Konferenz für Betriebsräte 2022

Neue Impulse für die Mitbestimmung

„Bei der ersten VAA-Tagung für Betriebsräte seit Beginn der Coronapandemie hat die Vernetzung deutlich im Vordergrund gestanden“, berichtet der Vorsitzende der VAA-Kommission Betriebsräte Martin Kubessa. Doch auch die Inhalte kamen auf der Konferenz Anfang Juni in Mainz nicht zu kurz: Nach dem Ende der Betriebsratswahlen in den Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche haben sich die 65 teilnehmenden VAA-Mitglieder über Erfolge ausgetauscht, Best-Practice-Beispiele analysiert und Workshops im World-Café-Format zur Betriebsratsarbeit durchgeführt. Außerdem gab es Vorträge unter anderem von Susanne Schaperdot zur Relevanz von New-Work-Modellen für die Mitbestimmung sowie von Dr. Michael Bachner und Kirsten Osterspey zu AT-Vergütungssystemen.

„In der Praxis kommt es oft zu einer Vermischung von personenneutraler Stellenbewertung und persönlicher Entwicklung eines Mitarbeiters. Hier ist auf eine klare Trennung zu achten.“

Kirsten Osterspey, Beraterin in Fragen der Organisations- und Personalentwicklung, in ihrem Vortrag auf der VAA-Konferenz für Betriebsräte.

Martin Kubessa zieht Bilanz: „Ich hatte das Gefühl, dass die Themenauswahl genau gepasst hatte und freue mich schon auf nächstes Jahr!“

Erfolge bei Betriebsratswahlen stärken VAA-Profil

Auf der VAA-Konferenz für Betriebsräte Anfang Juni 2022 in Mainz hat Thomas Spilke, der die Betriebsratsarbeit vonseiten der VAA-Geschäftsführung koordiniert, über die Ergebnisse der Betriebsratswahlen berichtet. „Wir sind immer noch dabei, die letzten Betriebsratsmandate für unsere Kandidatinnen und Kandidaten vor allem in den kleineren Betrieben zu ermitteln“, so Spilke. „Nimmt man unseren Ausgangspunkt von etwa 250 Betriebsratssitzen Anfang 2021, sind wir bereits jetzt mit 253 Mandaten über dieser Schwelle.“ Im Vergleich zu 2021 sei auch der Frauenanteil um zwei Prozentpunkte auf 32 Prozent gestiegen.

Als Erfolgsbeispiele hebt der VAA-Jurist unter anderem die drei zusätzlich gewonnenen Sitze bei der Tiergesundheit von Boehringer Ingelheim hervor: „Da haben wir sogar den Vorsitz und den Stellvertretenden Vorsitz inne.“ Auch bei Sanofi sei man mit einem Plus von drei Sitzen und einer zweiten Freistellung sehr gut dabei. „Bei der BASF Schwarzheide haben wir zwei zusätzliche Mandate gewonnen. Auch sind der Stellvertretende Vorsitz und eine Freistellung bestätigt.“ Wie ein „Phönix aus der Asche“ sei man mit einem neuen Team bei der Wacker Chemie gestiegen. „Da ist die VAA-Fraktion von einem Sitz auf vier Sitze angewachsen“, betont Thomas Spilke. Das Gleiche sei bei Beiersdorf gelungen. „Bei Axalta in Wuppertal konnte der VAA drei Sitze gewinnen.“

Von VAA-Seite komplett neu in den Betriebsrat gewählt worden sind insgesamt 111 Kandidierende. Zu den besten „Newcomern“ zählen Spilke zufolge Novartis Nürnberg mit fünf Sitzen. „Auf Anhieb ist der VAA die stärkste Liste geworden und hat auch den Betriebsratsvorsitz erobert.“ Bei Shell Rheinland konnte man ebenfalls fünf Sitze gewinnen, bei Rhenus immerhin drei Mandate plus den Vorsitz im Gremium.

