Mitglieder werben Mitglieder

Wer warb die meisten im letzten Jahr?

Betrachtet man die Mitgliederentwicklung im VAA – das VAA Magazin hatte dazu im Februar 2022 berichtet –, ist der Verband gerade im Vergleich zu anderen Organisationen und Gewerkschaften gut durch die Coronakrise gekommen. Entscheidend dazu beigetragen haben engagierte VAA-Mitglieder in den Werksgruppen und Communitys. Allen Herausforderungen zum Trotz ist es ihnen gelungen, zahlreiche neue Interessenten und Mitglieder für den VAA zu gewinnen.

Mit insgesamt 13 geworbenen Neumitgliedern an der Spitze der Rangliste steht wie im Vorjahr Dr. Hans-Dieter Gerriets, Vorsitzender der VAA-Werksgruppe Lanxess. Wie ist es ihm gelungen, trotz der Pandemie erfolgreich Mitglieder zu werben? „Eine Konstante in der Werksgruppenarbeit ist – trotz Pandemie – das Beratungsbedürfnis der Kolleginnen und Kollegen, die sich mit ihren Fragen an einen wenden“, betont Gerriets. „Ein Großteil derer, die noch nicht im VAA sind, nehmen dann meine Hinweise an, darunter auch die Beitrittsempfehlung für unseren Führungskräfteverband.“

Entscheidender Vorteil durch die Kontaktpflege

Auch Dr. Daniel Neß, mit acht geworbenen Neumitgliedern auf Rang zwei, bestätigt die Bedeutung der Kontaktpflege: „Im Endeffekt ist das Wichtigste hier sicherlich, dass man sich die Zeit nimmt, um die Kontakte aktiv aufzubauen und nachzuverfolgen. Aufgrund meiner Aktivitäten im Betriebsrat, im sozialen Umfeld sowie im Rahmen des Themas der leistungsgerechten Bezahlung bin ich bei vielen Kolleginnen und Kollegen bekannt und habe diese einfach proaktiv angesprochen.“

Erschwert wurde der persönliche Austausch wie 2020 bereits durch die Coronapandemie. „Leider konnten wir auch im vergangenen Jahr die gewohnten Präsenzveranstaltungen nicht durchführen“, berichtet Gerriets. „Vor Corona hatten wir als Sprecherausschuss beziehungsweise Werksgruppe neu eingetretene Führungskräfte oder neu festgestellte leitende Angestellte zu einem Treffen eingeladen.“ Der persönliche Kontakt erlaube einen besonders intensiven Informationsaustausch, der über ein digitales Format so nicht möglich sei. „Ich bin aber zuversichtlich, dass dies ab dem Sommer wieder möglich ist.“

Angekommen in der neuen Normalität

Technisch haben sich die Werksgruppen längst an die neue Normalität angepasst. Für Daniel Neß habe per Teams alles wunderbar funktioniert. Das sei für den ein oder anderen sogar vorteilhafter gewesen, da man keine „Wechselzeiten“ für den Termin berücksichtigen musste. Eine Herausforderung für die Mitgliederwerbung ist es oftmals, am Ball zu bleiben. „Die Argumente für den VAA, vor allem auch mit der neu aufgesetzten Austauschplattform bei uns in der Werksgruppe Industriepark Wolfgang – für die Evonik –, haben den Großteil überzeugt und sind auf viel Gegenliebe gestoßen“, hebt Neß hervor. Die persönliche Betroffenheit vieler Mitglieder, etwa beim Thema Entgeltentwicklung in den Coronajahren, habe sicherlich dazu beigetragen, sich kollektiv einzubringen.
 
