja dann letzten Endes doch geklappt und Sie machen inzwischen seit fast vier Jahren erfolgreiche Betriebsratsarbeit. Welche Eigenschaften sollte man dafür mitbringen?
Beringer: Nun, zunächst einmal schadet ein gutes Nervenkostüm nicht [lacht]. Was man auf jeden Fall mitbringen muss, ist Kommunikationsbereitschaft. [...]
VAA Newsletter: Sehen die AT-Angestellten in ihren Betrieben denn den Betriebsrat grundsätzlich als Ihre Interessenvertretung oder besteht da noch Nachholbedarf?
Steinmeier: Uns haben schon verschiedene Mitarbeiter angesprochen, die sich vom Betriebsrat nicht richtig vertreten fühlen. Zum Beispiel bei der Einstellungspolitik von Akademikern im naturwissenschaftlichen Bereich. Die werden teilweise in E 11 oder E 12 [Entgeltgruppen, Anmerkung der Redaktion] eingruppiert. Im Moment können wir da nur auf die Rechtslage hinweisen und die Leute an den Betriebsrat verweisen.
Beringer: Das war auch in unserem letzten Wahlkampf ein zentrales Thema. Bei uns war das mit der Eingruppierung teilweise ähnlich. Viele Akademiker waren froh, wenn sie einen sogenannten AT-Vertrag bekamen. Die Krux war aber, dass die AT-Angestellten nur einen Teil der Gehaltssteigerungen aus dem Tarifbereich bekamen. Im Laufe der Zeit lagen sie dadurch teilweise unter der E 10. Also haben wir im Wahlkampf in unserer Broschüre klargestellt, dass wir uns darum kümmern. Inzwischen haben wir eine Abstandsregelung, also einen prozentualen Abstand zwischen den E-Gruppen und dem AT-Bereich, definiert. Die Steigerung der E 13 schiebt sich also automatisch ins AT-Gitter hoch.
Mit guten Argumenten und den richtigen Themen in den Betriebsrat: Karin Steinmeier (B. Braun Melsungen AG) und Dr. Thomas Beringer (Salutas Pharma GmbH). Fotos: privat
Die ungekürzte Fassung des Interviews ist in der Oktober-Ausgabe 2013 des <link internal-link internal link in current>VAA Magazins erschienen.