Erik Lehmann hat das Wort: Wissen to go

Erik Lehmann hat das Wort: Wissen to go

Manchmal habe ich das Gefühl, Satire sei schon längst ein vom alltäglichen Wahnsinn überholtes Sujet. Wenn der Kanzler mit Augenklappe auftritt und vorsorglich das Volk darum bittet, humoristische Kommentare zu posten, sogenannte Memes, dann wird der Satiriker kaltgestellt. Immerhin hatte die Aktion ein Gutes: Ich weiß jetzt endlich, wie man so ein Meme korrekt ausspricht: Ein Meme, gesprochen „mim“, ist ein Bild oder kurzes Video, das oftmals durch einen Text ergänzt wird. Hab‘ ich bisher nicht so hundertprozentig genau definieren können, geschweige denn gewagt, es bei seinem Namen zu nennen, ohne von meinen Kindern bemitleidenswert angeschaut zu werden, weil ich‘s natürlich falsch ausspreche. Tja, mit meinen 39 Jahren gehöre ich eben auch schon längst zum alten Eisen. Aber der Kanzler hat wohl hippe Berater, die ihm eingeflüstert haben: Augenklappe – nach Joggingunfall – voll cool! Lass mal was für junge Leute machen! Und dann hagelte es Piratenbilder, dass es einem nur so schwindlig wurde – ganz ohne Rum. Der schönste Kommentar stand in der taz: „Scholz – der Einäugige unter den Linden.“ Das hatte Stil.

Aber kommen wir zu einer wirklich wichtigen Meldung. Kaum bemerkt von der Öffentlichkeit wurde dieser Tage die Frage aller Fragen geklärt: Was war zuerst da – die Henne oder das Ei? Seit Jahrhunderten ein gordischer Knoten philosophischer Weltbetrachtung. Und nun ist es Forschern aus China und Großbritannien gelungen, die Antwort zu finden. Achtung Spoiler: Die Henne war zuerst da. Hätten Sie‘s gewusst? Anhand von Fossilien fand man nämlich heraus, dass viele urzeitliche Lebewesen Lebendgebärende waren. Unter anderem auch die Vorfahren der heutigen Hühner. Das Ei als Verpackung wurde somit erst später von der Evolution „erfunden“. Diese Meldung hat mir, der nicht nur begeisterter Hühnerhalter ist, sondern gern auch auf den geistigen Pfaden Alexander von Humboldts wandelt, zum Anlass gegeben, einmal zu schauen, welche Rätsel der Wissenschaft bisher gelöst wurden. Wussten Sie zum Beispiel, dass warmes Wasser schneller gefriert als kaltes? Oder dass der Schatten eines Flugzeugs immer gleich groß ist, egal, wie hoch oder tief es fliegt? Oder dass ein Gegenstand, den man Richtung Westen wirft, aufgrund der Erdrotation weiter fliegt, als in eine andere Himmelsrichtung?

Zwar war ich noch nicht so zahlreich auf Expeditionsreisen wie Humboldt, doch verfüge ich über eine profunde Allgemeinbildung bezüglich der Naturwissenschaften, über die Charles Dickens wahrscheinlich konstatieren würde: „Ein paar Brocken von allem und ein Wissen von gar nichts.“ Und Sie dürfen teilhaben! Los geht‘s: Der kleinste Baum der Welt ist die auf Grönland heimische Zwergweide. Am 18. Februar 1979 fiel in der Sahara Schnee. Das Kronendach des Regenwaldes ist so dicht, dass nur ein Prozent des Sonnenlichts den Boden erreicht. In jeder Sekunde gehen etwa 200 Blitze auf die Erde nieder. Mehr als zwanzig Prozent aller Bäume auf der Welt sind Sibirische Lärchen. Einige Bambusgewächse wachsen knapp einen Meter pro Tag. Eine Salatgurke besteht zu 96 Prozent aus Wasser. Das Wasser, das wir trinken, ist drei Milliarden Jahre alt. Ein Liter Milch enthält zehn Millionen Bakterien – das entspricht der Gesamtbevölkerung Griechenlands. Ich höre hier erstmal auf. Sie sollen sich ja auch möglichst viel davon merken. Und man soll ja auch nicht mehr als zehn Vokabeln pro Tag lernen – so steht es zumindest im Übungsheft meines Sohnes.

Aber eines muss ich noch loswerden: Wussten Sie, dass nur 13,5 Prozent aller Wissenschaftler „Frau*innen“ sind? Was die genialen Erfindungen anbelangt, die von Frauen erdacht wurden, tut der geringe Prozentsatz aber keinerlei Abbruch. Hier noch schnell die Highlights weiblicher Kreativität: kugelsichere Weste, Scheibenwischer, Laserdrucker, Unterwasserteleskop, Suspensorium, schnurloses Telefon, Kreissäge, Drehkolbenmotor, Sturzhelm und natürlich das Nudelholz – ein Zusammenhang mit dem Sturzhelm wird nicht ausgeschlossen.

So, jetzt haben Sie wieder eine ganze Menge gelernt und können in illustren Runden geselliger Zusammenkunft erfolgreich mitreden. Gern geschehen.

Mit seinen verschiedenen Kabarettprogrammen reist der Dresdner Kabarettist Erik Lehmann quer durch Deutschland und hat auch schon diverse Preise gewonnen. Unter dem Pseudonym Uwe Wallisch vertreibt der passionierte Hobbyimker zudem seinen eigenen Honig. Auf der Website www.knabarett.de ist Lehmann jederzeit käuflich und bestellbar. Honig gibt es auf uwes-landhonig.de.