Fracking: Argumente statt Bauchgefühle

Doch selbst der SRU hält es für erwägenswert, die vorhandenen Wissenslücken anhand von wissenschaftlich fundierten Pilotprojekten zu schließen. Das klingt nach einem Vorschlag, der den Fracking-Gegnern schon zu weit und den Fracking-Befürwortern vermutlich nicht weit genug geht. Und der sich gerade deshalb als brauchbarer Kompromiss hätte erweisen können. Hätte, weil die schwarz-gelbe Bundesregierung Anfang Juni ihren lange angekündigten Gesetzentwurf zum Fracking zumindest für diese Legislaturperiode beerdigt hat.

Christdemokraten und Liberale konnten sich weder auf eine Freigabe unter klar geregelten Auflagen noch auf ein ausdrückliches Verbot einigen und schieben sich dafür gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Im Ergebnis bleibt es bei der unklaren Rechtslage, die schon bislang herrscht: kein Verbot, aber auch keine klaren rechtlichen Rahmenbedingungen für die Umsetzung. Am Ende gewinnen weder Umweltschutz noch Investitionssicherheit. Geradezu symptomatisch ist da der Kommentar eines Parteisprechers zum Scheitern des Gesetzentwurfes: Die Bürger müssten sich keine Sorgen machen, weil angesichts der weiterhin unsicheren Rahmenbedingungen kein Unternehmen bereit sein werde, hierzulande in die Technik zu investieren.

Das stimmt. Aber kann das der Anspruch sein? Bei der technologischen Entwicklung der Petrochemie haben deutsche Chemiker und Ingenieure eine wichtige Rolle gespielt. Warum sollten sie nicht in der Lage sein, eine umweltverträgliche Fracking-Lösung zu entwickeln, die sich obendrein vielleicht sogar als technologischer Export-Schlager erweist? Stattdessen wird das Thema aus Angst vor der unkalkulierbaren Reaktion der Wähler aufs Wartegleis geschoben und Deutschland verpasst die Gelegenheit, die potenziellen Chancen der Technologie auch nur fundiert zu ergründen. Für eine Regierungskoalition, die sich die Förderung des deutschen Industriestandortes auf die Fahnen geschrieben hat, ist das zu wenig. Auch und gerade drei Monate vor der Bundestagswahl.

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