Analytik der Rating-Analysten

Die Europäische Kommission will die Rating-Agenturen in Europa besser beaufsichtigen. Sie hat als Beitrag zur neuen Finanzmarktarchitektur einen Verordnungsvorschlag veröffentlicht.

Krieger: Die Kommission versucht ja jetzt dem Problem gerecht zu werden, in dem ein Experte für strukturierte Kreditprodukte in den Verwaltungs- beziehungsweise den Aufsichtsrat muss. (...)

VAA-Newsletter: Bringt diese Maßnahme denn etwas?

Krieger: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich um ein Kompetenzproblem handelt. Das Problem bei den strukturierten Kreditprodukten beruht eher darauf, dass es sich häufig um „Ziel-Ratings“ gehandelt hat. Es musste ein bestimmtes Rating her, dann hat man solange das Produkt nachjustiert, bis das Rating vergeben werden konnte. Das ist kein ergebnisoffenes Verfahren. Man hat dabei das Pferd vom Schwanz her aufgezäumt. Das war der Fehler. Ich verspreche mir dagegen mehr von der Absicht, für strukturierte Produkte eigene Rating-Kategorien zu schaffen. Man muss dem Markt klar machen, dass es sich bei strukturierten Kreditprodukten um ganz andere Risiken handelt.

VAA-Newsletter: Der zweite Teil des Vorwurfs der Kommission ist, dass es die Rating-Agenturen zumindest versäumt hätten, ihre Ratings rechtzeitig anzupassen.

Schmidt-Bürgel: Im Nachhinein ist es häufig leicht gute Ratschläge zu geben. Aber wir müssen einsehen, dass auch ein vorzeitigeres Anpassen der Ratings diese Krise nicht verhindert hätte. Wenn Sie in der Situation stecken, und Sie keine belastbaren neuen Informationen haben, müssen Sie sich auf die Fakten und vorhandenen Informationen stützen. Wir hatten im Subprime-Markt eigentlich ein Liquiditätsproblem. Das führte zu einem starken Preisverfall. Dieser hatte aber zunächst nichts mit der Kreditqualität zu tun. Der Ansatz der Ratingagenturen, ist „durch den Zyklus hindurch zu analysieren“.

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