Europäische Industriepolitik: Besser spät als nie

Nur so lassen sich in der Industrie und im Bereich der industrienahen Dienstleistungen Wertschöpfungsketten etablieren, die Arbeit und Wohlstand für hoch- und geringqualifizierte Arbeitnehmer bieten. Die EU-Kommission hebt diesen Umstand in ihrem Konzept völlig zu Recht hervor, schießt dann aber über das Ziel hinaus. Denn sie zählt Bereiche auf, in denen aus ihrer Sicht besondere Wachstums- und Beschäftigungspotenziale liegen und die sich vor allem rund um das Thema „green economy“ drehen. Und sie empfiehlt den Mitgliedsstaaten ausdrücklich, Investitionen ebenfalls vorrangig in diese Bereiche zu lenken.

Zweifellos muss die industrielle Produktion auf einer nachhaltigen Grundlage stehen. Zweifelslos macht es gerade die Energiewende in Deutschland erforderlich, Energietechnik und Energieeffizienz verstärkt in den Blick zu nehmen. Und zweifelslos ist es richtig, dafür auch „grüne“ Technologien zu fördern. Wer aber meint, von oben entscheiden zu können, welche Branchen die „richtigen“ für die Entwicklung einer nachhaltigen europäischen Industrie sind, wer die Investitionen in diese Branchen dirigieren will und so andere Bereiche vernachlässigt, der wiederholt bei der geplanten Reindustrialisierung die Fehler der Vergangenheit. Denn gerade die allzu einseitige Fixierung der Wirtschaftspolitik auf die Dienstleistungsgesellschaft hat die weitgehende Deindustrialisierung Europas überhaupt erst ermöglicht. Antoni Tajani hat anlässlich der Veröffentlichung seines Konzeptes erklärt, er wolle das Vertrauen der industriellen Investoren zurückgewinnen. Dazu gehört zuerst, sie nicht im gleichen Atemzug in zwei Klassen zu unterteilen.

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