Einkommen von Fach- und Führungskräften in Chemie und Pharma

Deutliche Steigerung beim Bonus, moderates Plus beim Fixeinkommen

Bei den außertariflichen und leitenden Angestellten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie sind die Gesamteinkommen 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 13 Prozent gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle VAA-Einkommensumfrage. Insgesamt betrug das Median-Gesamteinkommen im Bereich des Akademiker-Manteltarifvertrages rund 145.400 Euro. Ausschlaggebend für die Mehrung waren besonders die um knapp 82 Prozent gestiegenen variablen Bezüge. In den beiden Vorjahren waren diese Boni noch deutlich gesunken. Die Fixeinkommen stiegen 2022 im Durchschnitt um 3,4 Prozent.

Die signifikante prozentuale Steigerung der Bonuszahlungen im Jahr 2022 bewertet Dr. Birgit Schwab, 1. Vorsitzende des VAA und betreuendes Vorstandsmitglied der VAA-Kommission Einkommen, auch als Folge der Einkommensentwicklung in den Vorjahren: „Die Bonuszahlungen sind 2020 im Durchschnitt um 18 Prozent und 2021 nochmals um fast neun Prozent zurückgegangen. 2022 haben die Mitarbeiter die Boni auf Basis der insgesamt sehr guten Branchenentwicklung des Geschäftsjahres 2021 erhalten und das führt in der Zusammenschau zu dieser erheblichen Zunahme der variablen Vergütung.“

Besonders deutlich sind die Bonuszahlungen in Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern gestiegen, was im Vergleich zu kleineren Unternehmen eine höhere Steigerung der Gesamteinkommen um insgesamt fast 19 Prozent zur Folge hat. Im Vorjahr waren die Einkommen in den großen Unternehmen noch leicht zurückgegangen, während der Zuwachs in kleinen Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern fast fünf Prozent betrug. 2022 lag der Zuwachs beim Gesamteinkommen in diesen Unternehmen bei rund sechs Prozent.

„Insgesamt waren die Einkommen 2022 in den Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern rund 30 Prozent höher als in Unternehmen mit weniger als 1.000 Beschäftigten“, erläutert der Vorsitzende der VAA-Kommission Einkommen Dr. Hans-Dieter Gerriets. „Allerdings ist der Anteil der variablen Bezüge in den großen Unternehmen erheblich höher und damit schwankt die Entwicklung des Gesamteinkommens hier auch deutlich stärker.“

Zur Entwicklung des Gesamteinkommens tragen neben Fixgehalt und Bonus auch die sonstigen Gehaltsbestandteile bei, zu denen etwa geldwerte Vorteile aus Dienstwagen, Erlösen aus Aktienoptionen und Sonderzahlungen gehören. Diese sonstigen Gehaltsbestandteile lagen im Jahr 2022 auf dem gleichen Niveau wie 2021.  

Das Gesamteinkommen im Bereich des Manteltarifvertrags für Akademiker mit naturwissenschaftlich-technischer Hochschulausbildung beträgt 145.431 Euro im Median. Mit 157.895 Euro liegt das Gesamteinkommen bei kaufmännischen Angestellten um 8,6 Prozent höher, das vergleichbare Gesamteinkommen für Ingenieure mit einer Fachhochschulausbildung mit 139.717 Euro dagegen um 3,9 Prozent niedriger.

17 Prozent der Umfrageteilnehmer haben 2022 eine steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichsprämie erhalten, die im Durchschnitt 1.500 Euro betrug. Hans-Dieter Gerriets dazu: „Als VAA-Kommission Einkommen sehen wir diese Einmalzahlungen eher kritisch, weil wir die Gefahr einer – gerade für jüngere Kollegen problematischen - Umverteilung der Mehrungsbudgets zulasten der dauerhaften Fixeinkommen sehen. Wir werden anhand der vorliegenden Werte und der Angaben aus dem nächsten Jahr analysieren, ob sich ein solcher Zusammenhang anhand der Umfrageergebnisse aufzeigen lässt.“

Beantwortet haben die Einkommensumfrage 2022 mehr als 4.300 Personen aus zahlreichen Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie, davon rund 500 Teilnehmer aus den Reihen der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), die sich an der Umfrage beteiligt.

Wissenschaftlich begleitet wird die Einkommensumfrage durch Prof. Christian Grund von der RWTH Aachen. Zusammen mit der Auswertung der Ergebnisse im Längsschnitt ergibt sich so ein umfassendes Bild über die Einkommensverhältnisse in der chemisch-pharmazeutischen Industrie Deutschlands. Insbesondere für den Geltungsbereich des Akademiker-Manteltarifvertrages, in den die Mehrheit der Umfrageteilnehmer fällt, lassen sich so detaillierte Aussagen treffen.

