VAA-Umfrage zum Studium

Stressfaktor bleibt, Karrieretrumpf sticht

Von Timur Slapke und Simone Leuschner

Ende Mai 2023 hat das Deutsche Studierendenwerk (DSW) die Alarmglocken geläutet: Immer mehr junge Menschen hätten im Studium mit prekärer Finanzierung, steigenden Mieten und psychischem Druck zu kämpfen. Anlass für den Hilfeschrei war die gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) vorgestellte 22. Sozialerhebung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden. Doch wie ist eigentlich die Sozial- und Studiensituation bei den studentischen Mitgliedern im VAA? Gibt es Besonderheiten bei naturwissenschaftlich-chemischen Studiengängen? Genau damit beschäftigt sich die alle sechs bis sieben Jahre durchgeführte VAA-Umfrage zum Studium. Mittlerweile liegen die Ergebnisse der aktuellen Umfragerunde vor.

Zuletzt ist die VAA-Umfrage zum Studium 2014 durchgeführt worden. „Die achtjährige Pause in der Umfrage war klar pandemiebedingt“, berichtet Dr. Monika Brink. Die Chemikerin betreut vonseiten des VAA-Vorstands die VAA-Kommission Hochschularbeit. „Die Situation der Studierenden hat sich während der Coronaphase stark verändert. Die Lebensrealität war eine ganz andere.“ In der Tat hat sich im Dezember 2022, als die VAA-Umfrage erneut durchgeführt wurde, die Situation an den Hochschulen wieder weitgehend normalisiert. So sind präzisere Aussagen auch im langfristigen Vergleich möglich. Dagegen fiel die 22. Sozialerhebung mitten ins zweite Coronajahr 2021.

Ein weiterer Unterschied zwischen den Befragungen ist die Zielgruppe: Während die Studierendenbefragung von BMBF, DSW und DZHW einen Querschnitt über alle Studienfächer hinweg abbildet, hat die überwiegende Mehrheit der gut 400 Umfrageteilnehmer aus den Reihen der über 3.000 studentischen VAA-Mitglieder Chemie, Lebensmittelchemie oder Biochemie studiert. Fast neun von zehn Befragten sind Doppelmitglieder im VAA und in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh). Dazu gehört auch die Bundesvorsitzende des JungChemikerForums (JCF) der GDCh Melina Dilanas, die erst kurz vor dem Onlinegespräch mit dem VAA Magazin aus Boston zurückgekommen ist. „Ich habe dort mit Kolleginnen und Kollegen der GDCh eine Woche auf einer Konferenz verbracht.“

Zurzeit ist Dilanas, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Charlotte Gerischer auch den Chemie-Podcast des JCFs „Alles Chlor!“ hostet, noch im Promotionsstudium am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) – „frisch im dritten Jahr“. Ihre Arbeit ist in der Anorganischen Chemie angesiedelt, es geht um sogenannte frustrierte Lewis-Paare. Insgesamt hat sie viereinhalb Jahre studiert – und war damit ein Semester schneller fertig als die Regelstudienzeit von zehn. „Wegen Corona hatten wir am Ende alles online durchgeführt und eines meiner Module wurde vorverlegt: Ich habe Anfang 2020 mein Praktikum in theoretischer Chemie begonnen und konnte das dann in drei Monaten fertigmachen – und die Gesamtstudiendauer um ein Semester verkürzen.“ In Karlsruhe liege nach ihrer Erfahrung die Regelstudienzeit sogar eher bei elf Semestern, weil die Bachelorarbeit auch als solche nicht im Modulplan vorgesehen sei. „Ich habe 2016 angefangen mit dem Bachelor und war zur Pandemie schon im siebten Semester. Da hatte ich die harte Anfangsphase längst hinter mir.“