Welche Tipps haben erfahrene Weber wie Hans-Dieter Gerriets und Daniel Neß für die Kolleginnen und Kollegen aus anderen VAA-Werksgruppen? Es sei hilfreich, das Darlegen der Vorteile einer VAA-Mitgliedschaft mit einem aktuellen „Schmerzpunkt“ zu verbinden, verrät Neß. „Wir müssen es meiner Meinung nach immer greifbar, fühlbar und emotional machen. Die reinen Argumente der angebotenen Leistungen sind oftmals nicht das, was überzeugt.“ Ein Alleinstellungsmerkmal sei auch der exzellente Rechtsservice, den Mitglieder im VAA genießen – und hierbei vor allem im Vergleich zum „Wald-und-Wiesen-Arbeitsrechtler“ aus der freien Wirtschaft.

BASF Ludwigshafen: Experimentalphysiker erklärt Treibhausgasneutralität

Auf Einladung der VAA-Werksgruppe BASF Ludwigshafen hat Prof. Gerd Ganteför Anfang März 2022 im Rahmen einer VAA-Akademie-Veranstaltung zum Thema „Klimawandel und globale Treibhausgasneutralität“ vorgetragen. Ganteför ist Professor für Experimentalphysik an der Universität Konstanz und forscht im Bereich Nanotechnologie. Er wurde der Öffentlichkeit mit Sachbüchern zu Themen wie Klima, Energie und Nanowissenschaften bekannt. Zudem betreibt er den erfolgreichen YouTube-Kanal „Grenzen des Wissens“ mit Vorlesungen über Energie und Klima. Bei der digitalen Veranstaltung, die vonseiten der VAA-Werksgruppe von Xueling Liu-Hoffmann, Dr. Liliana Parra-Rapado und Thomas Schmidt moderiert wurde, waren rund 240 Teilnehmer anwesend. Im Anschluss an den Vortrag, für den es aus den Reihen der Teilnehmer sehr viel positives Feedback gab, fand eine Diskussion statt. Auf der VAA-Mitgliederplattform MeinVAA können die Folien zum Vortrag von eingeloggten Mitgliedern der Werksgruppe BASF Ludwigshafen im Downloadbereich heruntergeladen werden.

Betriebsratswahlen 2022

Erste Erfolge aus zahlreichen Unternehmen gemeldet

Zurzeit laufen die Betriebsratswahlen in den Chemie- und Pharmaunternehmen in Deutschland auf Hochtouren. Während die Tarif- und AT-Beschäftigten in zahlreichen Unternehmen bereits gewählt haben, stehen die Wahlen in anderen Betrieben noch an. Den ersten Ergebnissen zufolge haben die Kandidatinnen und Kandidaten des VAA an vielen Standorten erfolgreich abgeschnitten.

„Die kontinuierliche Arbeit der letzten vier Jahre und die ausführliche inhaltliche und organisatorische Vorbereitung auf die Wahlen in den letzten zwölf Monate zahlen sich mit überwiegend sehr positiven Wahlergebnissen aus“, berichtet VAA-Jurist Thomas Spilke über den Zwischenstand der Betriebsratswahlen. Spilke ist vonseiten der VAA-Geschäftsführung für die Koordination der VAA-Betriebsratswahlkampagne verantwortlich. „Unsere Kandidatinnen und Kandidaten in den Betrieben geben ihr Bestes – ob sie nun mit eigenständigen Listen antreten, als Unabhängige oder in gemeinsamen Listen mit anderen Arbeitnehmergruppen.“

