Führungskräfte kritisieren Kompromiss zur Flexi-Rente als unzureichend

11.11.2015 Kategorie:  Interessenvertretung 60plus

Die Führungskräftevereinigung ULA ist enttäuscht über den Kompromiss der Koalitionsarbeitsgruppe zur Flexi-Rente.

„Nach dieser langen Verhandlungsdauer drängt sich das Fazit förmlich auf, dass hier der Berg zwar gekreißt, aber nur eine Maus geboren hat“, so ULA-Hauptgeschäftsführer Ludger Ramme. „Das Verhandlungsergebnis wird den Herausforderungen eines länger werdenden Arbeitslebens nur ansatzweise gerecht.“

Zwar begrüßt die ULA die Möglichkeit, dass eine vorgezogene Altersrente als Teilrente in Zukunft gleitend statt wie bislang in drei starren Stufen bezogen werden kann. Allerdings kritisieren Deutschlands Führungskräfte die geplante Einkommensanrechnung auf vorgezogene Renten in Höhe von 40 Prozent ab einem Freibetrag von 450 Euro. „Schon seit Jahren spricht sich die ULA für einen komplett anrechnungsfreien Hinzuverdienst aus, solange die Summe aus vorgezogener Rente und Hinzuverdienst das zuvor bezogene Einkommen nicht überschreitet“, stellt ULA-Hauptgeschäftsführer Ramme klar. Jegliche Anrechnung schmälere die Attraktivität eines flexiblen Ausgleitens durch eine Kombination von Erwerbsarbeit und vorgezogener Rente erheblich.

Ebenfalls kritisch bewertet wird der Wegfall der Arbeitgeberbeiträge zur Arbeitslosenversichrung für Bezieher einer vorgezogenen Altersrente: „Wenn die Rahmenbedingungen in Summe stimmen, bedarf es einen solchen Anreizes für Arbeitgeber nicht“, betont Ramme. „Denn ungleich hohe Sozialversicherungsbeiträge bergen stets die Gefahr von Wettbewerbsverzerrungen am Arbeitsmarkt.“

Positiv aus Sicht der ULA ist die Beibehaltung der unteren Altersgrenze von 63 Jahren für den Bezug einer vorgezogenen Altersrente. „Sonst hätten Unternehmen dies als Einladung verstanden, neue Frühverrentungsprogramme zu entwickeln“, betont Ludger Ramme. „Arbeitnehmern hätte eine Absenkung den völlig falschen Eindruck vermittelt, sie würden bereits ab 60 nicht mehr benötigt.“

Die Flexi-Rente kann durchaus ein Baustein einer demografiegerechten Arbeitsmarkt- und Arbeitszeitpolitik sein, da der Bedarf an Führungskräften und hochqualifizierten Fachkräften in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Zugleich müssen nach Meinung der Führungskräfte die Wünsche nach einer flexibleren Verteilung der Arbeitszeit bereits vor Erreichen der rentennahen Jahre besser erfüllt werden. Ramme dazu: „Für die Zeit vor dem Erreichen des 63. Lebensjahres sollten vorrangig andere Instrumente wie etwa Lebensarbeitszeitkonten eingesetzt werden. Hier besteht nach wie vor dringender Reformbedarf, der von der Koalitionsarbeitsgruppe leider nicht berücksichtigt wurde.“

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