Gerade zu Beginn des Chemiestudiums trennt sich die Spreu vom Weizen. Das bestätigt auch Lukas Münzer, Promotionsstudent an der Universität zu Köln und Sprecher des JCFs Köln-Leverkusen. „Es ist ein sehr hartes Studium, das sehr viel Durchhaltevermögen erfordert.“ Viele junge Studentinnen und Studenten fragten sich, ob es das Richtige sei und sie es durchziehen sollen. „Mit mir haben 140 Leute angefangen“, schildert Münzer über seine Erfahrungen. „Im dritten Semester waren nur noch 80 bis 90 zum Praktikum in Organischer Chemie angetreten. Gegebenenfalls haben einige länger gebraucht, aber einige haben schon direkt in den ersten beiden Semestern aufgehört.“ Ob in Karlsruhe oder in Köln: Nur wenige schließen das Bachelor- und Masterstudium in der Regelstudienzeit von zehn Semestern ab. Viele brauchen elf bis zwölf.

Doch wie sieht es aus mit dem Mangel an Geld und Wohnraum, der etwa in der Sozialerhebung vom Deutschen Studierendenwerk angeführt wurde? Der Erhebung zufolge verfügten im vorletzten Jahr 37 Prozent der Studierenden im Monat über weniger als 800 Euro, während allein die Mietausgaben im Schnitt 410 Euro betrugen. Lukas Münzer hatte keinen echten Grund zum Klagen. „Ich habe die ersten zwei Jahre meines Studiums bei meinen Eltern gewohnt und bin jeden Tag gependelt“, erzählt Münzer. Zum Ende des vierten Semesters ist er nach Hürth ins Studentenwohnheim gezogen und hat dort bis zum Ende seines Masters im Jahr 2019 gewohnt. „Von den Mietkosten war das sehr komfortabel und fair, dadurch konnte ich mein Studium durchziehen, ohne arbeiten zu müssen.“

Melina Dilanas ist zu Beginn ihres Studiums ausgezogen. „Aber meine Eltern haben mich unterstützt und meine Wohnung bezahlt. Das war verhältnismäßig entspannt für mich. Wir haben uns zwar früh gekümmert, aber es ging schnell und wir haben Glück gehabt.“ Ab dem vierten Semester habe sie sich auch als „Hiwi“ – eine Kurzform für wissenschaftliche Hilfskraft – etwas hinzuverdient. Lukas Münzer hat im Masterstudium ebenfalls angefangen, als Tutor an der Uni zu arbeiten. „Ich habe ein Deutschlandstipendium erhalten und ein bisschen Unterstützung von meinen Eltern. Das Stipendium macht eine sehr gute Arbeit, gerade bei Chemie gibt es viele Geförderte.“

Entspannung bei Wohnraum und Finanzen

Dilanas und Münzer scheinen keine Ausnahmen unter den studentischen VAA-Mitgliedern zu sein: Insgesamt beurteilt rund die Hälfte der Befragten die eigene finanzielle Situation als „sehr entspannt“ oder „entspannt“. Weniger als ein Fünftel bewertet die Finanzlage als „eher problematisch“ oder „sehr problematisch“. „Bei der Studienfinanzierung überrascht der hohe Anteil der Eltern- und Verwandtenfinanzierung ein wenig“, ordnet Monika Brink für die VAA-Kommission Hochschularbeit die Ergebnisse ein. „Der BAföG-Anteil ist dagegen extrem gering – sogar bei Stipendien haben wir einen Anteil von über einem Fünftel. Insgesamt kann man sagen, dass studierte Eltern ihren Kindern natürlich auch einen Vorteil mitgeben im Vergleich zu Kindern aus hochschulfernen Haushalten.“ Liegt es am Fach? „Mich hat es etwas gewundert, aber auch gefreut. Das mag auch an den besseren Nebenjobs liegen, die auch thematisch oft mit dem Fach zu tun haben.“

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Wohnsituation: Auch hier beurteilen lediglich 17 Prozent der Befragten die eigene Lage als „mangelhaft“ oder „ungenügend“. „Die Wohnsituation bei Studierenden insgesamt in Deutschland ist oft nicht sehr herausragend“, findet Brink. „Doch bei uns beurteilen 73 Prozent der Befragten die Situation von befriedigend über gut bis sehr gut.“ 44 Prozent geben sogar die Noten „sehr gut“ oder „gut“ ab. Die Wohnsituation ist also erstaunlich gut und hat sich sogar gegenüber 2014 verbessert.