Klare Erfolge gibt es beispielsweise bei Sanofi-Aventis im Werk Höchst zu vermelden: Hier konnte der VAA seine Mandatszahl von fünf auf nunmehr acht ausbauen – von insgesamt 33 Mandaten. Auch bei der Tesa SE in Hamburg hat der VAA seine Präsenz im Betriebsrat mehr als verdoppelt – von zwei auf fünf Mandate. Mit Betriebsratsmitglied Arne Klink – ein Porträt über den Werdegang des Ingenieurs gibt es in dieser Ausgabe des VAA Magazins – hat der VAA zudem einen klassischen Tarifbeschäftigten in seinen Reihen. „Besonders hervorzuheben ist auch der Erfolg unserer neuen Liste bei der Rhenus Lub GmbH & Co. KG in Mönchengladbach mit drei Sitzen“, so Spilke. „Dass hier mit Dr. Udo Quotschalla ein VAA-Mitglied zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt wurde, ist eine Überraschung.“ Ebenfalls freuen kann sich der VAA über den Erfolg beim Gemeinschaftsbetrieb Clariant im Industriepark Höchst, wo zusätzlich zur Wiederwahl von Dr. Reinhard Kratzberg drei neue Sitze gewonnen wurden. Bei der im Herbst frisch aus der Clariant AG ausgegliederten Colorants Solutions Deutschland GmbH haben die VAA-Kandidaten ebenfalls auf Anhieb zwei Sitze errungen.

Doch auch kleinere Erfolge in großen Unternehmen wie der BASF sind nicht minder relevant für die Position des VAA als originäre Interessenvertretung der außertariflichen Angestellten, für die der Betriebsrat genauso zuständig ist wie für den Tarifbereich. Bei der BASF SE in Ludwigshafen hat die VAA-Fraktion einen Sitz dazugewonnen und kommt auf sieben von 55 Sitzen im Gremium. Bei Boehringer Ingelheim im Gemeinschaftsbetrieb 1 in Ingelheim hat der VAA mit fünf von 35 Sitzen ebenfalls einen Sitz mehr erringen können als bei der letzten Betriebsratswahl 2018. Die übrigen Boehringer-Betriebe folgen in den nächsten Wochen – ebenso wie zahlreiche weitere Betriebe in verschiedenen Unternehmen der Branche.

Zu den wenigen negativen Ergebnissen gehört die Niederlage des VAA bei Bayer Berlin: „Hier hat die von uns unterstützte Liste zwar vier Sitze bekommen, davon sind aber leider nur zwei VAA-Mitglieder“, erläutert Thomas Spilke. „Nach sechs Sitzen vor vier Jahren ist dies natürlich etwas enttäuschend.“ Des Weiteren bereitet die coronabedingt deutlich geringere Wahlbeteiligung Sorgen – nicht nur dem VAA, sondern allen Wettbewerbern um die Betriebsratssitze. Spilke dazu: „Die Wahlbeteiligung von teilweise unter 50 Prozent zeigt, dass die Aktivierung und Motivierung von Briefwählern, auch wirklich ihre Stimme abzugeben, äußerst wichtig ist.“ Hier gebe es ein konkretes Beispiel, das vor Augen führe, wie wichtig die Wählermobilisierung ist: „Unseren Sitz bei der Catalent Germany GmbH in Ebersbach haben wir verloren, weil sage und schreibe zwei Stimmen zum Einzug in den Betriebsrat gefehlt haben!“ Um den erfolgreichen Gesamttrend für den VAA bei den Betriebsratswahlen fortzusetzen, sei es daher essenziell, bei den noch ausstehenden Wahlen in den Betrieben vom Wahlrecht Gebrauch zu machen und mitzubestimmen.

Spenden für die Ukraine

Arne Klink im Porträt

Ingenieurstudium als Türöffner für die Karriere

Von Timur Slapke

Erst die Mitglieder füllen einen Verband wie den VAA mit Leben. Dabei handelt es sich um Menschen mit zum Teil sehr unterschiedlichen Berufsbildern und Lebenswegen. So hat etwa ein Fünftel der VAA-Mitglieder einen ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund – in seiner Februarausgabe 2022 hat das VAA Magazin darüber geschrieben. In einer neuen Serie werden im Laufe des Jahres weitere Ingenieurinnen und Ingenieure aus den Reihen der VAA-Mitgliedschaft vorgestellt, die sich in verschiedenen Karrierephasen befinden und etwas zu erzählen haben. Dieses Mal im Porträt: Arne Klink von der Tesa SE (Markenname tesa).