Der Vorsitzende der VAA-Kommission Betriebsräte Martin Kubessa, selbst freigestellter Betriebsrat beim Evonik-Gemeinschaftsbetrieb Marl, beurteilt das Wahlergebnis positiv. Leider sei aber die Wahlbeteiligung nicht überall gut gewesen. Laut Angaben der IG BCE hat diese von 68 auf 61 Prozent abgenommen. „Ich habe den Eindruck, dass weiterhin nicht allen außertariflichen Angestellten klar ist, dass der Betriebsrat für die Arbeitsbedingungen der Fach- und Führungskräfte verantwortlich ist“, mahnt Kubessa. Ein starker Betriebsrat brauche einen starken Rückhalt – auch durch eine hohe Wahlbeteiligung. „Ich möchte daran arbeiten, dass die Fach- und Führungskräfte wahrnehmen, dass wir sie unterstützen und den Kontakt intensivieren.“

Martin Kubessa, Vorsitzender der VAA-Kommission Betriebsräte und Betriebsrat bei Evonik im Gemeinschaftsbetrieb Marl:

„Das ehrenamtliche Engagement, das die Kandidatinnen und Kandidaten des VAA im Wahlkampf gezeigt haben, hat ihr Netzwerk vergrößert und damit auch ihren Wert im Unternehmen gesteigert. Aus meiner Sicht gehen damit nur Sieger vom Platz!“

Befindlichkeitsumfrage 2022

VAA-Mitglieder stehen hinter ihren Unternehmen

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen durch die andauernde Coronapandemie, die Lieferkettenprobleme und die drohende Gasknappheit sind die Führungskräfte in der Chemie- und Pharmabranche mit der Personalpolitik ihrer Unternehmen im Großen und Ganzen zufrieden. Das zeigt die diesjährige Befindlichkeitsumfrage des VAA unter den außertariflichen und leitenden Angestellten von Deutschlands drittgrößtem Industriezweig. 

Wie im Vorjahr liegt die Durchschnittsnote für die personalpolitischen Maßnahmen der Unternehmen bei 2,8. VAA-Hauptgeschäftsführer Stephan Gilow: „Die Chemie- und Pharmabranche ist von der aktuellen Ungewissheit im Hinblick auf die Gasversorgung besonders betroffen, während nach wie vor erhebliche Herausforderungen durch die Coronapandemie und die Lieferkettenprobleme bestehen. Die VAA-Mitglieder stellen ihren Unternehmen dennoch weiterhin ein ordentliches Zeugnis für die Arbeitsbedingungen aus – die Fach- und Führungskräfte stehen in der Krise also hinter ihren Arbeitgebern.“

An der Spitze des Umfragerankings steht in diesem Jahr erneut der Mainzer Glaskonzern Schott, wieder gefolgt vom Leverkusener Polymerhersteller Covestro. Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim konnte seinen dritten Platz aus dem Vorjahr ebenfalls verteidigen. 

Im Ranking deutlich zurückgefallen sind der Hamburger Konsumgüterhersteller Beiersdorf und der Aromastoffproduzent Symrise aus Holzminden. Die beiden deutschen Teile der US-amerikanisch geführten Chemieunternehmen Celanese und Lyondellbasell konnten dagegen Plätze gutmachen. Auch der Technologiekonzern Heraeus aus Hanau konnte sich bei Bewertung und Platzierung verbessern. 

Über alle teilnehmenden Unternehmen hinweg wurde erneut die Qualität der Personalentwicklung am deutlichsten kritisiert. Hier vergaben die Befragten im Schnitt die Schulnote 3,9. Auch die Kommunikation der Karrierechancen (3,7) und die Gerechtigkeit der Arbeitsverteilung (3,4) ruft wie in den Vorjahren deutliche Kritik der Fach- und Führungskräfte hervor. Besonders positiv bewertet wurden dagegen die Information über die Geschäftsstrategien der Unternehmen (Durchschnittsnote 2,1), das seltene Auftreten von Mobbing- Fällen (2,3) und die Ausgestaltung der Sozialleistungen (2,4).

Die jährliche VAA-Befindlichkeitsumfrage wurde 2022 zum 21. Mal durchgeführt. Sie ist ein anerkanntes und unabhängiges Barometer für die Stimmung der außertariflichen und leitenden Angestellten in der Chemie- und Pharmaindustrie. An der Befindlichkeitsumfrage 2022 von Mitte April bis Mitte Mai beteiligten sich mehr als 2.300 Personen.

