VAA-Jahreskonferenz in Mannheim

VAA setzt Zeichen an Politik: Es reicht nicht!

Am 10. und 11. November 2023 hat die Jahreskonferenz des VAA in Mannheim stattgefunden. Einen Tag zuvor hatte sich die Bundesregierung auf ein Strompreispaket geeinigt. Dazu haben die Mitglieder der VAA-Communitys in den Chemie- und Pharmaunternehmen ein klares Zeichen gesetzt: „Es reicht nicht!“, bringt VAA-Hauptgeschäftsführer Stephan Gilow die wichtigste Botschaft der Konferenz auf den Punkt. „Ohne Transformationsstrompreis keine Transformation. Und ohne Transformation keine Arbeitsplätze!“ Zu den weiteren Highlights der Veranstaltung gehörten eine Diskussion über den Einsatz von KI im HR-Bereich und die Verleihung der VAA-Ehrenamtspreise.

„Auf der Jahreskonferenz bestand Einigkeit: Die Strompreise sorgen für enorme Nachteile im internationalen Standortwettbewerb und verhindern dringend benötigte Investitionen in treibhausgasneutrale Technologien.“

Stephan Gilow, Hauptgeschäftsführer des VAA.

Dr. Monika Brink, VAA-Vorstandsmitglied und Laudatorin beim VAA-Ehrenamtspreis:

Das Ehrenamt lebt von den Menschen, die es mit Leben füllen. Dabei geht es um uns alle hier – sowohl individuell als auch um uns als Gemeinschaft. Ehrenamtliches Engagement festigt das Fundament, auf dem wir im VAA alle gemeinsam bauen. Jeder und jede von uns kann durch die ehrenamtliche Tätigkeit einen Unterschied machen: für uns selbst und für die Menschen um uns herum.

Exzellenzpreis der VAA Stiftung

Auszeichnung für exzellente Wissenschaftler

Über die VAA Stiftung fördert der VAA, die Organisation für Fach- und Führungskräfte in der Chemie- und Pharmabranche, wissenschaftliche Forschung in naturwissenschaftlich-technischen Bereichen. Auf der VAA-Jahreskonferenz Anfang November 2023 in Mannheim sind Dr. Jannik Burre, Dr. Niklas Hauptstein und Dr. David Zanders zu den neuen VAA-Exzellenzpreisträgern gekürt worden.

Mit dem Exzellenzpreis zeichnet die VAA Stiftung jedes Jahr junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für hervorragende Forschungsarbeiten im Bereich Chemie, Pharmazie und Verfahrenstechnik aus. „Wir brauchen neue Perspektiven für die Transformation zur Nachhaltigkeit“, so der Vorsitzende des Kuratoriums der VAA Stiftung Dr. Thomas Fischer. Gerade hier und jetzt sei das aktueller denn je, wo es der Chemiebranche wirklich nicht gut gehe. „Als Industrie gelingt uns das, wenn wir gemeinsam mit jungen Wissenschaftlern innovative und realistische Lösungsvorschläge entwickeln.“ Der Exzellenzpreis der VAA Stiftung erlaube einen Blick in die Zukunft, betont der VAA-Ehrenvorsitzende. „Wir alle wollen, dass unsere Chemie in Deutschland eine Zukunft hat. Wir jedenfalls tun alles dafür. Unsere Preisträger zeigen auf, wie unsere gemeinsamen Anstrengungen dazu beitragen, die Welt positiv zu gestalten.“ Der Exzellenzpreis sei eine gute Gelegenheit, eine weitere Brücke zwischen den hochtalentierten Nachwuchswissenschaftlern und den etablierten Fach- und Führungskräften aus der Industrie zu schlagen.
Am 10. November 2023 hat es drei Preisträger gegeben: Dr. Jannik Burre ist für seine Promotion bei Prof. Alexander Mitsos an der RWTH Aachen zum Thema „Optimal Design of Power-to-X-Processes“ ausgezeichnet worden. Dr. Niklas Hauptstein hat an der Universität Würzburg bei Prof. Lorenz Leinel zum Thema „Site directed molecular design and performances of Interferon-α2a and Interleukin-4 bioconjugates with PEG alternative polymers“ promoviert. Für seine Promotion bei Prof. Anjana Devi und Prof. Seán T. Barry an der Ruhr-Universität Bochum zum Thema „Cobalt and Ruthenium Complexes for Vapor Phase Deposition Processes of Metallic Thin Films: Precursor Design, Surface Reaction Chemistry and Thin Film Applications“ hat Dr. David Zanders ebenfalls den mit jeweils 5.000 Euro dotierten Exzellenzpreis 2023 erhalten.