Mit seinen 36 Jahren gehört Arne Klink zwar zu den jüngeren Mitgliedern im VAA, aber er hat schon einiges erlebt. Zumal der studierte Ingenieur bereits seit über zehn Jahren mit beiden Beinen im Berufsleben steht. Bei der Tesa SE in Norderstedt ist Klink mittlerweile weltweit der Ansprechpartner für diverse Chemikalien und ist zudem für deren Freigabe im Konzern zuständig. Als Supportfunktion ist er im engen Austausch mit Lieferanten beziehungsweise für deren Identifizierung und Qualifizierung verantwortlich. Die Suche nach geeigneten technischen Alternativen bei den derzeitigen Lieferkettenproblemen stellt eine Herausforderung dar, der sich Klink häufig widmen muss. 

Zu Arne Klinks Arbeit gehört es auch, potenziell interessante Muster anderen Laboren vorzuschlagen und gegebenenfalls für Tests zur Verfügung zu stellen. „Da kümmere ich mich um die Musterbeschaffung, damit die Fachabteilungen mehr Zeit für die Forschung haben. Ich bin sozusagen das Bindeglied zwischen Lieferanten, Laboren, Einkauf und den Werken.“ Neben diesen Unterstützungstätigkeiten wirkt Klink bei diversen Digitalisierungsprojekten mit. Offiziell ist Klink zwar noch Produktentwickler, aber er entwickelt längst kein Produkt im klassischen Sinne mehr. Dies war zu Beginn seiner Karriere noch ganz anders. 

Frisch aus dem Studium hat der Bioverfahrenstechniker 2011 bei Tesa angefangen – als Produktentwickler doppelseitiger Schaumklebebänder für die Flexodruckindustrie. „Dabei habe ich über Druckereitechnik nie etwas im Studium gelernt“, erinnert sich Klink. „Nur Excel, PowerPoint und grundlegende analytische Fähigkeiten konnte ich aus meinem Studium einbringen – und dann sollte ich bereits die Prozesse beziehungsweise Methoden auf den Prüfstand stellen!“ Seine Kollegen waren alle erfahrene Entwickler und stellenweise sogar Druckingenieure, er dagegen nicht „vom Fach“. Nach einem halben Jahr learning on the job hatte Arne Klink es aber drauf. „Prozesse standen dabei weniger im Fokus, die Arbeit als Produktentwickler und später als Projektleiter wurde von der Pike auf gelernt.“ 

Karriereschritt nach vorn

Nach drei Jahren im Job hat der gebürtige Stader eine weitere Herausforderung gesucht und im Fernstudium seinen MBA in „General Management“ angefangen – parallel zum Vollzeitjob. „Das konnte ich besser mit meiner Karriere und meinem Privatleben vereinbaren als eine Promotion.“ Er wollte es schon immer praktikabel halten und hat sich durch das Aufbaustudium für die „Generalistenlaufbahn“ entschieden. Schließlich hat Arne Klink 2018 mit einem Kollegen getauscht und ist ins Chemische Rohstofflabor gewechselt. „In der neuen Funktion habe ich mein Netzwerk stetig ausgebaut und bin im Konzern zu einem zentralen Ansprechpartner für Rohstoffthemen und Prozesse geworden.“ 

Schon während seines Erststudiums an der TU in Hamburg-Harburg hat Arne Klink ein halbes Jahr Fachpraktikum bei Unilever in der Innovationsabteilung absolviert. „Dort habe ich bei der Entwicklung neuer Cremes und Duschgelsorten mitgewirkt.“ Seine Diplomarbeit hat er ebenfalls bei Unilever geschrieben und sich mit der Evaluierung von Heiz- und Kühlprozessen bei kosmetischen Produkten im Batch-Prozess beschäftigt. „Ich bekam die Chance, das Werk in Buxtehude auf den Prüfstand zu stellen.“ Das war eine Aufgabe, die ihm als Berufsanfänger großen Respekt eingeflößt hat. „Zum Glück hatte ich eine gute Ausbildung und war am Ende in der Lage, Optimierungspotenziale aufzuzeigen. Das war Ingenieurwissenschaft in Reinkultur.“ 

