Die demografische Falle: Wohlstand in Gefahr

Frankreich kann mit der größten Bandbreite an öffentlichen und staatlich geförderten privaten Betreuungseinrichtungen aufwarten. Als autonomer Teil des Sozialversicherungssystems koordiniert die Familienkasse sämtliche Leistungen und Sozialprogramme. Allen positiven Vorbildern gemein ist eine allgemeine Präferenz von Dienst- gegenüber Transferleistungen. Familienpolitik in Deutschland ist dagegen traditionell transferlastig. Hierzulande liegt es faktisch in der Verantwortung der Arbeitgeber, Defizite im öffentlichen Betreuungsangebot durch betriebliche Alternativen auszugleichen.

Ein weiterer wunder Punkt ist die Bildungspolitik: Während Frankreich das System flächendeckender Vor- und Ganztagsschulen geradezu perfektioniert hat, gleicht Deutschland einem föderalen Flickenteppich. Nach wie vor gibt es für berufstätige Eltern zu wenige Angebote einer durchgehenden schulischen und nachschulischen Betreuung.

Allerdings ist Deutschland in diesem Punkt gespalten: Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bestätigt, verfügen die ostdeutschen Bundesländer über ein wesentlich dichteres Kinderbetreuungsnetz als die westdeutschen. Auch kehren ostdeutsche Frauen nach der Geburt eines Kindes früher ins Berufsleben zurück. Das Resultat: In den im Osten der Republik ansässigen Unternehmen gibt es deutlich mehr weibliche Führungskräfte als im Westen.

Seit Jahren fordert die Wirtschaft von der Politik, für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Karriere zu sorgen – zu Recht. Doch auch in der Wirtschaft gibt es Nachholbedarf, vor allem in der Tarifpolitik: Betriebliche Mitbestimmung, Betriebs- und Sozialpartnervereinbarungen bieten genug Spielraum für neue Denkansätze.

Zeit tut not. Was uns fehlt, sind stringente Konzepte und deren konsequente Umsetzung sowie eine gehörige Portion Skandinavien.

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