VAA connect bei Boehringer Ingelheim

„Wer mutig über Grenzen geht, wächst über sich selbst hinaus“

Mehr Frauen in Führung zu bringen, ist das Ziel des Netzwerks VAA connect. Darum ging es auch am 16. Mai 2022 auf der ersten VAA-connect-Präsenzveranstaltung seit Beginn der Coronapandemie, die bei Boehringer Ingelheim in Ingelheim durchgeführt wurde. „Unser VAA-connect-Event war ein voller Erfolg“, berichtet VAA-Vorstandsmitglied Dr. Monika Brink, die als AT-Angestellte bei Boehringer tätig ist und vor Kurzem in den Betriebsrat gewählt wurde. „Die Rückmeldungen waren aus allen Richtungen so gut, dass unsere bereits sehr positiven Erwartungen nochmals übertroffen wurden.“ Das Motto der gemäß Hygienekonzept mit 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern voll besetzten Veranstaltung lautete: Karriere ohne Grenzen – Mut zu neuen Wegen!

Im dritten Jahr nach Ausbruch der Coronapandemie, zweieinhalb Jahre nach der letzten großen VAA-connect-Veranstaltung bei Wacker Chemie in München, haben sich insgesamt 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Headquarter des global aufgestellten Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim zusammengefunden, um zu diskutieren und zu netzwerken. „Wer mutig über Grenzen geht, wächst über sich selbst hinaus“, bringt VAA-Vorstandsmitglied Dr. Monika Brink die Botschaft der auf dem Event geschilderten Best-Practice-Beispiele auf den Punkt. „Trotz anfänglicher Herausforderungen und Schwierigkeiten ist dies immer eine bereichernde Erfahrung.“

In ihrer Keynote betonte auch Dr. Sabine Nikolaus, Landesleiterin Deutschland bei Boehringer, wie wichtig der Faktor Mut insbesondere für Frauen bei der Karriereentwicklung sei. Ihr wichtigster Rat lautete: „Geht ins Ausland!“ Dieser Schritt sei oft mit vielen Herausforderungen und einem großen Kraftaufwand verbunden, aber er lohne sich. „Der Wechsel in eine andere Kultur bringt einen Perspektivwechsel mit sich, wodurch der eigene persönliche und berufliche Horizont erweitert wird.“ Nikolaus gab dabei einen sehr persönlichen Einblick in ihren Lebenslauf. „Ehrlich, authentisch, selbstreflektiert“, so die Reaktion von Boehringer-Kollegin Brink.

Die Unternehmerin Barbara Lutz betonte in ihrem Vortrag ebenfalls, dass es keinen Grund gebe, Angst zu haben. Als Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin des Frauen Karriere Index (FKi) rät Lutz Frauen, die gegebenen Umstände positiv für sich zu nutzen: „Frauen sollten Frauen helfen und einander auch etwas gönnen können.“ Dazu gehöre auch, mit Personen zu netzwerken, die man nicht unbedingt möge. Klar sei aber auch, so die Mutter zweier Kinder, dass weder Männer noch Frauen mit drei bis vier Stunden Arbeit pro Tag echte Karriere machen könnten. Gerade deshalb spiele gelebte Diversity eine Schlüsselrolle: „Diversity ist ein Dauerthema, weil eine Verhaltensänderung notwendig ist.“ Sie selbst sei ein gutes Beispiel dafür, dass eine internationale Karriere auch mit Kindern möglich sei.

„Neugierde ist die Kompetenz der Zukunft“, hob die Autorin und Keynote Speakerin Line Jehle in ihrem Vortrag hervor. Sichtbarkeit sei eine Grundvoraussetzung für die Karriere, was gerade in einer von Corona und Homeoffice geprägten Zeit um so schwerer falle. Denn es bedürfe eines höheren Aufwandes, auch digital sichtbar zu bleiben. „Kommunikation ist sehr wichtig, damit die Abteilungen untereinander besser über ihre gemeinsamen Schnittstellen Bescheid wissen.“ Noch wichtiger sei allerdings das Networking. Frauen sollten dabei keine Scheu haben, auch „Männernetzwerke“ zu nutzen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion auf der von Business Coach Nadin Meloth moderierten Veranstaltung sei deutlich geworden, wie wichtig „Role Models“ seien, erklärt Monika Brink. „Und zwar auch für Männer!“ Denn für das Aufbrechen traditioneller Rollenmuster und Denkstrukturen brauche man ein Umdenken bei Frauen und Männern gleichermaßen.