Seine Begeisterung für das Ingenieurwesen hat Arne Klink erst relativ spät entdeckt. „Ich hatte Physik in der 10. Klasse abgewählt und wollte etwas mit Biologie machen.“ Aber bei den offenen Studientagen hat der passionierte Gamer dann gemerkt, dass ein Biologiestudium nicht zu seinen Lebenszielen passt. Ein Professor an der Uni Hamburg meinte zu ihm, dass Biologen oft schlechter bezahlt werden als andere Naturwissenschaftler, die Jobaussichten nach dem Studium begrenzt seien und man sich alternativ mit dem Beruf des Taxifahrers beschäftigen sollte. 

Vom Arbeiterkind zum Ingenieur

Arne Klink wollte aber Geld verdienen und nicht jeden Euro umdrehen müssen. Dies hat auch etwas mit seiner Herkunft zu tun. „Ich komme aus einem Nichtakademikerhaushalt und bin der erste, der in meiner Familie studiert hat.“ Seine Eltern haben Klink immer den Rücken freigehalten, aber er hat sich sein Wissen in der Oberstufe und im Studium komplett selbst aneignen müssen. „Da gab es keinen Sparringspartner in der Familie und keine Hilfe bei schwierigen Schul- oder Studienaufgaben.“ Deswegen engagiert sich Klink ehrenamtlich bei der gemeinnützigen und spendenfinanzierten Initiative „Arbeiterkind.de“. Er geht in die Schulen, hält Sprechstunden, ist regelmäßig bei Stammtischen dabei und moderiert Veranstaltungen. „Ich mache Werbung fürs Studium bei denjenigen, die wie ich die ersten in ihrer Familie sind, die studieren. Die Entscheidung für oder gegen ein Studium darf nicht vom Bildungsstand der Eltern abhängen.“

Vor seinem eigenen Studienstart war Arne Klink zunächst noch bei der Bundeswehr. „Danach habe ich mich auf solche fancy Sachen wie Molekulargenetik beworben, aber daraus ist wegen des hohen NCs und der damit verbundenen vielen Wartesemester nichts geworden.“ Geholfen hat ein Blick ins berühmte grüne Buch „Studienwahl – der offizielle Studienführer für Deutschland“. „Für mich klang Bioverfahrenstechnik als eine gute Möglichkeit, bessere Jobaussichten mit adäquater Bezahlung zu bekommen.“ So kam eines zum anderen – kurz darauf war Klink für den Studiengang „Biotechnologie Verfahrenstechnik“ in Hamburg-Harburg eingeschrieben. 

„Übrigens war mein Jahrgang der letzte Diplomjahrgang vor der Umstellung auf das Mastersystem“, erinnert sich der Ingenieur. Klink selbst hat die Konzeption der Bologna-Studiengänge im Akkreditierungsprozess begleitet. „Ich war im Fachschaftsrat und im Studentenparlament aktiv. Ich war gut vernetzt und wusste, wo was passiert.“ Wie waren Klinks Eindrücke vom Studium in Zeiten von Bologna? „Zu Beginn fand ich, dass die Wahlfreiheit im Bachelor durch fehlende Kursangebote eingeschränkt war.“ Hierdurch war eine Differenzierung im Bachelorabschluss nur schwer möglich. „In unserem Entwicklungszentrum bei Tesa sind Entwickler mit einem Bachelor eher die Seltenheit.“, sagt Klink. Was den Masterabschluss betrifft, hat er aber eine klare Meinung: „Der neue Master ist absolut gleichwertig zum alten Diplom – darüber gibt es keine Diskussion.“

