Bildung: Silberstreifen aus PISA, Nebelkerzen aus Berlin
Es dürfte für die Bildungsverantwortlichen in Politik und Verwaltung hierzulande eine willkommene Abwechslung gewesen sein, als Anfang Dezember die Ergebnisse des aktuellen PISA-Rankings der OECD veröffentlicht wurden: Zum ersten Mal seit Beginn des internationalen Bildungsvergleichs liegt Deutschland in allen Kategorien über dem Durchschnitt der Industrieländer.
Zwar hat es auch dieses Mal nicht für die Spitzengruppe gereicht, in der neben der Schweiz, den Niederlanden und Liechtenstein aber ohnehin ausnahmslos asiatische Staaten vertreten sind. Trotzdem haben die deutschen Bildungspolitiker die Fortschritte beim Bildungsniveau unserer 15- und 16-Jährigen in der fünften PISA-Studie erkennbar mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis genommen.
Das sei ihnen nach all der schlechten Presse in den letzten Jahren vergönnt, denn tatsächlich tut sich ja etwas. Und man mag sich mit Blick auf die vorderen Tabellenplätze auch das Argument gefallen lassen, die stark auf Drill ausgerichteten asiatischen Bildungssysteme seien als Vorbild ohnehin nur sehr bedingt geeignet. Schließlich erwarten wir von unseren Schülern, dass sie bei der Entlassung aus dem Schulsystem noch über einen gewissen kreativen Freigeist verfügen.
Sich mit dem wohligen Gefühl, man tue ja bereits das Mögliche, in die bildungspolitische Hängematte zu legen, ist deshalb allerdings kaum angezeigt. Im Gegenteil: Sei es die monetäre Ausstattung der Hochschulen, ein auskömmliches BAföG oder die längst überfällige steuerliche Forschungsförderung – Bildung und Forschung in Deutschland warten vielerorts nach wie vor auf eine ausreichende und nachhaltige Finanzierung.
Vor diesem Hintergrund ist es enttäuschend, dass im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD zu diesen Punkten – wie auch zur Bildungs- und Forschungspolitik insgesamt – kaum etwas Konkretes zu finden ist. Es bleibt bei mehr oder weniger unverbindlichen Absichtserklärungen. Nun geht es ja bei politischen Verhandlungen bekanntermaßen zu wie auf dem Basar: Am Ende trifft man sich in der Mitte und jede Partei will ihre Punkte durchsetzen, damit die viel beschworene eigene Handschrift für die Wähler erkennbar wird. Aber dass für diese grafologische Kostprobe Maut, Mindestlohn und Mütterrente so viel wichtiger sein sollen als konkrete bildungspolitische Reformvorhaben, muss dann doch bedenklich stimmen.