Die Jury des Preises besteht wie in den Vorjahren aus den Mitgliedern des Stiftungskuratoriums. Dazu gehören Prof. Sabine Beuermann, Professorin für Technische Chemie an der TU Clausthal, Prof. Stefan Buchholz, Leiter der strategischen Forschungs- und Entwicklungseinheit Creavis Technologies & Innovation bei Evonik und Honorarprofessor an der Uni Stuttgart, Prof. Ralf Dohrn, leitender Angestellter bei der Bayer Technology Services GmbH und Honorarprofessor an der TU Hamburg, Dr. Thomas Fischer, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums und Ehrenvorsitzender des VAA, Prof. Andreas Jupke, Leiter des Lehrstuhls für Fluidverfahrenstechnik an der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH Aachen, Prof. Wolfram Koch, Geschäftsführer der Gesellschaft Deutscher Chemiker, sowie Prof. Thomas Martin, leitender Angestellter bei der Dottikon ES AG und Honorarprofessor an der Uni Konstanz.

Interview mit Dr. Birgit Schwab und Ruth Kessler

Neue Beitragsstruktur sorgt für gesundes Fundament

Nach sechs Jahren Beitragsstabilität hat die Delegiertentagung des VAA als oberstes Verbandsorgan im Juni 2023 eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags beschlossen. Damit einher geht auch eine Umstellung der Beitragsstruktur: weg von einer größeren Beitragserhöhung im Abstand von mehreren Jahren hin zu einer moderaten jährlichen Beitragsanpassung – beginnend ab 2024. Über die Gründe für diese Entscheidung und das umfangreiche Serviceangebot des VAA für seine Mitglieder hat sich das VAA Magazin mit der VAA-Schatzmeisterin Ruth Kessler und der 1. Vorsitzenden des VAA Dr. Birgit Schwab unterhalten.

VAA Magazin: Die wichtigste Frage zuerst, Frau Kessler: Warum? Wieso ist die Anpassung des Mitgliedsbeitrags notwendig geworden?

Kessler: Damit der VAA seine finanzielle Basis langfristig für die Zukunft sichern kann. Denn seit der letzten Beitragsanpassung vor sechs Jahren hat sich die Höhe unseres Mitgliedsbeitrags nicht verändert – trotz Pandemie und gerade in den letzten Jahren deutlich steigender Inflation. Gleichzeitig haben wir unsere Dienstleistungen kontinuierlich ausgebaut. Bestes Beispiel sind die beiden Wahlkampagnen für die Betriebsrats- und Sprecherausschusswahlen aus den Jahren 2018 und 2022. Da haben wir die tollen Resultate der jeweils vorherigen Kampagnenrunden übertroffen. Und aus jedem Erfolg erwächst gleichzeitig die Notwendigkeit, diesen Erfolg auch in Zukunft fortzuschreiben. Man kann es so sehen: Unsere Kampagnentauglichkeit wächst mit jeder neuen Kampagne. Und das ist gut so! Dafür wollen wir unsere Communitys vor Ort in den Unternehmen auch weiter und noch besser unterstützen. All dies will natürlich bezahlt werden.

Stichwort Bezahlung: Wie hoch werden die Beitragsanpassungen in den nächsten Jahren ausfallen, Frau Schwab?

Schwab: Unser Credo lautet: So viel wie nötig, so wenig wie möglich! Wir haben unsere Mitgliedsbeiträge seit 2017 stabil gehalten. Schauen Sie: Zwischen 2017 und 2023 beträgt die Inflation mehr als 20 Prozent. Die Einkommen sind in ähnlichem Umfang gestiegen. Dies ergibt sich nicht zuletzt aus der VAA-Einkommensumfrage. Der VAA-Mitgliedsbeitrag steigt nun erst einmal um 11,3 Prozent – danach geht es ab 2025 voraussichtlich mit 3,5 Prozent pro Jahr weiter.