Engagement als Erfolgsfaktor

Arne Klink war schon während seines Studiums sehr engagiert und hat dabei viele Unternehmensvertreter kennengelernt. Ein Tipp, den er als Mitglied der VAA-Kommission Hochschularbeit auch auf Hochschulveranstaltungen des VAA und der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) immer wieder gibt: „Redet mit Menschen, schaut Euch um, macht Praktika. Nehmt Vorkursangebote und Orientierungswochen wahr.“ Wer Kontakte noch in der Findungsphase knüpfe, sei besser gerüstet für den Start ins Studium. „Lerngruppen finden sich oft in den ersten Wochen und diese halten oft über das ganze Studium. Wer diese Phase verpasst, hat es später schwerer, Anschluss zu finden.“ Im April 2011 bewarb sich Klink bei zwei Firmen: „Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass ich beim ersten Bewerbungsgespräch gleich eine Zusage bekomme. Eigentlich wollte ich Erfahrungen sammeln, damit ich später eine gute Figur im Bewerbungsprozess mache.“ So hatte Klink dann bereits im Sommer seine erste Stelle für November in der Tasche. Den Abschluss musste er nachreichen, da er erst Mitte November seine mündliche Prüfung ablegte und der Abgabetermin seiner Abschlussarbeit am 31. Oktober 2011 war.

Nicht immer sei Studieren und intensive Arbeit ein Zuckerschlecken, findet Arne Klink. „Es wird nicht alles gefallen, aber die Schnittmenge muss stimmen.“ Wer gern arbeite, sei besser motiviert. Dazu gehört auch, sich ab und zu einmal zu belohnen und für zusätzliche Motivation zu sorgen, etwa wenn es mit der Mathematik einmal hapert. „Das war bei mir auch so: Mathe auf Uniniveau war wirklich nicht meine Stärke – ‚Mathe eins‘ habe ich erst im Drittversuch bestanden.“ Die Note war ihm egal. „Ich habe einfach meine Eltern zum Essen eingeladen. Denn schlechte Noten dürfen auch gefeiert werden, wenn sie einen voranbringen.“ Klink hat sich auch durch Fehlschläge nicht entmutigen lassen und das Studium zielstrebig in der Regelstudienzeit abgeschlossen.

Über eine Dekade ist Arne Klink nun schon bei Tesa tätig – und kein bisschen müde. Im Gegenteil: „Mein Job ist abwechslungsreich und die Digitalisierung läuft auf Hochtouren.“ Bei der Einführung moderner IT-Systeme ist Klink immer vorn dabei. „Ich freue mich ungemein, neue Programme und Prozesse auszuprobieren. Ich bin IT-affin und habe da richtig Bock drauf.“ Ausgedehnte „Gaming Sessions“ wie noch zu Schulzeiten meint er damit jedoch nicht. „Ab und zu habe ich noch Zeit für Computerspiele, aber lange Onlinewelten sind für mich nicht mehr drin – nur noch abgeschlossene Storys im Singleplayermodus.“

Im Job lautet Arne Klinks Credo dagegen Teamwork statt Singleplayer. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Berufsgruppen. Naturgemäß gibt es in großen Industrieunternehmen viele Naturwissenschaftler, aber auch Kaufleute und Marketingspezialisten. Wie sieht es aus mit dem früher vorhandenen „Kastendenken“ etwa bei Naturwissenschaftlern und Technikern? „Es gibt hier keine geschlossenen Clubs für Chemiker oder Ingenieure“, betont Klink. Wer lange genug da sei, werde auch als Spezialist in seiner Aufgabe wahrgenommen, egal was man studiert habe. „Politisch wird es nur dann, wenn das Marketing dazukommt“, ergänzt er mit einem Augenzwinkern. „Da sind Ingenieure und Naturwissenschaftler ganz schön gefordert, den Marketingexperten zu erklären, dass Lagerungsversuche wirklich so lange dauern, wie es in der Prüfmethode steht. Den Druck aus dem Marketing muss man dann auch mal aushalten können.“

Mitgestaltung über den VAA

Wie man Druck macht, wissen VAA-Mitglieder in Zeiten des gerade laufenden Betriebsrats- und Sprecherausschusswahlkampfes in den Chemie- und Pharmaunternehmen gut. Das gilt auch für Klink, der sich bereits seit der letzten Legislaturperiode als Betriebsratsmitglied für die Interessen der Beschäftigten einsetzt. Hierbei ist es ihm wichtig, dass er für alle Kolleginnen und Kollegen da ist und sich nicht auf die AT-Klientel beschränkt. Dies drückt er auch mit seiner Liste „VAA – für Euch da“ im aktuellen Wahlkampf aus.

