Grüne Gentechnik: Aktionismus statt Verbraucherschutz

Übrigens sind bislang kaum Beschwerden über den Einsatz der roten und weißen Gentechnologie zu vernehmen. Gerade die in der modernen Medizin immanent wichtige rote Gentechnik liefert den Patienten „handfeste“, begreifbare Vorteile. Dies zeigt, dass sich die persönliche Abwägung zwischen Nutzen und Risiko bei Verbrauchern keineswegs nach einheitlichen Kriterien richtet. Vielmehr spielt die subjektive Risikowahrnehmung eine zentrale Rolle. In diesem Punkt ist durchaus Selbstkritik angebracht. Denn die Industrie hat es versäumt, von Beginn an offen und transparent mit der Pflanzenbiotechnologie umzugehen. So wurde erst die Anhäufung unbegründeter, aber nun einmal vorhandener Vorurteile ermöglicht, die nur sehr schwer auszuräumen sind. Aus der Sicht der Verbraucher wiegt nichts stärker als das dumpfe Bauchgefühl, egal wie wissenschaftlich die Gegenargumentation geführt wird. Frau Aigners Ansinnen in allen Ehren, aber als oberste Verbraucherschützerin ist es nicht ihre Aufgabe, das dumpfe Bauchgefühl weiter zu füttern und damit die industrielle Forschungsbasis in Deutschland zu torpedieren.

Doch die im Bewusstsein der deutschen Bevölkerung scheinbar besonders verwurzelte Technologieskepsis darf über eines nicht hinwegtäuschen: Es geht mittlerweile um viel mehr als nur einen auf Deutschland beschränkten Trend. Überall in der EU werden Barrieren für die praktische Umsetzung der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Pflanzenbiotechnologie hochgezogen. Das Resultat: Erst Anfang des Jahres hat die BASF die Unternehmenszentrale seiner Biotech-Sparte BASF Plant Science aus dem pfälzischen Limburgerhof in die USA verlegt. In Sachen grüne Gentechnik wird sich der Ludwigshafener Weltkonzern auf die Hauptmärkte in Nord- und Südamerika konzentrieren. Zugleich werden sämtliche Produkte gestoppt, die ausschließlich auf den europäischen Markt ausgerichtet sind.

Klar ist: Auch für die Zukunft bleibt die grüne Gentechnik eine Schlüsseltechnologie. Die Frage ist nur, wo diese Zukunft stattfinden wird. Wenn in weiten Teilen Europas die entsprechende Akzeptanz fehlt, darf es keinen verwundern, dass es aus unternehmerischer Sicht wenig Sinn ergibt, in Produkte zu investieren, deren Kommerzialisierung auf dem europäischen Markt permanent behindert wird.

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