Kommen bald die „Wolkenbomber“?

Das Bundesumweltamt macht in seiner Veröffentlichung keinen Hehl daraus, dass ihm die Perspektiven zur Regulierung des Strahlenhaushalts aus technischen Gründen wenig einleuchtend erscheinen. Aus politischen Gründen lehnt das Bundesumweltamt dergleichen sogar rundweg ab. Treibhausgase würden weiterhin in die Atmosphäre emittiert. Die ökologischen Folgeprobleme wie Ozeanversauerung und die Bedrohung von Tier- und Pflanzenarten blieben bestehen.

Mag man diese Ablehnung für leicht nachvollziehbar halten; bleibt doch die Möglichkeit, dass es sich aus ethischen Gründen gerade nicht durchhalten lässt, die Priorität ganz allein auf die Ursachenbekämpfung zu legen. Dann nämlich, wenn die Ursachenbekämpfung wegen der handels- und wirtschaftspolitischen Konflikte zwischen den westlichen Industriestaaten auf der einen Seite, China, Indien, Brasilien auf der anderen Seite, daneben die Staaten Afrikas und Asiens, nicht vom Fleck kommt. Nur: Die zu erwartenden Konflikte wären beim Geo-Engineering kaum kleiner. Die staatliche Hoheitsgewalt umfasst beispielsweise die Luftsäule über dem Staatsgebiet, hört aber ungefähr in 80 km über der Erdoberfläche auf. Wer darf was in den darüber liegenden Schichten, herrscht doch für zivile Nutzung das Prinzip der Weltraumfreiheit? Noch komplizierter: Sollten künftig wirklich die Flugzeuge im Abgas ganz bewusst zusätzliche Kondensationskerne über versteppten Gebieten ausbringen, wer haftete wem dafür, wenn die „Wolkenbomber“ ungewollt Monsunregen erzeugen?

Was bleibt? Die Chancen des Geo-Engineerings dürfen nicht leichtfertig oder deshalb abgetan werden, weil sie nicht ins politische Konzept passen. Andererseits muss den Projekten doch mit gesunder Grundskepsis entgegen getreten werden. Allheilmittel zu finden, verheißen die Ansätze allemal nicht.

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