Was das Wohnen angeht, ist auch Lukas Münzer zufrieden, der Mitte 2019 ein Praktikum in der Industrie gemacht hat und aus dem Wohnheim ausziehen musste. „Ich bin noch einmal für drei Monate zu meinen Eltern zurückgezogen, um die Zeit zu haben, in Köln eine Wohnung mit meiner Freundin zu finden.“ Das Paar hatte am Ende Erfolg bei der Suche, aber verbunden mit vielen Bewerbungsterminen, Absagen und Mitbewerbern. „Da waren die wildesten Sachen dabei: Zum Beispiel wurde einmal eine Abstandszahlung in Höhe von mehreren tausend Euro für eine Billigküche gefordert. Die Marktsituation hat solche Auswüchse begünstigt.“

In Frankfurt am Main bei der GDCh ist man sich der schwierigen Marktlage bewusst. Der Abteilungsleiter Bildung, Karriere und Wissenschaft Dr. Hans-Georg Weinig stellt fest: „Insbesondere in den Großstädten ist der Mietmarkt so angespannt, dass einige Studierende sich ein Leben dort nicht leisten können und woanders oder zu Hause wohnen. Wir haben generell viele Rückmeldungen von Universitäten wie zum Beispiel Regensburg, dass sie ihre Studenten aus dem näheren Umfeld rekrutieren.“ Dies bestätigt die VAA-Umfrage ebenfalls. „Die Studierenden suchen sich ihren Hochschulstandort nach der Heimatnähe aus – da haben wir einen Anstieg von acht Prozent“, so VAA-Vorstandsmitglied Brink. „Dies hat mit der Pandemie zu tun – die Leute konnten einfach nicht weg. Ich wünsche mir natürlich, dass dieser Anteil künftig wieder weniger wird. Es tut allen jungen Menschen gut, wenn sie aus dem Haus kommen und leben lernen.“

Langsame Abkehr von Promotion

Fürs Berufsleben lernen Studentinnen und Studenten verschiedener Chemiestudiengänge nach wie vor viel in der Promotion. Denn eine Promotion zeige, betont Monika Brink, dass ein Mensch wissenschaftlich und selbstständig denken und arbeiten könne. „Doch beim Master ist es mittlerweile auch nicht anders.“ 52 Prozent der Befragten in der VAA-Umfrage zum Studium streben eine Promotion an, 30 Prozent einen Master- und 15 Prozent einen Bachelorabschluss. Die Anteile von Bachelor und Master sind um rund fünf Prozentpunkte gestiegen – zulasten des Doktors. „Das Denken in der Industrie ändert sich“, weiß Monika Brink, die selbst seit vielen Jahren als außertarifliche Angestellte beim Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim tätig ist. „Eine Promotion wird nicht immer als zwingend vorausgesetzt. Ein Master als Einstieg wird immer häufiger akzeptiert, selbst beim Bachelor setzt langsam ein Umdenken in den Unternehmen ein.“ Man denke in Schritten: Erst komme der Bachelor, dann der Master. „Die Promotion wird als eine Art Sahnehäubchen draufgesetzt.“

Ein Abrücken von der Promotion ist jedoch noch nicht überall so deutlich erkennbar wie in der VAA-Umfrage. Immerhin haben 2022 rund 86 Prozent der Masterabsolventen an Universitäten eine Promotion begonnen, berichtet die GDCh in ihrer jährlichen „Statistik der Chemiestudiengänge“. Dieser Wert ist weiterhin geringer als im langjährigen Mittel von 90 Prozent. „Wir sehen schon, dass die ganz hohen Werte für die Promotion langsam sinken“, erklärt GDCh-Karriereexperte Weinig. Auch die JCF-Vorsitzende Melina Dilanas sieht „einen gewissen Trend unter den neuen Studierenden“: Die Promotion sei schon noch beliebt, aber die Popularität nehme etwas ab. „Es gibt immer mehr Alternativen: von der Start-up-Gründung bis zum früheren Einstieg ins voll bezahlte Berufsleben. Das rechnet sich im Vergleich zu nicht immer gut bezahlten Promotionsstellen gegebenenfalls schon.“