Zusatzfragen zur Arbeitszeit

Zusatzfragen zur Arbeitszeit

Die Bewertungen für diese fünf Zusatzfragen zur Arbeitszeit sind nicht in die Gesamtbewertung der Unternehmen eingeflossen.

  • Mit den von meinem Unternehmen angebotenen Arbeitszeitmodellen bin ich vollauf zufrieden.
  • Meine Bezahlung empfinde ich mit Blick auf die von mir erbrachte Arbeitszeit als vollständig angemessen.
  • Die mir von meinen Unternehmen/Vorgesetzten übertragenen Aufgaben kann ich im Rahmen mir zu Verfügung stehenden Arbeitszeit gut erledigen.
  • Mein Unternehmen ermöglicht mir das höchstmögliche Maß an Selbstbestimmung hinsichtlich der Lage meiner Arbeitszeit.
  • Mein Unternehmen ermöglicht mir das höchstmögliche Maß an Selbstbestimmung hinsichtlich des Ortes, von dem ich meiner Arbeitsleistung aus erbringe.

Dr. Thomas Elsner im Porträt

Auch der Umweg führt zum Ziel

Erst die Mitglieder füllen einen Verband wie den VAA mit Leben. Dabei handelt es sich um Menschen mit zum Teil sehr unterschiedlichen Berufsbildern und Lebenswegen. So haben etwa 20 Prozent der VAA-Mitglieder einen ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund. Deshalb werden im Laufe des Jahres in einer Porträtserie Ingenieurinnen und Ingenieure aus den Reihen der VAA-Mitgliedschaft vorgestellt, die sich in verschiedenen Karrierephasen befinden und etwas zu erzählen haben. Dieses Mal im Porträt: Dr. Thomas Elsner von der Werksgruppe Bayer Nordrhein.

Im geräumigen Büro des Konzernsprecherausschusses der Bayer AG im Leverkusener Chempark fühlt sich Dr. Thomas Elsner sichtlich wohl. Hier hat er in den letzten Jahren oft gearbeitet und als Interessenvertreter der leitenden Angestellten viel für seine Kolleginnen und Kollegen erreicht. Bereits bei der herzlichen Begrüßung fühlen sich Besucher von Elsner sofort gut abgeholt. Und das stets ausgeglichene Naturell des Chemieingenieurs, der nach seiner Promotion sein gesamtes Berufsleben bei Bayer verbracht hat, sorgt von Anfang an für eine angenehme Gesprächsatmosphäre. Elsner ist das Paradebeispiel eines VAA-Mitglieds, das sich kompetent und mit Herzblut für die Menschen engagiert, die in seinem Unternehmen arbeiten.

Die Vorliebe fürs Netzwerken ist Elsner schon während seines Chemieingenieurstudiums in Dortmund klargeworden. „Ich habe mich damals in unserer Fachschaft engagiert – das Ehrenamt hat mich also früh gepackt.“ Eingeschrieben hat er sich 1978 und dann fast sechs Jahre studiert. „Mein Fach war zwar auf neun Semester angelegt, aber die Durchschnittsstudienzeit betrug damals 13 Semester.“ Da war Thomas Elsner mit seinen etwas über elf Semestern recht schnell. Was hat ihn überhaupt zur Wahl des ingenieurwissenschaftlichen Studienfachs bewogen? „Ein reines Physikstudium wäre mir zu theoretisch gewesen.“ Chemie wiederum sei für ihn mit zu viel Auswendiglernen verbunden gewesen, lacht Elsner. „Ich habe das analytisch-technische Herleiten immer spannender gefunden, das mehr im Ingenieurwesen zu finden ist.“

Doch die Chemie hat trotzdem eine Schlüsselrolle in Elsners Leben gespielt – am mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasium in Gelsenkirchen, wo der gebürtige Münsteraner aufgewachsen ist. „An der Schule hatten wir einen sehr engagierten Lehrer aus der Industrie, der für uns zusätzlichen Chemieunterricht am Samstag gegeben hatte“, erinnert sich Thomas Elsner. „Das war sehr praxisbezogen und hat mich begeistert.“ Daraufhin hat er bei sich zu Hause „im Keller herumgebrutzelt“ – mit einem eigens zusammengekauften Chemiebaukasten. Elsner ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Damals konnte man noch viele Sachen in der Apotheke erhalten, die man heute nicht mehr bekommt.“ Zum heimischen Experimentierkeller gesellten sich in der Oberstufe Mathematik und Physik als Leistungskurse. Für das naturwissenschaftliche Grundgerüst war gesorgt.

