Bitte keine kübelweise Kampf-Erleuchtung

Das könnte von den Gewerkschaften in der anstehenden Tarifrunde mit der Forderung nach höheren Tariflohnsteigerungen beantwortet werden. Sollte das der Effekt sein, dann wäre die Bundesregierung mittelbar dafür verantwortlich, womöglich in der derzeit unsicheren Konjunkturlage eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt zu haben. Ein gefährlicher Inflationsanstieg wäre die Folge.

Auch auf der Ausgabenseite muss gespart werden. Jedoch sollten die Lasten hier auf alle Schultern gleichermaßen verteilt werden. Nicht nachvollziehbar ist für mich beispielsweise, dass Apotheken von den Sparvorgaben weitgehend ausgenommen werden, während die Pharmaindustrie mit willkürlich gesetzten Zwangsrabatten belastet wird. Unbestritten muss der Arzneimittelmarkt neu geordnet werden. Hier sollten Strukturen geschaffen werden, die einen fairen Wettbewerb ermöglichen. Die Medikamentenversorgung ist jedoch nicht alleine für die Ausgabenentwicklung verantwortlich und kann deshalb auch nicht alleine das grundlegende Finanzierungsproblem lösen.

Die Pharmaindustrie schultert die Hauptlast des Sparziels von 3,5 Milliarden Euro. Größter Ausgabenposten mit 56,4 Milliarden Euro waren 2009 hingegen die Krankenhäuser. Die Ausgaben stiegen hier im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent je Versicherten an. Geschuldet ist dies unter anderem der Honorarreform, die den Krankenhäusern einen ordentlichen Nachschlag sicherte. Gerade im größten Ausgabenposten sollte jedoch eine stabile Basis für mehr Wirtschaftlichkeit geschaffen werden.

Die Bundesregierung hat sich mit der Reform ein wenig Zeit verschafft. Es wird ihr indes nichts anderes übrig bleiben, als das ungeregelte Verfahren der kübelweisen Kampf-Erleuchtung durch einen gesitteten, aufgeklärten politischen Diskurs zu ersetzen. Er muss sich auf der Höhe der erheblichen Herausforderungen durch den demografischen Wandel bewegen, soll er wirklich zur Erhellung und damit zur Lösung der massiven Systemprobleme beitragen.

Ihr Gerhard Kronisch

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