Verdienter Respekt statt geliehener Autorität

Nicht nur persönliche Glaubwürdigkeit, sondern ein hohes Maß an Sachkunde verlangt das Amt vom Kandidaten, soll es seiner Integrationsfunktion entsprechend ausgeübt werden. Verfügt der Amtsinhaber über beides, persönliche und fachliche Autorität, dann ist der Mangel an Amtsautorität in Anbetracht der schmalen Kompetenzausstattung nicht Konstruktionsfehler, sondern entspringt großer politischer Klugheit. Nur, wem Macht aus der Kraft seiner Worte und Taten zuwächst, kann glaubhaft diejenigen kritisieren, deren Macht vom Amt geliehen ist. Genau das war einer der wesentlichen Fehler Wulffs: Er glaubte, sich weiterhin die Macht beim Staate leihen zu können, wo es galt, sie zu verdienen. Deshalb war er nicht der richtige Präsident.

Es ist Joachim Gauck eine glücklichere Hand bei seiner Amtsführung zu wünschen, sieht er sich doch zunächst mit der Hypothek einer kleingeistigen Diskussion um die Amtsausstattung seines Vorgängers belastet. Als noch kritischer mag sich aber herausstellen, dass seine Wahl Produkt genau eines solchen machtpolitischen Kalküls ist, das kraft persönlicher Integrität zu dämpfen seine Aufgabe werden wird. Da lässt sich ein Minister Philipp Rösler am politischen Aschermittwoch mit Blick auf die Rolle der FDP bei der Kandidatenkür zu einem auftrumpfenden und merkwürdig schieflastigen Weißwürstelvergleich hinreißen.

In Anbetracht solcher Verlautbarungen aus Betrieb und Apparat weiß jede Führungskraft: Nichts ist schwerer, als wirkungsvoll zu führen und dabei nicht latent mit der Vorführung des Instrumentenkastens zu disziplinieren. Gute Führung ist vor allem eine Frage des wechselseitigen Respekts.

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