ChemieGeschichte(n) – Julia Hill
Aktivistin klettert auf Mammutbaum
Es war ein nasskalter Wintertag vor 25 Jahren, der dem Leben von Julia Hill eine entscheidende Wende gab. Am 10. Dezember 1997 kletterte die US-Amerikanerin auf einen Mammutbaum an der kalifornischen Pazifikküste – und blieb unglaubliche 738 Tage auf ihrem Posten, um den 100 Meter hohen Giganten vor der Abholzung durch die Pacific Lumber Company zu bewahren. Die Bedingungen waren mehr als abenteuerlich, wie Monika Seynsche in einer Reportage für den Deutschlandfunk schilderte: Hill lebte „auf zwei je vier Quadratmeter großen Plattformen, mit einer Plastikplane als Regenschutz, überstand zwei Winter mit Eiseskälte, unzählige Stürme sowie Drohgebärden der Holzfirma, die immer wieder versuchte, sie mit gefährlich nah an den Baum heranfliegenden Hubschraubern einzuschüchtern oder ihr den Nachschub an Lebensmitteln abzuschneiden“.
Hill, damals Mitte 20, und der etwa 1.000 Jahre alte Baum wurden zu Symbolen für den Kampf gegen die Abholzung und den Verbrauch natürlicher Ressourcen. Damals waren bereits über 90 Prozent der ursprünglichen Bestände von Mammutbäumen im Norden Kaliforniens verschwunden. Und allmählich realisierten immer mehr Menschen, dass es um die Wälder in anderen Teilen der Welt nicht viel besser bestellt war.
Heute gehört es fast schon zum Allgemeingut, dass Bäume eine fundamentale Rolle für das Klima auf der Welt spielen. Als gigantischen Kohlendioxidspeicher bezeichnet Förster Peter Wohlleben den Wald. Dabei nehme die Leistungsfähigkeit der Bäume im Alter sogar zu, schreibt er in seinem Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“. Baumgreise seien demnach deutlich produktiver als Jungspunde und im Zusammenhang mit dem Klimawandel wichtige Verbündete der Menschen. Beispielhaft verweist Wohlleben auf die chemischen Prozesse, die sich in den Nadelwäldern auf der nördlichen Halbkugel abspielen. Diese dünsteten Terpene aus, „Substanzen, die ursprünglich zur Abwehr von Krankheiten und Parasiten dienen“, erläutert er. „Gelangen diese Moleküle in die Luft, so kondensiert an ihnen die Feuchtigkeit. Dadurch bilden sich doppelt so dichte Wolken wie über unbewaldeten Flächen. Die Regenwahrscheinlichkeit steigt, und rund fünf Prozent des Sonnenlichts werden zusätzlich reflektiert.“
Was den deutschen Buchautor Wohlleben mit der US-amerikanischen Aktivistin Hill verbindet, ist die Faszination für Bäume und Wälder. „Ich verstehe, dass für jeden von uns andere Dinge wertvoll sind und dass ich für viele Menschen einfach nur ein dreckiger, Bäume umarmender Hippie bin“, sagte Julia Hill einmal. „Aber ich kann einfach nicht verstehen, wie man auf so etwas Wunderbares mit einer Kettensäge losgehen kann.“ Ihr Einsatz zeigte schlussendlich Wirkung. Gerettet wurden nicht nur „ihr“ Baum, den sie auf den Namen „Luna“ getauft hatte, sondern auch weitere Mammutbäume auf einer Fläche von mehreren Tausend Quadratmetern. In den Folgejahren wurde Hill zu einer prominenten Botschafterin in Sachen Umweltschutz – und das auf allen Ebenen, wie sie auf ihrer Website schreibt: von Kinderbuchprojekten über lokale Gemeinschaftsgärten bis hin zu Friedenskampagnen und Protesten gegen Massentierhaltung.
In gewisser Weise erinnert Hills Vita an das Engagement der Schwedin Greta Thunberg, „dem“ Gesicht der modernen Klimaschutzbewegung. Julia Hill hat jedoch längst die Reißleine gezogen, weil ihr alles einfach zu viel wurde. Sie sei dankbar für das, was sie habe erreichen können, bitte aber um Verständnis, dass sie nicht mehr so wie früher in der Öffentlichkeit stehen wolle, schreibt Hill. Aktuell steht die Frage im Raum, wie weit Klima- und Umweltschützer bei ihren Protesten gehen dürfen. Darüber lässt sich streiten. Dessen ungeachtet haben Menschen wie Julia Hill dazu beigetragen, das Wunder der Natur neu in den Blick zu nehmen.
Miträtseln und gewinnen!
Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner der Oktoberausgabe: Michael Sattler, Einzelmitglied Landesgruppe Bayern, Manfred Mendler, Werksgruppe Sanofi, und Dr. Gitta Egbers, Werksgruppe BASF Ludwigshafen. Für diese Ausgabe ist der Einsendeschluss der 15. Januar 2022. Nach Ablauf der Frist wird die Lösung auf der VAA-Website eingestellt. Das Lösungswort bezeichnet wieder einen Begriff aus der Chemie. Die Lösung des Sudokurätsels wird ebenfalls im Internet eingestellt. Bitte Rückmeldungen per E-Mail (redaktion@), Fax (+49 221 160016) oder Post an die VAA-Geschäftsstelle Köln (Mohrenstraße 11 – 17, 50670 Köln) senden. Unter den richtigen Einsendungen werden drei Gewinner gezogen, die jeweils einen Wunschgutschein im Wert von 25 Euro erhalten. vaa.de
Glückwünsche
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Wichtige Termine für 2022 und 2023
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- 16.12. FKI-Seminar „Schnell lesen“, digital
- 20.01. FKI-Seminar „Hochproduktiv arbeiten“, digital
- 17.02. FKI-Seminar „Prioritäten setzen und umsetzen“, digital
- 10.03. Vorstands- und Beiratssitzung des VAA, Köln
- 17.03. FKI-Seminar „Informationsflut im Griff“, digital
- 23.03. FKI-Seminar „Konflikte erkennen und erfolgreich bewältigen“, digital
- 24.03. – 25.03. VAA-Aufsichtsrätetagung, Bonn
- 12.05. VAA-Vorstandssitzung, digital
- 02.06. – 03.06. VAA-Delegiertentagung, Montabaur
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