Alles klar. Ab 2025 beträgt die jährliche Beitragsanpassung also 3,5 Prozent. Geht das dann ewig so weiter?

Kessler: Natürlich nicht. Unsere Prognosen basieren auf einem bis 2030 ausgelegten Beitragsszenario. Je größer der Zeitraum, desto ungenauer wird dann natürlich die Schätzung. Daher beschränken wir uns auf das Ende dieser Dekade.

Schwab: Und ganz wichtig: Nichts ist in Stein gemeißelt. Die Delegiertentagung als unser oberstes Verbandsorgan wird natürlich regelmäßig über die Haushaltssituation informiert. Und die VAA-Delegierten, die ja auch diese Beitragsreform mitgetragen haben, werden nach wie vor die Möglichkeit haben, gegebenenfalls bei der Beitragshöhe nachzusteuern.

Ein guter Punkt: Denn auf der diesjährigen Delegiertentagung ist die Beitragsanpassung ausführlich diskutiert worden. Vor allem die Anpassung der Beiträge in den ostdeutschen Bundesländern an die allgemeine Beitragsklasse ist nicht von allen positiv aufgenommen worden.

Kessler: Das stimmt. Durch die Harmonisierung der Beitragsklassen erhöhen sich die Beiträge für Mitglieder in den neuen Bundesländern für einen bestimmten Zeitraum stärker als in den alten Bundesländern. Das ist ein Punkt, der nicht nur auf der Tagung, sondern auch vorher schon im Vorstand und im Beirat des VAA diskutiert wurde. Und es war von Vornherein klar, dass nicht alle Delegierten begeistert davon sein werden, übrigens nicht nur in Ostdeutschland. Genau dafür sind wir ein Verband, der das offene Wort nicht scheut und auch den Raum für Diskussionen lässt. Als oberstes Verbandsorgan hat die Delegiertentagung die Pflicht, Vorschläge des Vorstandes und Anträge aus den Werks- und Landesgruppen kritisch zu hinterfragen.

Schwab: Ich persönlich kann auch verstehen, dass manche Mitglieder in den neuen Bundesländern Bauchschmerzen haben, aber aus unserer Sicht ist dies ein notwendiger Schritt hin zu einer zeitgemäßen, schlanken Beitragsstruktur: Ab 2024 haben wir nur noch zehn statt 16 Beitragsklassen. Das reicht völlig aus, um die Mitgliederstruktur gut abzudecken.

Kessler: Übrigens ist es durchaus empfehlenswert, sich nicht nur die prozentualen Werte, sondern auch einmal die absoluten Zahlen vor Augen zu führen. Da fallen die gestaffelten Beitragssteigerungen immer noch sehr moderat aus, gerade im Vergleich zu den zu erwartenden absoluten Einkommenssteigerungen.

Und vergleicht man den VAA mit anderen Gewerkschaften, sind klare Unterschiede festzustellen: Dort bleibt zwar der Anteil des individuellen Mitgliedsbeitrags am Bruttolohn in der Regel konstant, aber in absoluten Zahlen erhöht sich der Beitrag jedes Jahr doch deutlicher.

Schwab: Das stimmt in der Tat. Bei vergleichbaren Organisationen beträgt der Mitgliedsbeitrag ein Prozent des Gesamtbruttolohns – das war, ist und bleibt deutlich höher als der VAA-Mitgliedsbeitrag jemals sein wird. Aber wissen Sie was? Diese Vergleiche waren für uns zu keinem Zeitpunkt relevant. Wir im VAA wollen uns hierbei nicht an anderen orientieren: Wir haben einzig die Interessen unserer Mitglieder im Blick und die dazu notwendige finanzielle Basis des VAA. Entscheidend ist, die richtige Balance zwischen dem finanziellen Beitrag der einzelnen VAA-Mitglieder und der Gewährleistung unseres umfangreichen und guten Serviceportfolios zu finden.

Frau Kessler, was zählen Sie als VAA-Schatzmeisterin, aber auch als normales VAA-Mitglied zu den wichtigsten Bestandteilen dieses Portfolios?

