Erik Lehmann hat das Wort: Harte Zeiten!

Erik Lehmann hat das Wort: Harte Zeiten!

Oh nein! Jetzt auch noch Affenpocken! Hört das denn gar nicht mehr auf? Egal, welchem Tier (oder Mitmenschen) man derzeit begegnet, alle sind sie krank. Die Fledermäuse haben Corona, die Vögel Grippe, die Schweine die Pest, die Bienen das Krüppelflügelvirus und jetzt noch die Affen mit ihren Pusteln. Und im Juni steht uns ja auch noch die Schafskälte bevor, die angesichts der leeren Gaspipelines dieses Jahr einen ganz besonderen Beigeschmack haben wird. Aber schon jetzt habe ich das Gefühl: Das Ende der Fahnenstange muss bald erreicht sein. Denn im Land wütet der Tod in mannigfaltiger Gestalt. Nein, ich meine nicht die verschiedenen Coronavarianten, die uns bundesweit regelmäßig heimsuchten – und laut unserem Gesundheits-Karl im Herbst in Form von Killervarianten auch wieder heimsuchen werden. Denn die haben wir bisher allesamt mehr oder weniger glimpflich weggesteckt. Vielmehr hält uns eine Tierseuche nach der anderen in Schach. 

Bis vor wenigen Tagen standen Teile meines Landkreises noch unter Quarantäne. Zumindest wenn man ein Dasein als Huhn pflegte. Unsere Gegend war Beobachtungsgebiet aufgrund der Geflügelpest. Und nicht nur ich glaubte, es hackt! Auch unsere beiden gluckenden Hennen waren verwirrt, warum ihnen beim Ausbrüten der Küken der Rest der Herde samt Hahn penetrant zuschauen musste und, ohne auch nur ein Quäntchen Privatsphäre zu ermöglichen, dauerhaft im Stall herumlungerte. Es waren harte Zeiten. Neben der schon seit Anfang des Jahres am Ortseingangsschild platzierten Warntafel aufgrund der Afrikanischen Schweinepest gesellte sich also kurze Zeit später auch noch das rot leuchtende Abzeichen zwecks Vogelgrippealarms hinzu. Zum Glück sind wir die Geflügelpestplakette nun wieder los. Mittlerweile ist auch der Hühnernachwuchs geschlüpft, gesund und munter, und die Stallpflicht ist aufgehoben. Das ältere Federvieh hat wieder ungestörten Freigang und die Küken können in der Voliere konzentriert das Einmaleins des Hühnerlebens erlernen. Und es gab noch mehr erfreuliche Entwicklungen: Denn auf einmal war Schluss mit Corona. Also zumindest mit den Beschränkungen. Toll, oder? Einfach so, weil‘s halt so ist. Es ist zwar nicht so, aber es ist halt jetzt so. Nicht nachfragen. So isses halt. Wir sind wieder frei … Wie die Hühner … Also bis erneut eine Welle über uns hereinbricht. Aber bis dahin machen wir‘s uns schön.

Übrigens: Die Afrikanische Schweinepest, oder wie wir alten Lateiner sagen, die Pestis Africana Suum, die ja nach wie vor in unseren Gefilden hausiert, treibt mittlerweile seltsame Blüten. Zumindest, was deren Bekämpfung anbelangt. Denn seit geraumer Zeit durchzieht ein monumentales Bollwerk, der Schutzzaun gegen das infizierte Schwarzwild, unsere Gegend. Wir sind nun eine sogenannte Restriktionszone. Nach 30 Jahren Freiheit also wieder eingezäunt. Wieder Zone! Und so heißt es für den Otto-Normalverbraucher jetzt: „Bald gibt‘s keene Wurschd mehr!“ Weil nämlich Schweinehalter, die ihren Betrieb in besagten Zonen haben, ihre Schweine nur noch in ausgewählte und oft weit entfernte Schlachthöfe bringen dürfen. Und weil es dadurch zum Schlachtstau kommt, werden die Schweine im Stall immer fetter und sind somit unverkäuflich. Verrückt, oder? Und weil sich das auf Dauer keiner mehr leisten kann, machen viele Betriebe dicht. 

Derzeit werden über 80 Kilometer Schwarzwildzaun gezogen, damit infizierte Wildschweine nicht in bisher seuchenfreie Gebiete weiterwandern können. Dieser Zaun ist sozusagen die FFP2-Maske fürs Wildschwein. Und weil das Virus hochresistent ist und mehrere Jahre im Frost überleben kann und weil Impfungen fast keine Antikörperbildung bei behandelten Schweinen hervorgebracht haben, sodass diese bei erneuter Infektion wieder erkrankten (Corona lässt grüßen), braucht es nun diesen Quarantänezaun. Aber als Ossi weiß man, dass Zäune in Ausnahmefällen trotzdem überwindbar sind. Denn der Teufel lässt immer eine Lücke. Und deshalb sollte schnellstmöglich ein deutschlandweites Grillverbot eingeführt werden und sich die Bundesregierung alsbald auf einen Wochentag für den unvermeidlichen Veggie Day einigen.

Apropos Gegrilltes: Ende April wurde deutschlandweit, nach langer Pause, endlich wieder die Walpurgisnacht gefeiert. Der Gang zwischen zwei Walpurgisfeuern soll der Tradition nach reinigend wirken und Seuchen fernhalten. Die Äbtissin Walpurga gilt als die Schutzheilige gegen Pest, Husten und Tollwut. Wie praktisch! Und ihr zu Ehren wurden am 30. April endlich wieder die Feuer entfacht, mit denen man böse Geister vertreiben wollte. Hätten wir lieber mal noch einen Affentanz ums Feuer veranstaltet – denn so richtig gewirkt hat es ja scheinbar nicht.

Mit seinen verschiedenen Kabarettprogrammen reist der Dresdner Kabarettist Erik Lehmann quer durch Deutschland und hat auch schon diverse Preise gewonnen. Unter dem Pseudonym Uwe Wallisch vertreibt der passionierte Hobbyimker zudem seinen eigenen Honig. Auf der Website www.knabarett.de ist Lehmann jederzeit käuflich und bestellbar. Honig gibt es auf uwes-landhonig.de.