Während des Wehrdienstes hat ein Schulfreund, der in Dortmund studierte, Thomas Elsner die Vorzüge des Chemieingenieurwesens nähergebracht. „Von ihm habe ich erfahren, dass neben Technik auch sehr viel Mathematik, Physik und Chemie drin ist. Dann habe ich mich dafür ebenfalls eingeschrieben und es auch nicht bereut.“ Zunächst ging es in ein Wohnheim, später in eine WG. „An der Uni Dortmund habe ich später auch meine Frau kennengelernt, die ebenfalls dort studiert hat“, berichtet Elsner. Die härteste Phase seien die ersten beiden Semester gewesen. „Wir hatten damals ein sogenanntes Ampelfach – Mechanik. Unser Professor war sehr fähig, hat aber sehr hohe Anforderungen gestellt.“ Es gab Durchfallquoten von 80 bis 90 Prozent. „Man hatte zwar eine zweite Chance, aber man musste es bestehen oder das Fach woanders studieren.“ Mit Fleiß und Glück hat Elsner diese Klausur gleich am Ende des zweiten Semesters bestanden. Auch im weiteren Verlauf des Studiums gab es keine Probleme.

Wissen, wie die Anlage läuft

Was zeichnet ein ingenieurwissenschaftliches Fach eigentlich aus? „Für mich war entscheidend, dass ich im Studium eine sehr breit angelegte Ausbildung erhalten habe.“ Chemie- und Bioingenieurwesen haben auch heute noch im Grundstudium eine gemeinsame Basis. „Doch an manchen Unis wird heute früher spezialisiert“, weiß Thomas Elsner aus seiner Erfahrung bei VAA-Hochschulveranstaltungen zu berichten. „Das hilft nicht immer weiter, zumal die Studienzeiten auch nicht kürzer sind.“ Damals wie heute konstruieren Chemieingenieure in der Regel keine Apparate, aber sie wissen, wie sie laufen. Und mit diesen Abläufen hat sich Elsner auch während seiner langen Karriere bei Bayer beschäftigt.

Anfang der 1980er Jahre hat es in der Chemiebranche eine leichte Einstellungsflaute gegeben. „Als ich 1984 fertig wurde mit dem Studium, fing es gerade wieder an, bergauf zu gehen“, erzählt Thomas Elsner. „Ich hatte aber die Option, an meinem Lehrstuhl zu promovieren, an dem ich auch zuvor als wissenschaftliche Hilfskraft gearbeitet habe. Nach dreieinhalb Jahren war ich fertig und bin 1987 in einer Phase frisch auf den Arbeitsmarkt gekommen, als ich mir die Stellen tatsächlich aussuchen konnte.“ 1988 hat der promovierte Chemieingenieur schließlich bei der Bayer AG angefangen. „Ich habe mich bei mehreren Unternehmen beworben, aber Bayer war schon meine Präferenz.“

In der verfahrenstechnischen Entwicklung in einer Außenstelle in Uerdingen hat Elsner mit seinem Team ein Technikum betrieben, in dem unterschiedliche neue Produkte in Zusammenarbeit mit der chemischen Forschung im Kilogrammmaßstab produziert wurden. „Wir haben auch faserverstärkte Kunststoffe entwickelt – es war also vielseitig angelegt.“ Diesen Bereich musste er einige Jahre später auflösen – und konnte die Kollegen in anderen Unternehmensbereichen unterbringen. Nach einem Zwischenstopp in Leverkusen ging es zurück nach Uerdingen in die Makrolon-Primärproduktion. „Da war ich zunächst Bereichsingenieur und später auch für einen Teilbereich als Betriebsleiter zuständig.“ Neben der Personalverantwortung im Produktionsbetrieb und zahlreichen Projekten kamen fachlich-technische Aufgaben dazu. „Es war anspruchsvoll und interessant – eine Zeit, an die ich mich sehr gern zurückerinnere.“ In dieser Zeit ist er auch leitender Angestellter geworden.

