Dialog & Espresso: Zusammen arbeiten
Im Vorfeld der Betriebsratswahlen 2014 liefert die Serie „Dialog & Espresso“ einen Blick auf einen der vielfältigsten Jobs im deutschen Wirtschaftsleben: den Betriebsrat. Bei einer Tasse Espresso sprechen Horst Angeletti und Rainer Nachtrab über ihre Zusa
VAA Newsletter: Sie vertreten die Interessen der deutschen Führungskräfte in einem Unternehmen, das Standorte rund um die Welt betreibt. Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit in den Gremien aus?
Nachtrab: In einer globalisierten Welt, wo Ludwigshafen für die BASF zwar immer noch ein Riesen-Schwerpunkt ist, sich das Geschäft aber weltweit entwickelt und die BASF-Standorte weltweit agieren, versucht das Unternehmen natürlich auch, die HR-Prozesse global stärker zu harmonisieren. Wir haben inzwischen mit der Best-Team-Strategie eine erste globale HR-Strategie. Leitende Angestellte und Sprecherausschüsse gibt es formal aber nur in Deutschland, wobei die Arbeitnehmerinteressen der BASF-Führungskräfte global große Parallelen aufweisen. Die Herausforderung tut sich für uns dort auf, wo neue globale HR-Policys mit uns als lokal zuständigem Sprecherausschuss der BASF SE verhandelt werden, weil dabei der Verhandlungsspielraum eingeschränkter ist.
Angeletti: Natürlich schlagen solche Entwicklungen auch im Betriebsrat auf, nicht nur im AT-Bereich, sondern auch im Tarifbereich. Global bedeutet ja häufig neben einer Vereinheitlichung auf regionaler Ebene auch eine Anpassung vertikal über die gesamte Belegschaft. Allerdings gilt bei uns das Betriebsverfassungsgesetz, das verbindlichere Spielregeln vorgibt als im LA-Bereich. Grundsätzlich brauchen wir globale Prozesse, die den lokalen Gegebenheiten Rechnung tragen. Als Mitarbeiter im Controlling habe ich damit tagtäglich zu tun. Wir sind da schon sehr weit, ohne eine gewisse weltweite Harmonisierung wären wir heute vermutlich gar nicht mehr handlungsfähig. Ich gebe zu, dass dies im HR-Bereich ungleich schwieriger ist.
Rainer Nachtrab (Vorsitzender des Sprecherausschusses der BASF SE und Vorsitzender des Konzernsprecherausschusses der BASF, linkes Bild) und Horst Angeletti (Sprecher der VAA-Fraktion im Betriebsrat der BASF SE in Ludwigshafen) vertreten im Sprecherausschuss und im Betriebsrat die Interessen der Führungskräfte.
Entscheidungen im HR-Bereich auf Konzernebene betreffen alle Kolleginnen und Kollegen weltweit und treffen damit auf unterschiedliche Befindlichkeiten. Der Betriebsrat der BASF SE vertritt bei solchen Fragestellungen bestmöglich die Interessen der Belegschaft in Ludwigshafen, die er aus eigener Erfahrung am besten kennt und zu deren Vertretung er ja auch durch das Betriebsverfassungsgesetz verpflichtet ist.
VAA Newsletter: Die Rahmenbedingungen ändern sich also. Wie funktioniert in diesem Umfeld die Zusammenarbeit von Sprecherausschuss und Betriebsrat?
Nachtrab: Die Leitenden sind in ihrer hauptberuflichen Funktion disziplinarische Vorgesetzte, die Unternehmensentscheidungen umsetzen. Als Vertreter des mittleren Managements befinden sie sich in einer Sandwichposition zwischen Topmanagement und Mitarbeitern. In diesem Spannungsfeld müssen sie die Mitarbeiter in Change-Prozessen erfolgreich mitnehmen und motivieren. Gleichzeitig sind sie aber auch selbst Arbeitnehmer. Der Sprecherausschuss ist die Vertretung für die Arbeitnehmerinteressen der Leitenden im Hinblick auf wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen. Die sind grundsätzlich die gleichen wie bei den Nicht-Leitenden, seien es Vergütung, Beschäftigungssicherung, betriebliche Altersversorgung oder die Herausforderungen des demografischen Wandels. Da gibt es eine ganz klare gemeinsame Linie. Der VAA und die VAA-Werksgruppen in den Unternehmen haben eine Klammerfunktion. Sie müssen dafür sorgen, dass der VAA sowohl im Betriebsrat als auch im Sprecherausschuss vertreten ist und dass der Informationsaustausch zwischen der VAA-Fraktion im Betriebsrat und dem Sprecherausschuss organisiert ist. Da sind Vernetzung und gegenseitige Wertschätzung der handelnden Personen entscheidend und das funktioniert bei uns sehr gut. Gleichzeitig muss sich der Sprecherausschuss als Gremium auch mit der Betriebsratsspitze austauschen. Es darf keinen gegenseitigen Fronten geben.
Angeletti: Da kann ich Dir nur voll zustimmen, Rainer. Im Betriebsrat stellt sich aufgrund der Größe der Belegschaft eine weitere Herausforderung. Wir müssen dafür sorgen, dass im Vorfeld von Entscheidungen ein Austausch stattfindet. Gerade wenn ein Betriebsrat mit 55 Mitgliedern so groß ist wie hier am Standort. Als VAA-Vertreter im Betriebsrat tauschen wir uns da natürlich auch mit der Betriebsratsspitze aus. Wenn man langfristige Lösungen schaffen will, darf sich keine Gruppe ausgegrenzt oder benachteiligt fühlen. Keiner hat etwas von Lösungen, die nicht alle mittragen, denn die haben eine kurze Halbwertzeit.[...]
Die ungekürzte Fassung des Interviews ist in der Februar-Ausgabe 2014 des <link https: www.vaa.de publikationen publikationen-magazin internal-link internal link in current>VAA Magazins erschienen.