Wie ist Klink zum VAA gekommen? „Bei Tesa bin ich durch einen älteren Kollegen auf den Gehaltstarifvertrag des VAA aufmerksam gemacht worden. Dann bin ich 2013 beigetreten und habe mir mein Gehalt aufstocken lassen.“ Inzwischen hat er den Werksgruppenvorsitz übernommen.  

Geschadet hat Klink das ehrenamtliche Engagement in keiner Weise. „Bei mir bleibt nichts liegen. Daher kann ich mich auch gut in der Werksgruppe, aber vor allem im Betriebsrat engagieren.“ Entschuldigungen gibt es für Arne Klink in diesem Punkt keine: „Ich habe meine Chefs direkt zu Beginn darum gebeten, dass sie mir offen sagen, wenn aus ihrer Sicht etwas liegenbleibt.“ Das sei aber nicht der Fall gewesen. „Ich möchte mich engagieren und gleichzeitig Karriere machen.“

Für die Karriere ist ein Ingenieurstudium aus Arne Klinks Sicht ein perfekter Türöffner, genau wie ein Chemiestudium auch. „Wir haben alle bewiesen, dass wir uns komplizierte Sachverhalte in kurzer Zeit beibringen können. Wir sind universell einsetzbar und können auch andere Bereiche wie Marketing, Vertrieb oder Personal schnell lernen.“ Umgekehrt sei es schwieriger – Naturwissenschaften können eben nicht on the job beigebracht werden. „MINT-Studiengänge sorgen einfach für eine breitere Aufstellung.“

Trifft man auf Ingenieure wie Arne Klink, wird klar: Das Image von Ingenieurwissenschaftlern als fachlich exzellente Experten, die aber mit einem Tunnelblick durchs Leben gehen, gehört längst ins Reich der Märchen. Umso mehr, wenn man sich selbst noch humorvoll aufs Korn nehmen kann: „Als Verfahrensingenieur kann man nichts richtig, aber von allem etwas“, lacht Klink. „Ins letzte Detail gehen wir nicht, aber wir haben den Überblick und können überall mitreden.“ Verfahrensingenieure seien eben für das Gesamtbild verantwortlich. „So funktioniert meine Arbeit im Grunde auch heute noch.“

Spenden und Kooperationen für Arbeiterkind.de

Spenden und Kooperationen für Arbeiterkind.de

Nach wie vor hängt in Deutschland die Entscheidung für oder gegen ein Studium häufig vom Bildungsstand der Eltern ab. Deswegen engagiert sich Arbeiterkind.de für mehr Chancengleichheit im Bildungssystem. Als gemeinnützige Organisation ist die Initiative auf Spenden und Kooperationen angewiesen. Möchte sich jemand finanziell oder im Rahmen einer Firmenkooperation helfen? Nähere Informationen dazu gibt es auf arbeiterkind.de/spenden. Will sich jemand direkt engagieren? 80 lokale Gruppen stehen zur Auswahl und freuen sich über jede helfende Hand.

Ansprechpartnerin für Spenden: Anne Stalfort 
Ansprechpartnerin für Kooperationen: Ellen Herzig

Umfrage zum VAA Magazin

Zeit für ehrliches Feedback: Wie gefällt das Heft?