Empfehlung vom Chef: VAA-Mitgliedschaft

In den VAA ist Elsner jedoch lange vorher eingetreten: 1989 – kurz nach dem Berufsstart. Zur damaligen Zeit kamen die älteren Kollegen mit dem Mitgliedsantrag an, den er einfach unterschrieb. „Die haben das ein bisschen erklärt und gesagt, dass es gut für einen sei, und das war’s. Für mich war das damals in Ordnung.“ Heute funktioniere gute Akquise natürlich etwas anders, lacht Thomas Elsner. Für ehrenamtliche Tätigkeiten hat das VAA-Mitglied erst im Anschluss an die „Produktionszeit“ mehr Zeit finden können.

„2000 bin ich nach Leverkusen in den Bereich Vertrieb und Marketing gewechselt. Da haben wir Services an interne Kunden vermittelt.“ Mit seinem technischen Hintergrund fiel Elsner die Beurteilung der Aufträge und der Kundenwünsche sehr leicht. „Ich war eine Art Bindeglied zwischen dem operativen Geschäft und dem Service.“ Unter anderem war Elsner zuständig für die Bayer Material Science AG, die 2015 sehr erfolgreich unter dem Namen Covestro ausgegliedert wurde. „Meine Aufgabe war es, Verträge zwischen der Servicegesellschaft und der operativen Gesellschaft zu schließen. Wir haben den Rahmenvertrag gestaltet und dann unter anderem einzelne Forschungsaufträge oder auch Aufträge zum Anlagenbau oder zur technischen Unterstützung verhandelt.“

Durch die Umstrukturierung des Bayer-Konzerns in operative Gesellschaften und Servicegesellschaften Anfang der 2000er Jahre war Thomas Elsner in der Bayer Technology Services GmbH angesiedelt. „In jeder Gesellschaft gab es Sprecherausschüsse, die gewählt werden mussten.“ Mehr oder weniger zufällig ist Elsner zur Sprecherausschussarbeit gekommen: „Als ich zu einer Vollversammlung in einen großen Hörsaal in Leverkusen gegangen bin und den relativ kleinen Teilnehmerkreis gesehen habe, war mir klar, dass ich da nicht um eine Kandidatur herumkomme.“

2004 hat Thomas Elsner auf Anhieb einen Sitz gewonnen, auch weil er durch seine Marketing- und Vertriebstätigkeit recht bekannt war im Bereich. „2006 bin ich dann Stellvertretender Vorsitzender und 2010 schließlich Vorsitzender des Sprecherausschusses geworden. Damit ging dann auch eine Mitgliedschaft im Konzernsprecherausschuss einher, wo ich bis vor Kurzem auch den Vorsitz innehatte.“ Als Ehrenvorsitzender des Konzernsprecherausschusses steht Elsner seinen Nachfolgern bei Bedarf natürlich nach wie vor als Berater zur Verfügung.

Seit 2013 ist Thomas Elsner zudem Vorsitzender der VAA-Werksgruppe Leverkusen, die Anfang 2022 umstrukturiert wurde und nun Werksgruppe Bayer Nordrhein heißt. „Im September findet unsere Vollversammlung statt, wo eine neue Führung zu wählen ist.“ 2017 ist er außerdem in den Aufsichtsrat der Bayer AG auf den Sitz des leitenden Angestellten gewählt worden. Auch diese Tätigkeit hat er vor Kurzem beendet. Warum? „Weil ich in den Ruhestand gehe.“

Ende Juli ist Elsner aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden. „Im VAA werde ich mich aber auch weiterhin engagieren, um Werksgruppen und Sprecherausschüsse zu unterstützen.“ Langweilig wird Elsner nicht werden: Vom VAA hat er sich zusätzlich als ehrenamtlicher Arbeitsrichter am Arbeitsgericht in Solingen nominieren lassen, wo er seit 2021 für eine fünfjährige Amtszeit tätig ist. Im November 2021 ist Thomas Elsner außerdem mit dem VAA-Ehrenamtspreis ausgezeichnet worden. 