Studium als Kickstarter für Karriere

In der Tat ist der Anteil derer, die bessere Karrierechancen als Grund für die Aufnahme eines Studiums angeben, im Vergleich zur letzten VAA-Umfrage um zehn Prozentpunkte auf nunmehr 64 Prozent gestiegen. Knapp dahinter mit 62 Prozent stehen bessere Gehaltsperspektiven. Monika Brink unterstreicht: „Von unseren studentischen Mitgliedern geht etwa ein Drittel in die Industrie. Die Chemie- und Pharmabranche ist sehr lukrativ und hervorragend bezahlt – deutlich besser als viele andere Branchen.“ Doch sie warnt Studierende auch davor, die Welt zu rosig zu sehen. Das weiß auch Hans-Georg Weinig: „Unserer Statistik zufolge gab es letztes Jahr fast 1.900 promovierte Chemikerinnen und Chemiker. Andererseits wissen wir, dass die Chemie- und Pharmaindustrie eigentlich nur einige hundert jährlich anfordert.“ Daran sehe man: „Kuscheliger ist es nicht geworden – die Konkurrenz wird größer.“

Doch an der Spitze der Gründe für die Studienaufnahme stehen weder die Karriere noch das Gehalt, sondern immer noch die interessanten Aufgabenstellungen, die ein Studium im Bereich Chemie und anderen naturwissenschaftlich-technischen Fächern bietet: Ganze 82 Prozent aller Befragten geben dies als wichtigsten Studiengrund an. Weinigs wichtigster Tipp lautet: „Man sollte das studieren, was einem Spaß macht! Man sollte sich zunächst auf eine Karriere einlassen, bei der man nicht zuerst den Kontostand im Visier hat. Denn wer mit 30 promoviert, wird 40 Jahre oder mehr arbeiten.“ Man solle nicht allein fürs Gehalt studieren – die Freude im Studium und im Job dürfe nicht zu kurz kommen.

Spaß und Leidenschaft am Studienfach führen fast immer zum Erfolg. Dies zeigen Studenten und Studentinnen wie Lukas Münzer und Melina Dilanas. „Das Tolle am Chemiestudium ist, dass man viel selbst macht“, findet Münzer. „Man probiert die Dinge aus, die man in der Vorlesung bespricht, man nimmt die Dinge selbst in die Hand.“ Auch Dilanas betrachtet das Studium trotz des teils enormen Stressfaktors und der hohen Frustrationstoleranz im Rückblick als eine sehr schöne Zeit: „In den Praktika lernt man immer wieder neue Leute kennen. Am Ende erkennt man, wie sehr man gewachsen ist und zu welch einer gestärkten Persönlichkeit man geworden ist.“ Das Studium habe ihr sehr viele Chancen geöffnet. „Und ich bemühe mich darum, sie auch zu nutzen.“

In der Chemie hat man ein sehr breites Aufgabengebiet, das durchs Studium ermöglicht wird. VAA-Vorstandsmitglied Monika Brink bringt es auf den Punkt: „Man studiert nicht Chemie, wenn man keinen Spaß daran hat. Denn wer nur studieren und das Studentenleben genießen will, kann in anderen Fächern viel besser durchkommen.“ Chemie sei zeit- und arbeitsintensiv. Man müsse Versuche durchführen, da helfe keine Theorie. Aber es lohne sich, ist Brink überzeugt. Lachend erinnert sie sich an den „eindeutig schönsten“ Ausspruch in der VAA-Umfrage zu den Gründen für ein Studium: „Weil Chemie einfach geil ist!“ Dem sei nichts hinzuzufügen.

Interview mit Johanna Däumer

Interview mit Johanna Däumer

Johanna Däumer ist 23 Jahre alt, studiert im siebten Fachsemester Biogeowissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena und macht dieses Sommersemester ihren Bachelorabschluss.

VAA Magazin: Warum hast Du Dir die FSU Jena ausgesucht?