Seit der letzten Umfrage unter den Leserinnen und Lesern des VAA Magazins im Jahr 2016 hat sich einiges getan: Seit fast zwei Jahren wird das Heft komplett inhouse produziert. Seit diesem Jahr gibt es zusätzlich zur gedruckten Ausgabe und zum blätterbaren E-Paper auch ein vollwertiges, in die VAA-Website integriertes Webmagazin. Höchste Zeit für eine neue Feedbackrunde. Anregungen, Ideen und konstruktive Kritik vonseiten der VAA-Mitglieder sind ausdrücklich erwünscht.

Als Zeitschrift für Fach- und Führungskräfte ist es der Anspruch des VAA Magazins, interessante Reportagen, Artikel und Meldungen zu liefern. Das Themenspektrum reicht dabei von Spezialfeatures zu innovativen Technologien wie Quantencomputing oder Wasserstoffwirtschaft über Berichte zu aktuellen Entwicklungen in der Chemie- und Pharmabranche bis hin zu Porträts, Interviews und serviceorientierten Rechtsbeiträgen für VAA-Mitglieder. Das Ziel der Redaktion ist, sowohl für eine interessante Lektüre zu sorgen als auch einen Mehrwert für die Mitglieder des Verbandes zu schaffen. Deshalb lebt das VAA Magazin auch vom Meinungsaustausch seiner Leserschaft und will zugleich ein Forum für Diskussionen bieten. 

Nun haben die Leserinnen und Leser wieder das Wort: Wie gefällt den VAA-Mitgliedern ihr zweimonatlich erscheinendes Verbandsmagazin? Sind die Artikel, Berichte und Informationen nützlich? Sorgt die sprachliche und stilistische Qualität für einen angenehmen Lesefluss? Sind die Bildsprache und das Layout zeitgemäß und ansprechend? Welches sind die Lieblingsrubriken aus Lesersicht? Die Redaktion des VAA Magazins bittet um eine möglichst rege Teilnahme und ehrliche Antworten auf diese und andere Fragen – ob schriftlich mithilfe des dieser Ausgabe beigelegten gedruckten Fragebogens, per E-Mail an redaktion@remove-this.vaa.de oder einfach unter umfrage.vaa.de/s/leserumfrage2022 über die Teilnahme an der kurzen Onlineumfrage.

Inhouse produziert, in Bonn gedruckt

Inhaltlich und gestalterisch ist das seit Mitte 2020 komplett in der VAA-Geschäftsstelle Köln produzierte VAA Magazin vom Redaktionsteam kontinuierlich weiterentwickelt worden. Zuständig für das Layout ist die seit 2020 im Team der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätige Kreativdirektorin Ina Brocksieper. Bei der Druckvorstufe und dem Druck wird die langjährige, bewährte Zusammenarbeit des VAA Magazins mit der Köllen Druck + Verlag GmbH in Bonn erfolgreich fortgesetzt.

Welche Möglichkeiten gibt es, das VAA Magazin zu lesen? Neben einer auf Recyclingpapier gedruckten Ausgabe wird das VAA Magazin außerdem als einfache PDF-Version, als interaktives E-Paper und seit Anfang 2022 auch als Webmagazin veröffentlicht. Bei letzterer Magazinvariante lassen sich die Artikel einzeln und nach Rubrik sortiert online aufrufen, was sich besonders gut fürs mobile Browsing über Smartphones und Tablets eignet. Wie hoch die Nachfrage nach den Digitalformaten ist, wird in der aktuellen Umfrage zum VAA Magazin ebenfalls abgefragt.

Je höher die Beteiligung an der Umfrage ausfällt, desto klarer zeigt sich ein Meinungsbild der VAA-Mitglieder zu ihrem Verbandsmagazin. Daraus wird die Redaktion neue Erkenntnisse gewinnen und die nötigen Schlüsse ziehen, ob die Richtung stimmt und an welcher Stelle gegebenenfalls inhaltlich oder gestalterisch nachjustiert werden sollte. Die Redaktion ist dankbar für jedes Feedback.