Eine kompakte Auswertung der Umfrageergebnisse ist allen im Berufsleben stehenden VAA-Mitgliedern dieser Ausgabe des VAA Magazins beigelegt worden. Bei der VAA-Geschäftsstelle Köln kann außerdem eine detaillierte Broschüre mit ausführlichen Auswertungen per Telefon (+49 221 160010) oder E-Mail (info@remove-this.vaa.de) bestellt werden. Ansprechpartner rund um die VAA-Einkommensumfrage ist Christoph Janik.

Die Kurzfassung der Broschüre zur Auswertung der aktuellen Einkommensumfrage steht eingeloggten VAA-Mitgliedern auf der Mitgliederplattform MeinVAA unter mein.vaa.de im Menüpunkt „Service/Publikationen/Umfragen“ zum freien Download zur Verfügung.

Diversity und Inklusion

Auszeichnung für Manuela Rousseau

Im Frühjahr 2023 hat das Diversitynetzwerk BeyondGenderAgenda eine Kampagne zu Ehren der „Top 100 Women for Diversity in 2023“ unter der Schirmherrschaft der Schauspielerin Natalia Wörner gestartet. Das Netzwerk zeichnet Frauen aus, die sich für Vielfalt und Chancengleichheit stark machen und dabei Türen für weitere Frauen öffnen. Auf der Liste vertreten ist auch die Vorsitzende der VAA-Kommission Aufsichtsräte Prof. Manuela Rousseau. Die Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Diversitybeauftragte bei der Beiersdorf AG setzt sich seit vielen Jahren für die Förderung von Diversity und Inklusion in der Wirtschaft ein.

„Für Unternehmen ist Diversity essenziell“, erläutert Manuela Rousseau. „Zum einen führen unterschiedliche Erfahrungen und Hintergründe auch zu unterschiedlichen Perspektiven und schnelleren Lösungsansätzen. Und mit einer vielfältig aufgestellten Belegschaft können bessere Entscheidungen getroffen werden.“ Zum anderen könnten Unternehmen die Bedürfnisse und Perspektiven ihrer Kundinnen und Kunden besser verstehen und repräsentieren. „Auch wir bei Beiersdorf haben durch unser erfolgreiches Diversity Management bereits viele neue Kundengruppen erschließen können.“ Dass ihr Engagement nun auch mit der Aufnahme in die „Top 100 Women for Diversity“ in Deutschland honoriert werde, freue sie außerordentlich. Bei der Kampagne sei zudem deutlich geworden, dass Diversität mehr ist als Gender und Solidarität mit einschließt. „Solidarität heißt für mich, immer auch andere Menschen mitzudenken.“

Mit der Kampagne setzt das Netzwerk BeyondGenderAgenda ein Zeichen für Diversität, Mut und Zuversicht in einer von Krisen geprägten Zeit. Das Kampagnenmotiv zeigt neben Rousseau weitere 99 Frauen, die selbst sehr erfolgreich sind und zugleich weiteren Frauen den Weg ebnen. Dabei sind beispielsweise die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen Prof. Monika Schnitzer, die Menschenrechtsaktivistin und Sozialunternehmerin Düzen Tekkal und L’Oréal-CEO von Wioletta Rosolowska. Die Top 100 wurden in einer deutschlandweiten Printoffensive sowie über diverse Social-Media-Kanäle veröffentlicht.

Manuela Rousseau war im Frühjahr 2023 nicht nur für BeyondGenderAgenda aktiv, sondern außerdem als Keynote-Speakerin bei der zentralen Veranstaltung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Weltfrauentag am 8. März. Unter dem Titel „Mut zur Sichtbarkeit“ gab sie einen persönlichen Einblick in ihre eigene Karriere. „Ich habe meine Erfahrungen bei Beiersdorf dargelegt – von der ersten Aufsichtsratskandidatur 1994 über den Wahlerfolg 1999 und schließlich die Wahl zur Stellvertretenden Vorsitzenden 2019“, berichtet Rousseau. „Meine Lebensgeschichte zeigt eindrücklich, wie wichtig es ist, mutig zu sein, den eigenen Weg zu gehen und die eigene Geschichte mit anderen Frauen zu teilen. Frauen sollten unbedingt die eigene Komfortzone verlassen und althergebrachte Rollenmuster stets kritisch infrage stellen.“

Mittlerweile haben mehrere Studien unter anderem in den nordischen Ländern Europas bestätigt, dass Unternehmen mit mehr Frauen in Führungspositionen tendenziell bessere Geschäftsergebnisse erzielen. „Um es auf den Punkt zu bringen: Mehr Frauen in Führung bringen nachhaltig mehr Profit“, so das Fazit von Manuela Rousseau. „Das ist auch in Grund für uns im VAA, unser Netzwerk VAA connect weiter zu stärken und voranzubringen.“