Däumer: Die FSU Jena bietet neben Koblenz als einzige noch den Studiengang Biogeowissenschaften an. Weiterhin ist sie unter den Top zehn der besten Universitäten in Deutschland laut Universitätsranking – und das schon seit vielen Jahren. Dies kann ich mittlerweile mehr als bestätigen.

Planst Du einen Masterabschluss? Welche Bedeutung hat Deiner Meinung nach ein abgeschlossenes Masterstudium in der Welt der Naturwissenschaften, insbesondere der Chemiebranche?

Ja, ich habe mich für Masterstudiengänge beworben. Ein Masterstudiengang bietet vielmehr eine Vertiefung auf spezielle Fachbereiche. Dadurch kann man sowohl großflächig in Unternehmen eingesetzt werden, aber sich auch in speziellen Kerngebieten deutlich mit Kenntnissen und Wissen behaupten. Natürlich spielt die höhere Gehaltsklasse auch eine Rolle. Ein Master in Chemie bietet weiterhin die Chance, danach in die Wirtschaft beziehungsweise Ämter zu gehen – oder aber weiterhin in der Wissenschaft mit einer anschließenden Dissertation zu forschen.

Warum hast Du das Gefühl, an der Universität Jena gut aufgehoben zu sein?

Das universitär gestützte Angebot bezüglich Orientierungshilfe, Sport, Freizeitgestaltung, Hilfe im Umgang mit Prüfungsphasen und Weiterbildungen ist sehr breit aufgestellt. Fast wöchentlich gibt es diesbezüglich Ankündigungen und Veranstaltungen. Innerhalb des Studiums ist es gerade in den Naturwissenschaften sehr gut ausgeglichen in Bezug auf Praxis und Theorie. Ich kann mich an keine Semester erinnern, in denen ich keine Laborerfahrung sammeln konnte oder Freilandexkursionen hatte.

Was war Dein Beweggrund, ein Studium der Naturwissenschaften zu beginnen?

Die Naturwissenschaften haben mir bereits in der Schulzeit sehr viel Spaß bereitet, wohingegen andere Wissenschaften eher uninteressant waren. Nach meinem Abitur wollte ich unbedingt mein Wissen vertiefen, jedoch lag hierbei mein Schwerpunkt auf Chemie, Biologie und Geologie. Weiterhin faszinierte mich die Arbeit im Labor und der Umgang mit Proben und deren Auswertung schon seit vielen Jahren.

Hast Du das Gefühl, naturwissenschaftliche Fächer werden langsam interessanter für Frauen?

Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass es immer mehr Frauen gibt, die sich für einen naturwissenschaftlichen Studiengang bewerben und darin ihren Abschluss machen. Zu Beginn meines Studiums waren dennoch mehr Kommilitonen als Kommilitoninnen vertreten. Die unteren Matrikel, zumindest ist das mein Eindruck, haben deutlich an weiblicher Verstärkung gewonnen.

Zahlen und Fakten

Die Note 2,7
vergeben die studentischen VAA-Mitglieder im Durchschnitt für die Studiensituation an den Hochschulen. Mit der Schulnote 2,3 am besten bewertet wird das Angebot der Bibliotheken an den Hochschulstandorten. Mit 3,4 schneiden die Ausstattung und die Finanzierung der Promotionsstellen am schlechtesten in der VAA-Umfrage zum Studium ab. Die häufigsten Änderungswünsche sind eine bessere Bezahlung, langfristigere Arbeitsverträge und eine gerechtere Aufteilung zwischen Lehre und Forschung für Promotionsstellen, gefolgt von mehr und besseren digitalen Lehrangeboten.

40 Prozent
der studentischen VAA-Mitglieder haben laut der VAA-Umfrage zum Studium einen Auslandsaufenthalt geplant oder bereits absolviert. Damit ist die Zahl der Auslandsaufenthalte im Vergleich zur letzten Umfrage aus dem Jahr 2014 um drei Prozentpunkte gesunken. Die Aufenthalte dauern im Mittel sechs Monat und werden vor allem für Praktika, Fachsemester sowie Forschungsprojekte während der Promotion genutzt. Dabei ist der Anteil der Praktika gegenüber der letzten Umfragerunde von 26 auf 41 Prozent gestiegen.