Leverkusen im Blick, Gelsenkirchen im Herzen

Elsners langer Ausbildungs- und Berufsweg hatte geografisch eher kurze Entfernungen, die sich auf Nordrhein-Westfalen beschränkten. Von Gelsenkirchen und Dortmund ging es über Uerdingen bis nach Leverkusen. Eine Frage, die sich bei diesen Orten aufdrängt: Wie steht es mit Elsners Verhältnis zu diversen Sportvereinen? Er lacht und antwortet blitzschnell: „Was Fußball betrifft: Wenn man einmal in Gelsenkirchen großgeworden ist, bleibt man auch für immer Schalke-Fan.“ Man müsse natürlich – wie im Berufsleben auch – leidensfähig sein. Mittlerweile wohnt Thomas Elsner mit seiner Familie in Urdenbach im Süden von Düsseldorf. „Meine Frau hat vor meinem Start bei Bayer bei Henkel gearbeitet und da war Düsseldorf eine gute Lösung.“ Idyllisch am Rhein gelegen, gegenüber vom mittelalterlichen Städtchen Zons, ist es eine ländliche Gegend, die trotzdem die Vorzüge der Zugehörigkeit zur Großstadt bietet.

Blickt Thomas Elsner auf sein Berufsleben zurück, stellt er fest, dass sich das Führungsverhalten sehr stark verändert hat. „Als ich angefangen habe, wurde Teamarbeit noch nicht sehr gefördert. Wissen war Macht und wurde auch nicht strukturiert weitergegeben. Mich hatte das schon damals irritiert.“ Das sei zunehmend besser geworden, denn in der Produktion musste man sich schon auf sein Team verlassen können. „In den 80er und 90er Jahren waren noch vermehrt patriarchalische Führungsstrukturen vorhanden, die dann seit Anfang der 2000er immer stärker durch einen kollegialen und kommunikativen Führungsstil verdrängt wurden.“ Ihn persönlich haben auch die Sprecherausschussschulungen des VAA und das Networking mit den VAA-Mitgliedern aus anderen Unternehmen weitergebracht. „Gerade in Sachen Führung lernt man dabei neue Perspektiven kennen.“

Einen wichtigen Ratschlag möchte Thomas Elsner Berufseinsteigern mit auf den Weg geben: „Man sollte für sich die Entscheidung treffen, was man im Leben außer der Arbeit noch machen möchte.“ Denn wer nur nach oben schaue, drohe häufig, sich selbst zu verlieren. In der Chemieindustrie könne man auch ruhig Umwege gehen. „Wer Karriere und Privatleben miteinander vereinbaren möchte, sollte sich seiner Ziele und der Anforderungen bewusst sein. Wer sich selbst überfordert, sorgt häufig für Stress und Belastungen.“ Ein erfülltes Leben neben dem Job bereichert umgekehrt auch das Arbeitsleben.

Best-Practice-Beispiele der Werksgruppenarbeit

Schott zu Gast bei Röhm

Wie kann es gelingen, die Befindlichkeit der außertariflichen und leitenden Angestellten in den Chemieunternehmen nachhaltig zu verbessern und auf einem hohen Niveau zu halten? Dazu hat die VAA-Werksgruppe Röhm am 22. Juni 2022 gemeinsam mit der VAA-Werksgruppe Schott eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung in Darmstadt durchgeführt. Denn schon seit vielen Jahren schneidet der Mainzer Glaskonzern in der VAA-Befindlichkeitsumfrage hervorragend ab – in diesem Jahr erneut auf Platz eins im Ranking. Dies ist eine echte Erfolgsgeschichte in Sachen Unternehmenskultur. Ob und wie sich die Erfahrungen der Fach- und Führungskräfte bei Schott auf andere Unternehmen übertragen lassen, haben unter anderem der Vorsitzende des Vorstandes der Schott AG Dr. Frank Heinricht, der Vorsitzende der VAA-Werksgruppe Schott Dr. Bernd Ederer und der Leiter Marketing and Communication Salvatore Ruggiero erläutert.

