Keine Angst vor der eigenen Courage

Ist die Rente mit 67 also – bei aller Notwendigkeit – tatsächlich vertretbar? Seit die Anhebung des Renteneintrittsalters vor fünf Jahren verabschiedet wurde, ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Alter zwischen 60 und 64 Jahren laut Bundesagentur für Arbeit von 730 000 auf 1,2 Millionen gestiegen. Ein ordentlicher Anstieg.

Schaut man allerdings auf den Anteil an der Gesamtzahl der Personen in dieser Altersgruppe, offenbart sich ein anderes Bild: Er stieg von 17 Prozent auf 27,5 Prozent. Bliebe es dabei, ein bedingungsloses Festhalten wäre auf Dauer nicht zu vertreten. Doch angesichts des deutlichen Trends in die richtige Richtung darf die Schlussfolgerung zu diesem Zeitpunkt eben kein entmutigtes „Dann vielleicht später“ sein. Vielmehr muss die Devise gerade jetzt lauten: „Wir bleiben dran!“. Noch mehr als bislang müssen wir mit flankierenden Maßnahmen dafür sorgen, dass ältere Arbeitnehmer möglichst lange gesund und produktiv in den Arbeitsprozess eingebunden sind. Dafür ist nicht zuletzt ein Mentalitätswandel in vielen Personalabteilungen nötig. Auch ein durchdachteres Teilrentensystem, das älteren Erwerbstätigen mehr Spielraum bei der zeitlichen Gestaltung ihres Arbeitslebens ermöglicht, wäre ein Schritt in die richtige Richtung. 

Besonders gefordert sind die Branchen, in denen die beruflichen Anforderungen eine Ausdehnung der Lebensarbeitszeit nicht in allen Bereichen zulassen. Wie der Rückzug des Staates durch eine kompensierende Tarifpolitik aufgefangen werden kann, haben die Chemie-Sozialpartner im Tarifbereich mit dem Demografie-Tarifvertrag gezeigt. Für den außertariflichen Bereich hat der VAA mit dem BAVC die Sozialpartnervereinbarung „Führungskräfte im demografischen Wandel“ geschlossen. Diese Vereinbarung gilt es auch weiterhin mit Leben zu erfüllen.

Denn die Herausforderungen, die in Zukunft durch solche Modelle zu bewältigen sein werden, dürften weiter wachsen. Manche unken, im Bereich der Altersvorsorge sei das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht: In einem Zeitungsinterview prognostizierte jüngst der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen Wolfang Franz die weiteren Schritte, die der Sachverständigenrat in Sachen Renteneintritt für notwendig hält: 68 Jahre ab 2045, 69 Jahre ab 2060. Da möchte ich freilich anmerken: Dass die Statistik zwar manches vermag; vor allem, wenn sie selbst erstellt ist, um mit Churchill zu sprechen. Allerdings kann sie wohl kaum die arbeitsmedizinischen Gegebenheiten außer Kraft setzen.

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