2,9 Millionen
Studentinnen und Studenten waren im Wintersemester 2021/22 an einer Hochschule in Deutschland eingeschrieben. Diese Zahl hat sich über viele Jahre erhöht, zeigen vorläufige Ergebnisse der Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Die Fach- und Standortwahl wird von unterschiedlichen Faktoren wie persönlichen Interessen, dem Angebot der Hochschulen oder Zulassungsbeschränkungen beeinflusst. Studentin Svenja Kretzer hat die Friedrich-Schiller-Universität Jena als einen der wenigen Standorte mit ihrem Wunschfach Biogeowissenschaften entdeckt. Zudem seien die Mieten im Osten Deutschlands meist günstiger.

Im Jahr 2020
hat die Studienanfängerquote in Deutschland laut Destatis bei rund 57 Prozent gelegen. Die wachsende Nachfrage nach Studienplätzen, die zunehmende Internationalisierung und die Digitalisierung stellen die Hochschulen vor neue Herausforderungen. „Ich plane, einen Masterabschluss zu machen“, berichtet die angehende Umweltwissenschaftlerin Svenja Kretzer. „Ein Bachelorabschluss ist für einige Berufsfelder nicht ausreichend ohne fehlende Spezialisierung. Und durch einen Masterabschluss werden die Chancen auf höhere Gehälter durchaus größer.“

Im Schnitt 16 
Personen beträgt die Betreuungsquote an Universitäten in Deutschland bei einem Vollzeitäquivalent des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals im Lehralltag, gibt Destatis an. Diese Betreuungsrelation gilt als Indikator für die Studienbedingungen und die Ausbildungsqualität eines Instituts. Neben der Betreuung zählt auch die Forschung zu den Aufgaben des wissenschaftlichen Personals. Kretzer fühlt sich an der Uni Jena sehr gut aufgehoben: „Durch die Praktika im Gelände ist es oft eine gute Abwechslung zu den sehr theoretischen Vorlesungen. In der Regel ist auch die Betreuung sehr gut und steht für Nachfragen stets zur Verfügung. Außerdem verfügt die Uni in Jena über eine sehr große Ausstattung an Geräten, sodass man in den Praktika viele unterschiedliche Dinge probieren und erlernen kann. Auch für Abschlussarbeiten gibt es dadurch eine große Vielfalt.“

Genau 1.535
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben im Jahr 2022 ihre Habilitation an Universitäten und gleichgestellten Hochschulen in Deutschland erfolgreich abgeschlossen. Wie Destatis mitteilt, nahm die Gesamtzahl der Habilitationen gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozentpunkte ab. Die Zahl der Habilitationen von Männern verringerte sich um neun Prozentpunkte auf 974, die Zahl der Habilitationen von Frauen stieg dagegen um zwei Prozentpunkte auf 561.

22 Jahre
ist Svenja Kretzer alt. Die Studentin der Biogeowissenschaften im sechsten Semester an der Universität Jena schreibt aktuell ihre Bachelorarbeit in der analytischen Chemie über die Bioremediation von Bisphenolen durch die Makroalge Ulva mutabilis. „Ich habe schon den Eindruck, dass Naturwissenschaften für viele Frauen genauso interessant sind wie für Männer“, so Kretzer. Aktuell werde viel versucht, sich schon im Jugendalter von stereotypischen „Männer- und Frauenberufen“ zu lösen, weshalb auch jüngere Mädchen häufiger die Chance haben, bei einem Interesse für Naturwissenschaften unterstützt zu werden. „Außerdem wird durch die regelmäßige Berichterstattung, unter anderem über den menschengemachten Klimawandel, die Aufmerksamkeit und Relevanz vieler junger Menschen auf die Naturwissenschaften gelenkt. In meinem Studienjahr in den Biogeowissenschaften sind schätzungsweise etwa 50 Prozent Frauen. In Vorlesungen, die mit dem Bachelor Chemie zusammen stattgefunden haben, war der Männeranteil jedoch durchaus größer als der Frauenanteil.“