Erik Lehmann hat das Wort: Zwischenbilanz

Erik Lehmann hat das Wort: Zwischenbilanz

Erst einmal Glückwunsch! Die Hälfte des Jahres ist rum und es lohnt sich, schon jetzt eine Zwischenbilanz zu ziehen. Es gab nämlich wieder Perlen von ausgefeilter Absurdität und hanebüchenem Wahnwitz zu entdecken.

Ein Blick zurück in den Januar: In Australien, immerhin Teil des britischen Commonwealth, wurde die RTL-Dschungelkönigin gekrönt. Natürlich blieben zwei der Zeremonie fern: Harry und Meghan! Laut Adelsexperten ein gezielter Affront voller Respektlosigkeit, mit dem die Ex-Royals zeigen wollten, was sie von monarchischen Strukturen halten: Nämlich nix! Empörend! Ein weiterer Skandal und „Gipfel linksgrüner Heuchelei“: Klima-Ikone Greta Thunberg ließ sich auf der Lützerath-Demo von drei Polizisten wegtragen. Alles andere als nachhaltig und umweltfreundlich! Die CO2-Bilanz eines Bullen-Trios im Vergleich zu Fahrrad oder Selbst-Laufen ist verheerend. Aber klar: Wer so berühmt ist, der hält sich gern mal für Kleopatra. Zum Kopfschütteln!

„Ich finde Ballett Scheiße“ – so oder so ähnlich beurteilte eine Tanzkritikerin der Arbeit des Choreografen der Staatsoper Hannover. Die Quittung kam prompt. Die Hundekotattacke, bei welcher der Ballettchef Exkremente seines Dackels jener Kritikerin ins Gesicht drückte, war der Aufreger im Februar. Die Opernintendantin ließ ausrichten, dass der Compagnieleiter mit seinem Verhalten gegen viele Grundsätze des Staatstheaters verstoßen habe. So zum Beispiel gegen die empfohlene Benutzung des Hundekotbeutelspenders vor dem Opernhaus. Pfui, Pudel ... äh, Dackel!

Der März wurde wieder royal. Zumindest in Deutschland. Charles und Camilla kamen zu Besuch. Für Irritation sorgte der neue König von England, als er im Schloss Bellevue unseren Bundespräsidenten fragte, wo sich denn der richtige König befände, wenn Steinmeier hier nur Untermieter sei. Unerhört!

Im April erschien eine aufsehenerregende Studie über die Klimakleber. Dort war zu lesen, dass es über 70 Prozent der Aktivisten gar nicht um die Rettung des Planeten ginge, sondern dass eine Mehrzahl von ihnen lediglich unter einer Klebstoffsucht leide. Mit den zeitgleich vorgestellten Plänen zur schrittweisen Cannabislegalisierung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dürfte sich die Situation auf deutschen Straßen jedoch alsbald entspannen und die jungen Leute durch politische Lenkung weg vom Schnüffeln hin zum Kiffen bewegt werden. Verwunderlich, dass die Politik überhaupt so lange damit wartete, denn die Bilanz der „Terroranschläge“ der Letzten Generation spricht Bände: 274 Leicht- und 78 Schwerverspätete! Schockierend!

Es war eine schöne Geste, dass der ukrainische Präsident Selenskyj Mitte Mai, nach der deutschen ESC-Niederlage, aus Mitleid einen Besuch in Berlin absolvierte. Ja, so kommt man dem EU-Beitritt ein ganzes Stück näher. Nach seinem Solidaritätsbesuch bei uns reiste Selenskyj direkt nach Großbritannien weiter, um auch dem ESC-Vorletzten Trost zu spenden. Respekt!

„Ich nehm‘ Dich einfach mal in den Arm“ hieß es für Bundeskanzler Scholz Ende Mai auf einem Rollfeld am Frankfurter Flughafen. Welch Liebenswürdigkeit eines beherzten Bürgers. Während Scholz‘ Vorgängerin noch im Sträflingsoutfit und hinter Gittern auf Demoplakaten erschien oder als Nachbildung am Galgen hing, hat sich die Zuwendung der Wähler hin zur Politik deutlich entwickelt. Weiter so!

Auch im Juni ließ sie uns keine Ruhe: die Inflation. Nicht nur an Supermarktkassen oder Tankstellen war das in den letzten Monaten deutlich zu spüren. RTL hat nun die Reißleine gezogen und kürzlich seine beliebte Sendung „Wer wird Millionär“ inflationsbereinigt in „Wer wird Milliardär“ umbenannt. Die zuletzt sinkende Einschaltquote ging daraufhin durch die Decke. Auch die Bewerbungen für eine Teilnahme an der Sendung stiegen sprunghaft an, weil sich potenzielle Kandidaten nun, abzüglich der Spritkosten, die Anreise ins Kölner Studio aufgrund dieser Gewinnaussichten wieder leisten konnten. Ein Lichtblick!

Mit diesen größtenteils schönen und hoffnungsvoll stimmenden Ereignissen kann die zweite Jahreshälfte kommen. Und am Ende wissen wir dann mehr.

Mit seinen verschiedenen Kabarettprogrammen reist der Dresdner Kabarettist Erik Lehmann quer durch Deutschland und hat auch schon diverse Preise gewonnen. Unter dem Pseudonym Uwe Wallisch vertreibt der passionierte Hobbyimker zudem seinen eigenen Honig. Auf der Website www.knabarett.de ist Lehmann jederzeit käuflich und bestellbar. Honig gibt es auf uwes-landhonig.de.