Kolloquium mit der DECHEMA

Was ist New Work im New Normal?

Alle Menschen spüren die grundlegende Veränderung der Arbeitswelt, die zunehmend hybrid und selbstorganisiert wird. Die Dynamik der Entwicklung ist gewaltig: Produktivität, Entgrenzung, Arbeitszeitflexibilität und zukünftige Führung der Beschäftigten werden im digitalen Zeitalter nach der Pandemie anders aussehen. Am 11. Mai 2022 fand in Frankfurt am Main dazu ein erstes gemeinsames Kolloquium der DECHEMA und des VAA statt.

Für Deutschlands größten Führungskräfteverband ist New Work ein wichtiges Thema, gerade weil auch Führung sich ändert. Seit über hundert Jahren geht es dem VAA darum, gute Führung zu leben und voranzutreiben. Noch immer heißt dies für die Führungskräfte, Orientierung zu geben, Verantwortung zu übernehmen und Mitarbeiter zu motivieren. Da, wo der sich der VAA als Akademikergewerkschaft mit der Interessenvertretung und Arbeitswelt der Chemie- und Pharmaführungskräfte befasst, setzt die Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie DECHEMA die Themen der Chemie in die Praxis um.

Auf dem New-Work-Kolloquium ist die neue Arbeitswelt aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet worden – von Beschäftigten über Führungskräfte und Unternehmen bis hin zur Wissenschaft. Mit von der Partie waren unter anderem DECHEMA-Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Förster, der 2. VAA-Vorsitzende Dr. Christoph Gürtler, der Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) Dr. Klaus-Peter Stiller, der Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) Dr. Karsten Danielmeier, Salvatore Ruggiero von der Schott AG und Dr. Josephine Hofmann vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO als wichtige inhaltliche Impulsgeberin. Als Moderatorin hat die Vorsitzende der VAA-Kommission Führung Katja Rejl von der Unternehmensberatung Deloitte Akzente gesetzt.

Im Ergebnis wurde klar: Personal Skills sind wichtiger und Erfahrungsaustausch sowie Kommunikation essenziell geworden. Die Vernetzung aller Akteure im Blick auf Best Practice und smarte Kommunikation sind stärker denn je Erfolgsfaktoren für gute Arbeit. Prozesse und das Umfeld erfordern noch mehr Flexibilität und neue Konzepte. Zahlreiche Beiträge in der Diskussion verwiesen darauf, dass die klassische Berufskarriere ausgedient habe und die Sinnfrage in den Vordergrund gerückt sei. Grenzen zwischen Leben und Arbeiten seien im Alltag auf produktive Weise verschwommen. In Zukunft gelte als Arbeit künftig die Summe aller Beschäftigungen in unterschiedlichen Lebensphasen.

„Corona war ein Katalysator für neue Arbeitsformen. Damit sind aber auch die Anforderungen an Soft Skills wie Eigenverantwortung und Selbstorganisation sowie Kommunikations- und Teamfähigkeit gestiegen.“

Dr. Klaus-Peter Stiller, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC).

Wenn man die Definition von New Work zurückführt auf die Schaffung eines menschenfreundlichen Arbeitsumfelds, in dem aus intrinsischen Motiven heraus gearbeitet wird, starke Leistungen vollbracht werden und die Übernahme unternehmerischer Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und der Umwelt garantiert wird, so entsteht aus dieser Definition ein großer Auftrag gerade für Führungskräfte: Es geht um die konkrete Übersetzung zentraler Werte wie Selbstständigkeit, Handlungsfreiheit, Teilhabe, Demokratisierung und Transparenz in den Arbeitsalltag.
 
Das Kolloquium konnte auf den Ergebnisse einer Umfrage aufbauen, die das Fraunhofer IAO im Auftrag des VAA unter den VAA-Mitgliedern durchgeführt und diese der Öffentlichkeit zum ersten Mal vorgestellt hat. Die klaren Aussagen der Umfrage sind eine hilfreiche Unterstützung für Fach- und Führungskräfte und können in der VAA-Geschäftsstelle per E-Mail an info@remove-this.vaa.de anfordert werden. Weitere Ergebnisse der Umfrage gibt es in der nächsten Ausgabe des VAA Magazins im zweiten New-Work-Spezial.