Kessler: Da gibt es sehr viele Elemente. Zu den wichtigsten gehört unbestritten der Juristische Service, also die Rechtsberatung und der Rechtsschutz für alle VAA-Mitglieder – auch in ihrer Funktion als Betriebsräte und Sprecherausschüsse. Diese arbeitsrechtliche Absicherung bietet Schutz auf allerhöchstem Niveau. Ich weiß dies aus Rückmeldungen zahlreicher Mitglieder: Der Juristische Service des VAA ist konkurrenzlos. Und wenn wir uns diese aus meiner Sicht hervorragende VAA-Leistung anschauen, so ist der Beratungsbedarf unserer Mitglieder in den letzten Jahren jedes Jahr gestiegen.

Schwab: Ein weiterer, ganz wichtiger Punkt ist die immer stärker im Vordergrund stehende betriebliche Interessenvertretung – Stichwort „Community stärken“. Unsere Fähigkeit, gute und erfolgreiche Kampagnen zu Betriebsrats-, Sprecherausschuss- und Aufsichtsratswahlen durchzuführen, ist elementar für unser Selbstverständnis als Gewerkschaft. Dazu gehört aber auch unser umfangreiches Dienstleistungsangebot für unsere Werks- und Landesgruppen: Das Team der VAA-Geschäftsstelle bietet eine maßgeschneiderte On-demand-Betreuung an, was Inhalte, Veranstaltungsthemen und Werbematerialien betrifft.

Schließlich gehören zu unserer Verbandsarbeit auch klassische Aufgaben wie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie politische Lobbyarbeit. Im Zusammenhang damit steht auch die Intensivierung der Beziehungen zu unseren Sozial- und Branchenpartnern. Wir wollen als VAA noch stärker wahrgenommen werden und uns in den Diskurs einbringen – so wie wir es zum Beispiel jetzt während der jüngsten Krise auch tun. Besonders hervorzuheben ist die Rolle, die der VAA als Plattform für Erfahrungsaustausch und unternehmensübergreifendes Netzwerken spielt, und das Potenzial, das damit verbunden ist. Wir werden uns diesem Thema künftig noch intensiver widmen.

Wenn die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge auf der Agenda ist, darf natürlich die Frage nach der Ausgabendisziplin nicht fehlen.

Kessler: Das stimmt. Es ist ein „Sowohl als auch“: Ein gesundes, nachhaltiges und auf die Zukunft ausgelegtes Haushalten braucht sowohl Disziplin bei den Ausgaben als auch eine Verbesserung der Einnahmenseite. Und wir haben in den letzten Jahren auf der Ausgabenseite wirklich alles kritisch auf den Prüfstand gestellt und dort gespart, wo es sinnvoll war. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem man auf der Einnahmenseite auch drehen sollte. Und dies haben wir nun getan. Wir sind ja kein Sparverein, sondern ein lebendiger und großer Verband, der einen super Mitgliederservice bietet.

Schwab: Um es auf den Punkt zu bringen: Durch die Umstellung auf eine jährliche Anpassung können wir die Höhe der Beiträge besser am tatsächlichen Finanzbedarf ausrichten. Und unsere neue Beitragsstruktur wird dafür sorgen, dass wir unser gesundes finanzielles Fundament sichern, um das hohe Niveau bei den Dienstleistungen für unsere Mitglieder langfristig zu erhalten und auszubauen.

Die Beitragsordnung des VAA für 2023 und 2024 steht allen VAA-Mitgliedern online unter www.vaa.de/beitragsordnung zum Download zur Verfügung.

VAA-Tagung der Aufsichtsräte

Zwischen Geopolitik und Inflation

Gerade in Zeiten parallel stattfindender Großkrisen sind Aufsichtsräte in global aufgestellten Industrieunternehmen besonders gefordert. Wie sieht es aus mit Investitionen in politisch heiklen Ländern und Regionen? Wie wirkt sich die Inflation auf die Aufsichtsratsaufgaben aus? Welche Perspektive haben eigentlich Großinvestoren wie BlackRock auf die Arbeit der Aufsichtsorgane in Konzernen, in denen sie investiert sind? Mit diesen Fragen haben sich rund 40 im VAA organisierte Aufsichtsratsmitglieder aus verschiedenen Unternehmen mit unterschiedlicher Branchenausrichtung Mitte Oktober 2023 auf ihrer Herbsttagung in Regensburg beschäftigt. Als Referenten waren Finanz- und Inflationsexpertin Heike Adam, Risikofachmann Harald Nikutta und der institutionelle Investmentexperte Michael Rüdiger eingeladen.