Wer fördert, ist gefordert

Dabei geht es nicht allein um das arbeitsmarktpolitische Interesse der Unternehmen an Fachkräften oder das fiskalische Interesse des Staates. Familienpolitik muss sich ebenso am Interesse der Eltern und vor allem an den Bedürfnissen der Kinder ausrichten.

In ähnlicher Weise muss sich auch die Zuwanderung noch stärker an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientieren. Da ist man auf einem guten Weg, belegt die OECD. Mittlerweile gehört Deutschland zu den Ländern mit den niedrigsten Zuwanderungshürden für hochqualifizierte Fachkräfte: Durch die Einführung der Blue Card der EU wurden die Mindesteinkommensschwellen herabgesetzt. Außerdem ist die längst fällige Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse erleichtert worden. Seit zwei Jahren wandern mehr Menschen nach Deutschland zu als ab.

Das Problem: Nur die Hälfte der qualifizierten Zuwanderer bleibt länger als drei Jahre. Nach wie vor größte Herausforderung für potenzielle Zuwanderer sind die fehlenden Sprachkenntnisse. Hier regt die OECD mehr Investitionen in eine verstärkte Sprachförderung im Ausland an. Hinzu kommt der monetäre Aspekt: Hochqualifizierte Arbeitnehmer verdienen gut, werden aber steuerlich umso stärker belastet. Die zuletzt am Widerstand der Bundesländer gescheiterte Abmilderung der Kalten Progression dürfte Deutschland nicht unbedingt in die Karten spielen. Doch auch die Unternehmen müssen ihre Hausaufgaben erledigen: Nicht in allen Branchen und Berufen gehört perfektes Deutsch zur Grundvoraussetzung für eine Arbeitsaufnahme. Oft fehlt Arbeitgebern schlicht der Wille zur Auslandsrekrutierung. Viele überschätzen den bürokratischen Aufwand – und unterschätzen den Nutzen.

Insgesamt stellt die OECD Deutschland ein mit zahlreichen Verbesserungsvorschlägen gespicktes, aber durchaus positives Zwischenzeugnis aus. Warum schafft es Deutschland dann nicht, zur wesentlich höheren Fachkräftemigration in Skandinavien oder Kanada aufzuschließen? Es fehlt an einer echten Willkommenskultur. Und ein wichtiges Zeichen dieser Kultur ist übrigens die Familienfreundlichkeit, womit sich der Kreis schließt. Ob Bürger, Unternehmen oder Politiker: Alle sind hier gemeinsam in der Pflicht.

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