Feedback zum VAA Magazin

Ergebnisse der Leserumfrage: Druckausgabe bleibt hoch im Kurs

Im April 2022 hat die Redaktion des VAA Magazins ihre Leserschaft um ehrliches und kritisches Feedback gebeten. Nun haben die Leserinnen und Leser „gesprochen“ und dem zweimonatlich erscheinenden Verbandsmagazin im Durchschnitt gute Noten gegeben. Dabei ist die große Mehrheit noch nicht bereit, komplett auf die Printausgabe zu verzichten.

Lediglich 26 Prozent der insgesamt 210 Umfrageteilnehmer sind der Meinung, dass ihnen die seit 2022 erscheinende vollwertige Webausgabe des VAA Magazins völlig ausreicht. 13 Prozent lesen das Webmagazin nur ergänzend zum gedruckten Heft, während ganze 61 Prozent nicht auf die gedruckte Ausgabe verzichten möchten. „Ich schwimme in digitalen Infoangeboten von Bild, Ton und Text, sodass ich eine gedruckte Ausgabe mit haptischem Genuss einer digitalen Ausgabe bevorzuge“, hob ein Leser in der Freitextantwort hervor. Wer jedoch die „Papierversion“ abbestellen möchte, kann dies mit einer einfachen E-Mail an redaktion@remove-this.vaa.de gern tun. Redaktionsassistentin Ursula Statz-Kriegel betont: „Diese Möglichkeit gab es im Übrigen schon immer.“ Statz-Kriegel ist in der Redaktion unter anderem für die Leserkommunikation zuständig.

Im Schnitt sind die Zustimmungsquoten der Befragten durchweg in einem positiven Bereich geblieben. Auf einer Skala von 1 bis 5 (1 = trifft vollständig zu, 5 = trifft überhaupt nicht zu) lag der beste Wert bei 1,68 („Die zweimonatliche Erscheinungsweise ist optimal gewählt“) und der schlechteste bei 2,40 („Die Rubriken decken das erwartete Themenspektrum genau ab“). Für die sprachliche Qualität und die Verständlichkeit der Texte auch bei schwierigen Themen hat es mit 1,75 den zweitbesten Wert gegeben.

An der Spitze der Lieblingsrubriken hat die Rubrik „Recht“ den ersten Platz mit 72 Prozent Beliebtheit verteidigt. An zweiter Stelle folgt die Rubrik „Spezial“ mit 62 Prozent. Die lange Zeit als „Chemie im Bild“ bezeichnete Ergänzungsrubrik ist mit ihren Zahlen und Fakten mittlerweile fester Teil des Spezialfeatures. Eng wird es auf den Rängen drei bis fünf: Die Rubrik „VAA“ kommt auf 51 Prozent, dahinter folgen mit jeweils 50 Prozent – und nur zwei Stimmen Unterschied – die Rubriken „Meldungen“ und „ChemieGeschichte(n)“.

Was wünschen sich die Leserinnen und Leser? Auch hier sind Rechtsthemen weiterhin en vogue: Die Informationen zum Arbeitsrecht seien nützlich und sollten eventuell ausgeweitet werden, heißt es in einer Leserantwort. „Wir werden uns auch weiterhin mit allen Fragen rund ums Recht beschäftigen“, erklärt Chefredakteur Timur Slapke. „Dabei werden rechtliche Themen dann künftig verstärkt in andere Rubriken einfließen.“ Des Weiteren werden vonseiten der Leserschaft „mehr Pharmathemen“ sowie Themen zu Klimaschutz, Innovation und zur sicheren Rohstoffversorgung gewünscht. „Außerdem wäre es interessant, wenn die ‚Green Goals‘ der Firmen beleuchtet werden könnten“, so ein Auszug aus einer Rückmeldung.

„Aus den Zuschriften wird deutlich: Unser VAA Magazin sollte eigenständig bleiben sich nicht zu sehr an anderen Vorbildern orientieren“, resümiert Timur Slapke. „Wir haben ein wirklich ansprechendes Magazin und bieten einen guten Mix. Diesen Weg gehen wir weiter.“ Für die jüngere Generation werde hin und wieder nach einer gewissen Übersicht über die Tätigkeitsschwerpunkte des Verbandes gefragt. „Das werden wir beherzigen“, so Slapke. „Damit wir auch studentischen und neuen VAA-Mitgliedern klarer erklären, womit sich der VAA beschäftigt und wie sie sich engagieren können.“